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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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Arztrechnungen und meiner eigenen Unkosten ist es wohl nur noch eine Frage von Monaten, bis ich mein Haus los bin. Bridget erzähle ich nichts davon. Ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen macht, falls sie es doch irgendwie versteht. Eigentlich sollte der betrunkene Autofahrer,
der es zu verschulden hat, dass meine Frau in diesem Zustand ist, für die Arztkosten aufkommen müssen, doch so läuft das nicht in dieser Welt. Er hat erst die Verantwortung für seine Tat übernommen, als ich ihn mit Schaufel und Pistole bewaffnet an den Arsch der Welt verfrachtet und dazu gebracht habe, um Vergebung zu flehen. Die ich ihm aber nicht gewähren konnte. Ich ziehe einen Stuhl zu Bridget heran, nehme ihre Hand und bleibe eine halbe Stunde bei ihr.
    Als ich wieder aufbreche, werde ich von Müdigkeit übermannt, und mir wird klar, dass ich seit fünf Uhr morgens auf den Beinen bin, seit ich ein Hotel nach dem anderen abgeklappert habe, um Lucy Saunders aufzuspüren. Aber ich bin nicht nur müde  – denn was mich davon abhält, einzuschlafen und gegen einen Laternenpfahl zu fahren, ist ein bohrendes Hungergefühl, so heftig, als wären ihm Klauen gewachsen, mit denen es sich den Weg aus meiner Magengrube gräbt. Vielleicht ist es also gar nicht so dumm, nach Hause zu fahren, denn ich muss diesem bohrenden Gefühl nachgeben und biege in das Drive-in einer Fast-Food-Kette ein. Vor mir stehen mehrere Autos, und ich vertreibe mir die Zeit mit dem Versuch, wach zu bleiben. Schließlich kann ich meine Bestellung aufgeben, und der Bursche, der mir mein Essen reicht, sieht aus, als vertreibe er sich die Zeit mit dem Versuch, sämtliche Burger, die am Ende eines Tages übrig sind, in sich hineinzustopfen. Ich fahre zu einem Parkplatz und hocke in der Dunkelheit, während ein Tag zu Ende geht und ein neuer beginnt. Mein Wagen ist der einzige weit und breit.
Mein Mitternachtssnack hat sich in seine Bestandteile aufgelöst, bevor ich ihn überhaupt angerührt habe, außerdem hat der Burger den Geschmack der Pappschachtel angenommen. In kürzester Zeit habe ich ihn zusammen mit dem Getränk verputzt  – gut investierte zehn Dollar, denn ich bin jetzt ein wenig munterer. Ich sitze im Wagen und denke über die zwei toten Männer nach. Beide waren sie im Ruhestand. Es gibt bestimmt etwas, was sie verbindet. Vielleicht bleiben sie die einzigen Opfer, vielleicht werden es noch mehr. Und die zukünftigen Opfer, möglicherweise ebenfalls Rentner, haben alle eine Verbindung zu einem bestimmten Ereignis in der Vergangenheit. Es gibt zwar einige Anhaltspunkte, aber sie sind noch zu vage, um Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Als ein anderer Wagen auftaucht, mache ich mich wieder auf den Weg. Das Auto kommt mit ausgeschalteten Scheinwerfern direkt auf mich zu. Ich weiche ihm aus. Vielleicht noch ein Privatdetektiv, der hierherfährt, um einen Burger zu essen, oder ein paar Jugendliche, die ein wenig rumfummeln wollen.
    Ich biege wieder auf die nasse Straße, und wie so oft zu dieser nächtlichen Stunde denke ich an meine Frau und an meine Tochter, und ich merke, wie sich meine Stimmung allmählich verfinstert. Manchmal fange ich an zu weinen, selbst heute noch, drei Jahre nach dem Unfall. Ich bin jetzt nicht mehr müde und habe auch keinen Hunger mehr  – manchmal fühle ich in diesem Zustand überhaupt nichts. Ich streiche mit dem Finger über meine Augen, bevor noch Tränen herunterkullern, und
plötzlich verspüre ich einen inneren Drang, meine Tochter aufzusuchen, um mich davon zu überzeugen, dass sie in Sicherheit ist. Ich fahre zum Friedhof und parke bei der Kirche neben einem anderen Wagen. Während ich mir durch den Nieselregen den Weg zum Grab meiner Tochter bahne, denke ich an die beiden Männer und frage mich, was oder, genauer gesagt, wen sie gemeinsam hatten.

Kapitel 9
    Calebs Frau wird sich über die Blumen nicht freuen. Zum Schluss hat sie ihn gehasst, keine Frage, sonst hätte sie ihn nicht verlassen. Sie hat so getan, als wäre es seine Schuld gewesen, alles, der Tod ihrer Tochter, und all das Blut, das er im Schlachthof vergossen hat. Er musste das tun, konnte sie das nicht verstehen? Er musste seine Familie beschützen, als Vater, als Ehemann und als Mann. Und wenn das nicht möglich war, dann musste er jemanden dafür büßen lassen. Das liegt einem in den Genen. Also hat er Blumen für sie dabei und Blumen für sein Kind. Mein Gott, wie sehr sie ihm fehlen. Wenn er könnte, würde er alles anders machen, würde sie in

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