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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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doch offensichtlich weiß er nicht, was. Also schließt er ihn wieder und nickt zustimmend. »Machen Sie das Licht an«, sagt er.
    Ich strecke die Hand aus und drücke auf den Lichtschalter.
    »Und jetzt?«, frage ich.
    »Kann ich mich irgendwo hinsetzen?«
    Ich nicke. »Da lang«, sage ich, drehe mich um und gehe los.
    »Machen Sie keine …«
    »Ja, ich weiß«, unterbreche ich ihn. »Das sagten Sie bereits.« Ich führe ihn ins Wohnzimmer. »Ist das okay?«, frage ich.

    »Sicher. Setzen Sie sich auf die andere Seite des Tisches.«
    »Sie müssen sie nicht mit dem Messer bedrohen«, sage ich und starre auf die Klinge, die in den letzten Tagen so vielen Menschen so viel genommen hat. »Ich werde nichts versuchen.«
    »Setzen Sie sich«, wiederholt er, »dann sehen wir weiter.«
    »Haben Sie sie betäubt? Oder schläft sie?«, frage ich und nehme Platz.
    »Ihr geht’s gut«, sagt er und setzt sich ebenfalls. Das Mädchen legt er auf seinen Schoß. »Sind Sie derjenige, der Octavia gefunden hat?«
    Ich nicke.
    »Und wie?«, fragt er.
    »Ich bin zu Tabithas Haus gefahren, um mit ihr zu reden, aber sie hat nicht aufgemacht.«
    »Sie sind also bei ihr eingebrochen?«
    »Hören Sie, Caleb, ich bin viel zu müde und nicht gerade bester Laune, wie wär’s also, wenn Sie mir einfach sagen, was Sie wollen?«
    »Sie sind nicht der Einzige hier, der müde ist.«
    »Ja, aber ich bin der Einzige hier, der nicht ein Mädchen mit dem Messer bedroht. Was wollen Sie?«
    »Im Moment möchte ich, dass Sie mir erzählen, warum Sie zu Tabitha gefahren sind.«
    »Weil Sie Ariel Chancellor einen Brief geschrieben haben, in dem stand, dass sie Victoria Brown ins Koma befördert hat.«

    Er denkt darüber nach, während er unablässig nickt. »Das war dumm von mir«, sagt er.
    »Richtig«, sage ich. »Und nicht nur das, sondern auch das hier«, sage ich mit ausgebreiteten Armen, »das alles hier ist dumm. Sie tun den falschen Menschen weh.«
    »Nein. Es sind die richtigen. Bis jetzt ist kein Unschuldiger gestorben.«
    »Was verdammt noch mal ist mit Ihnen los? Vier Menschen sind gestorben«, sage ich. »Drei davon haben lediglich ihren Job gemacht, einen kannten Sie nicht mal.«
    »Sie hätten ihren Job eben nicht auf diese Weise machen sollen«, sagt er. »Und dieses andere Arschloch hätte seinen Schwanz in der Hose behalten sollen. Was passiert eigentlich mit Tabitha, jetzt wo Sie wissen, was sie getan hat?«
    Ich zucke die Achseln. »Das liegt nicht in meiner Macht«, erkläre ich.
    »Wollen Sie, dass sie ins Gefängnis wandert?«
    »Nein.«
    »Warum?«
    »Weil es sinnlos wäre«, sage ich. »Was sie getan hat, war –«
    »Illegal«, sagt er. »Sie hätte fast eine Frau getötet. In gewisser Weise hat sie das sogar. Und Sie wollen, dass Sie damit durchkommt, weil es aus Rache war.«
    »Ganz und gar nicht«, sage ich.
    »Nein? Warum dann?«
    Ich weiß keine Antwort.
    »Bei den anderen ist es dasselbe«, sagt er. »Für mich jedenfalls. Ich tue es wie sie aus Rache.«

    »Und was ist mit Brad Hayward? Mit seinen Kindern? Haben die Ihre Rache auch verdient?«
    Diesmal ist es er, der keine Antwort weiß.
    »Ich habe sonst keinen Menschen mehr«, sagt er schließlich.
    »Und sie?«, frage ich und deute mit dem Kopf auf Katy. »Werden Sie ihr auch wehtun, um sich zu rächen?«
    »Falls es nötig ist. Aber es muss nicht so weit kommen, wenn Sie mir helfen.«
    »Wie soll ich Ihnen helfen?«
    »Haben Sie den Mann getötet, der Ihre Tochter umgebracht hat?«
    »Er hat das Land verlassen.«
    »Haben Sie ihn getötet?«
    »Nein.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Das ist mir egal.«
    »Sie haben drei Menschen getötet«, sagt er. »Ich fünf. Und alle waren sie schlechte Menschen.«
    »Ich habe einen Menschen getötet«, sage ich, obwohl es genau genommen vier waren. »Und Sie sechs. Darunter einen Polizeibeamten. Er war ein guter Mensch.«
    »Ich weiß«, sagt er, »und ich bedaure es sehr. Aber ich habe dafür bezahlt. Wir sind gar nicht so verschieden, wissen Sie? Wir bestrafen Menschen, die Böses getan haben.«
    »Nehmen Sie das Messer runter«, sage ich. »Wir stehen auf entgegengesetzten Seiten.«
    Er tut es.

    »Wir beide sind verschieden«, erkläre ich, weil mir sein Vergleich nicht gefällt. »Sehr verschieden sogar.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, sagt er. »Wenn es Ihre Tochter gewesen wäre, hätten Sie mit James Whitby das Gleiche getan.«
    Ich zeige ihm nicht, was ich denke, aber natürlich hätte ich es getan.

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