Haus des Todes
Fotos, nur Tapeten, die sich an den oberen Rändern lösen. Die Einrichtung im ganzen Haus sieht aus, als hätte sie schon dreißig Jahre auf dem Buckel. An den Türen ist der Teppich ausgefranst, von einer Katze, die hier mal gelebt hat oder immer noch lebt.
In diesem Moment klingelt mein Handy. Es ist Schroder. »Ich habe ein bisschen rumtelefoniert«, sagt er.
»Und?«
»Ich habe mit Barlow gesprochen«, sagt er, und er klingt panisch. »Ich habe ihm erzählt, was passiert ist. Er wollte es nicht glauben. Das gehe über das hinaus, wozu er Cole für fähig hielt. Er meinte, die Tatsache, dass er Katy einen Finger abgeschnitten hat, werfe all unsere Überlegungen über den Haufen.«
»Was schlägt er vor?«
»Nichts. Ich meine, warum sollte er was vorschlagen? Er würde seine Karriere riskieren. Also habe ich Stevens angerufen.«
»Und?«
»Er hat gesagt, dass du Mrs. Whitby nichts antun darfst. Sonst nichts. Ihm ist auch nichts Besseres eingefallen, wahrscheinlich aus demselben Grund wie Barlow. Wenn er einen Vorschlag macht, könnte er seinen Job verlieren. Er hat gesagt, weitere Kollegen seien unterwegs zu dir. Und ich solle mich dort nicht blicken lassen.«
»Die Zeit ist fast um«, sage ich.
»Ich weiß, ich weiß.«
»Er wird sie töten«, sage ich. »Er wird ihr die Finger abschneiden und ihr dann das Messer in die Brust rammen.«
»Ich weiß.«
»Wir dürfen das nicht zulassen.«
»Verdammt, Tate, geh nicht allein in das Zimmer. Das ist eine Anweisung.«
»Von einem Freund?«
»Warte … warte einfach auf mich, okay? Ich bin fast da. Nur noch ein paar Minuten.«
»Okay.«
»Ich mein’s ernst, Tate. Warte auf mich.«
»Mach ich.«
»Versprich’s mir.«
»Ich versprech’s.«
»Gib mir mal den Officer.«
Ich reiche dem Kollegen das Handy. Er nimmt es an Ohr und lauscht, sagt »okay«, während er nickt, dann gibt er es mir zurück. »Man hat mich gerade abgezogen«, sagt er.
»Was?«
»Cole kommt nicht hierher. Es gibt keinen Grund mehr hierzubleiben.«
Er wirft mir einen erleichterten Blick zu. Er hat keine Ahnung, was hier vor sich geht, aber er weiß, dass es etwas Schlimmes ist, und er hat gerade erfahren, dass er und sein Partner nichts damit zu tun haben werden. Er geht den Flur hinunter ins Wohnzimmer. Ich höre, wie er seinem Partner mitteilt, was man ihm gerade gesagt hat, dann zuckt er mit den Schultern. Was sein Partner erwidert, kann ich nicht verstehen. Einen Moment später treten die beiden ins Freie. Sie schließen gerade die Haustür hinter sich, als draußen ein weiterer Wagen vorfährt.
Ich schaue zur Schlafzimmertür, dann auf meine Uhr. Mir bleiben noch drei Minuten. Da wird die Haustür geöffnet, und Schroder kommt herein. Ich kann meinen Wagen draußen am Straßenrand sehen. Ich bin mit seinem gefahren, also muss jemand Schroder zum Revier mitgenommen haben, wo er in meinen Wagen umgestiegen ist. Er trägt eine kurze Hose und sein Schlafanzugoberteil, und er ist barfuß. Er schnauft. Seine Hände zittern, aber wohl nicht aus Angst oder weil ihm kalt ist, es scheint eher, als stünde er unter Strom. Er kaut eine weitere von seinen Tabletten. Und er trägt wie immer seine Waffe.
»Sind wir alleine?«, fragt er, während seine Augen nach links und rechts wandern.
»Bis auf Mrs. Whitby. Warum hast du die Pistole dabei, Carl? Cole ist nicht hier.«
»Ist sie da drin?«, fragt er und nickt hinüber zur Schlafzimmertür.
»Yep. Die Pistole, Carl?«
»Das Mädchen«, sagt er und ignoriert weiter meine Frage. »Wird Cole sie wirklich töten?«
»Ich weiß es nicht. Er wird ihr auf jeden Fall die Finger abschneiden. Da bin ich mir sicher.«
»Ich auch«, sagt er. »Wenn er fähig ist, einen abzuschneiden, dann bestimmt auch zehn.« Schroder deutet mit dem Kopf erneut auf die Schlafzimmertür. »Was für ein Miststück. Mrs. Whitby. Ich kann mich noch an sie erinnern. Ich weiß noch, wie ich mit ihr gesprochen habe. Schlimmer geht’s nicht«, sagt er. »Hast du dir die Fallakte mal angesehen?«
»Sie ist ein Monster«, sage ich.
»Eins von der schlimmsten Sorte«, sagt er und starrt mich an, und ich kann förmlich die elektrische Ladung spüren, die aus ihm herausströmt. Die Haare auf seinem Arm haben sich aufgerichtet, und er kaut immer noch an der Tablette. Seine weit aufgerissenen Augen wandern unruhig hin und her.
»Sie hat ihren Sohn ins Koma geprügelt«, sage ich.
»Sie hat mit dem Bügeleisen auf ihn eingeschlagen.«
»Er hätte dabei
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