Haus des Todes
neunzehn Jahre zurück. Oder es ist ihm passiert, als er neunzehn Jahre alt war.«
»Vielleicht hat er auch neunzehn Leute auf seiner Liste stehen«, wirft Schroder ein.
Bei der Vorstellung stöhnen fast alle im Raum kollektiv auf. Einige denken vielleicht auch, wir könnten noch von Glück reden, wenn nach neunzehn Schluss ist.
»Ja, ja«, sagt Stevens und nickt. »Oder die Opfer haben jemanden verletzt, in den der Täter mit neunzehn verliebt war, oder die Person sogar getötet.«
»Oder sie haben ihn neunzehn Jahre seines Lebens gekostet«, sage ich. »Vielleicht hat die Zahl neunzehn auch mit Geld zu tun, schließlich sind Buchhalter und Anwälte unter den Toten.« Ich verkneife mir die Bemerkung, dass nur tote Anwälte und Buchhalter gute Anwälte und Buchalter sind. »Vielleicht haben sie ihn neunzehntausend Dollar gekostet oder hundertundneunzehntausend, oder neunzehn Jahre Knast.«
»Okay, möglich, dass an der Sache was dran ist, vielleicht aber auch nicht«, sagt Stevens. »Detective Schroder.« Er wendet sich Carl zu. »Ich möchte, dass Sie, sobald diese Besprechung vorbei ist, die Gerichtsmedizin aufsuchen und klären, ob an Tates Theorie was dran ist.«
Dann wendet sich Stevens wieder uns zu, nickt mit dem Kopf, was ich nicht ganz deuten kann, tritt zur Seite und überlässt Schroder das Feld. Er hustet in die Hand, und nachdem er mich eine Sekunde lang fixiert hat, richtet er den Blick auf die anderen. Und jetzt leistet uns in diesem frühmorgendlichen Albtraum auch die Sonne Gesellschaft; ihr Licht fällt durch das Fenster auf Schroder, gerade als er das Wort erheben will. Ein anderer Detective steht auf und lässt eine der Jalousien herunter.
Schroder gibt uns einen Überblick der aktuellen Maßnahmen. Es sind Streifenwagen unterwegs, seit die zweite Leiche gefunden wurde, die in sämtlichen Vierteln nach Verdächtigem Ausschau halten. Das ist mehr oder weniger alles, was sie tun können, bis wir zwischen den Opfern eine Verbindung hergestellt haben. Schroder setzt uns davon in Kenntnis, was wir bislang herausgefunden haben, und das ist leider nicht viel. Er teilt uns für die verschiedenen Tatorte und Zeugen in mehrere Gruppen auf. Einige Detectives sollen die Anwälte unter die Lupe nehmen, zwei die alten Mandantenakten von Opfer Nummer eins durchsehen und zwei andere die von Opfer Nummer vier. Dazu benötigen sie einen Durchsuchungsbescheid. Anwaltskanzleien rücken nur ungern Informationen heraus. Und es gibt niemand Unangenehmeres als Rechtsanwälte,
wenn man mit einem Durchsuchungsbescheid anrückt, denn sie legen gegen alles Widerspruch ein. Da muss jedes Detail stimmen. Sollte die Antwort irgendwo dort in den Mandantenakten schlummern, wird es schwer werden, an sie heranzukommen, aufgrund der anwaltlichen Schweigepflicht vielleicht sogar unmöglich. Wir werden den ganzen Tag Leute befragen, und die Detectives werden in der Vergangenheit anderer Menschen herumwühlen, um herauszufinden, was sie miteinander verbindet. Einige werden die Schülerakten von Albert McFarlane durchsehen und sie mit den Vorstrafenregistern abgleichen. Jeder im Raum ist scharf auf eine Aufgabe. Mir gibt Schroder keine. Als wir fertig sind, erheben sich alle von ihren Plätzen und gehen Richtung Tür, doch als Schroder erneut das Wort ergreift, bleiben sie noch einmal stehen.
»Eins noch«, sagt er. »Wir haben erfahren, dass sich heute Abend an verschiedenen Stellen der Stadt einige dieser Autofreaks zusammenrotten.« Die Detectives stöhnen abermals kollektiv auf. »Das heißt, dass die Straßen dicht sein werden. Dass die Streifenwagen nur langsam vorwärtskommen und eine Fahrt von A nach B länger als sonst dauert. Es werden schätzungsweise über zweitausend sein. Zweitausend Fahrzeuge, die aus reiner Provokation durch die Stadt zuckeln, es ist echt nervig. Warum sie das tun, erschließt sich wohl nur einem Jugendlichen. Aber um Himmels willen, erschießt sie nicht.« Keiner weiß, ob das ein Scherz sein soll. »Behaltet es im Hinterkopf«, sagt er, »und kalkuliert es mit ein.«
Dann setzen sich alle wieder in Bewegung. Einige von den Detectives klopfen mir auf die Schulter, die anderen nicken mir auf dem Weg zur Tür zu. Ich erhebe mich und trete an die Wand des Todes, um die Fotos zu betrachten.
Stevens starrt mich ein paar Sekunden an und kommt dann herüber. Ich rechne mit einer Ermahnung, der Versauen-Sie’s-nicht -Ermahnung, gefolgt von der Eigentlichsollten-Sie-gar-nicht-hier-sein
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