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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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eigenen Männer zu Grabe getragen, und das setzt uns ganz schön zu.« Er richtet den Blick auf einen leeren Stuhl im vorderen Bereich, wo Landry offensichtlich immer saß. Wir folgen seinem Beispiel, und ich frage mich, ob sich Stevens letzte Nacht den neusten Cop-Streifen angesehen hat, um sich Ideen für seine Ansprache zu holen. »Wir sind ziemlich unterbesetzt, und es kann gut sein, dass wir morgen um diese Zeit vier Leichen mehr haben.«
    Gemurmel macht sich breit, und ich stimme mit ein. Vier weitere Leichen heute und morgen vielleicht noch ein paar mehr. Es fällt schwer, sich seinen Optimismus zu bewahren, wenn sich ein bestimmtes Handlungsmuster abzeichnet, ohne dass man genau weiß, wohin es führt.
    »Inzwischen haben wir die Untersuchungsergebnisse zu den ersten beiden Opfern, die zugleich die ältesten sind. Sie weisen mehrere Stichwunden auf«, sagt er, und durch meinen Kopf hallt Jonas’ Stimme und nennt mir die genaue Anzahl. »Bei Opfer Nummer eins sind es neunzehn, wie viele es bei Nummer zwei sind, erfahren
wir später. Opfer Nummer drei weist lediglich eine Stichwunde auf und keinerlei Verletzungen, die auf einen Kampf schließen lassen. Außerdem gibt es einen vorläufigen Bericht zum vierten Opfer, in dem mindestens ein Dutzend Wunden aufgeführt sind, und auch hier gibt es keine Abwehrverletzungen. Opfer Nummer drei weicht vom üblichen Muster ab, im Gegensatz zu den anderen handelte es sich bei ihm offensichtlich um einen spontanen Überfall. Der Mörder hat es geschafft, heimlich und unbemerkt in zwei Seniorenkomplexe und ein Pflegeheim einzudringen, Opfer Nummer drei dagegen hat er in dessen Garage erstochen, während seine Frau und seine Kinder im Haus waren. Dort haben wir es mit nur einer Stichwunde zu tun, und es gibt auch keine Botschaft wie bei den anderen. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten  – der Mord an Brad Hayward folgt einem anderen Muster, oder aber der Mörder wurde gestört, bevor er mit ihm fertig war. Wir haben einen toten Buchhalter, einen toten Lehrer und zwei tote Anwälte  – einer davon Strafverteidiger, der andere spezialisiert auf Familienrecht. Und bis jetzt gibt es keine Verbindung zwischen ihnen. Irgendjemand muss etwas gesehen haben, irgendjemand muss etwas wissen. Niemand fängt ohne Grund an, Leute zu töten«, sagt er, und das stimmt. Menschen töten für Geld, aus Liebe oder aus Rache. Sie töten andere Menschen, weil es sie befriedigt oder weil sie Stimmen von Gott hören. All das sind Gründe. Oder man bringt jemanden um, weil man seine Uhr haben will. Es sind eben nicht immer Gründe, die wir verstehen.

    Stevens dreht sich zur Tafel um und deutet auf eine vergrößerte Aufnahme von der Botschaft auf der Stirn des ersten Opfers. Die Filzstiftlinien auf der Haut sind nicht durchgezogen  – an den Falten sind sie unterbrochen, vereinzelt gibt es winzige Lücken. Die Stirn ist voller Blut, und auf der Seite, wo sie mit dem Ärmel oder einem Lappen abgewischt wurde, um den Untergrund zum Schreiben zu säubern, sind Schmierstreifen zu sehen.
    »›Es war dir egal‹«, sagt Stevens. »Irgendjemand war wütend auf das Opfer, fühlte sich von ihm im Stich gelassen, war der Meinung, Herbert Poole sei schuld daran, dass sich Dinge in der Vergangenheit anders entwickelt haben, als er es sich erhofft hat.«
    Er deutet auf ein ähnliches Foto von der Stirn des dritten Opfers. Es ist dieselbe Handschrift, und auch hier gibt es winzige Lücken, ist der Stift über die Falten gehüpft, und auch hier ist das Blut verschmiert, wo der Untergrund gesäubert wurde. »›War es das wert?‹«, fragt Stevens. »Inklusive Fragezeichen. Was meint er mit ›es‹? Die Sache, bei der ihn auch Herbert Poole im Stich gelassen hat?« Dann wendet er sich Opfer Nummer vier zu, es ist ein ähnliches Foto mit der gleichen Handschrift, aber da Victoria Browns Haut weniger Falten hat, ist die Botschaft besser zu lesen. »›Du hast dich schuldig gemacht.‹ Was auch immer Opfer Nummer eins und zwei unserem Mörder angetan haben, er hatte das Gefühl, dass Opfer Nummer vier es zugelassen hat.« Stevens dreht sich wieder zu uns um. »Hört zu, Leute. Wir stehen mächtig unter Druck, durch die Medien, unsere Mitbürger und die Familien der
Opfer. Ich habe ihnen versprochen, dass wir ihnen Antworten liefern, und ich werde mein Versprechen halten, darauf könnt ihr Gift nehmen. Darum werdet ihr euch den Arsch aufreißen, auch darauf könnt ihr Gift nehmen. Wir werden der Sache

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