Haus des Todes
gesprochen habe, und sie könnten beide meine Aufregung verstehen, aber ich dürfe nichts erwarten. Und er hoffe, mich nachher bei meiner Frau zu sehen.
Wir schauen uns weiter im Haus um, doch ich kann mich nicht richtig konzentrieren, denn ich muss die ganze Zeit daran denken, dass sich bei Bridget vielleicht etwas tut, auch wenn sonst niemand daran glaubt. Vierzig Minuten später bekommt Schroder den entscheidenden Anruf. Der Durchsuchungsbefehl wurde bewilligt.
Gerade als er auflegt, tritt Detective Kent zu uns. Sie lächelt uns beide an, nickt und sagt: »Ich habe Neuigkeiten. Das Kindermädchen war sehr gesprächig. Vor sechs Monaten hat Erin Stanton ihre Familie mir nichts, dir nichts verlassen. Offensichtlich hatte sie Probleme mit dem Baby. Es war sehr viel schlimmer als die übliche Wochenbettdepression, die man so kennt. Stanton wollte ihr etwas dagegen verschreiben, aber sie hat das abgelehnt. Er hat versucht, sie davon zu überzeugen, mit jemand anders darüber zu reden, doch die Vorstellung behagte ihr nicht. Sie hat ihre eigene Lösung gefunden. Übers Internet hat sie sich mit einem zehn Jahre jüngeren Mann verabredet und ihr altes Leben hinter sich gelassen. Stanton ist deswegen immer noch verbittert. Das Kindermädchen meinte, sie habe nie erlebt, dass er gegenüber dem Baby auch nur die
geringste Zärtlichkeit gezeigt habe. Die beiden anderen Kinder liebe er, ja, für sie würde er alles tun, aber das Baby schaue er nur an, wie man eine Pizza anschaut, von der man nicht weiß, ob man sie überhaupt bestellt hat. Das Kindermädchen arbeitet seit sechs Monaten hier«, sagt Kent. »Sie wurde eingestellt, nachdem die Ehefrau ihre Familie verlassen hat. Sie meint, im Haus herrsche das reinste Chaos. Ohne Kindermädchen würde hier alles drunter und drüber gehen. Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber hier hängt kein einziges Foto von Octavia.«
»Hat inzwischen jemand die Ehefrau oder ihren Freund erreicht?«, fragt Schroder.
»Ich dachte, Sie wollten sich darum kümmern«, sagt Kent und reicht ihm einen Notizblock. Schroder kritzelt die Nummer der Ehefrau hinein.
»Und der Freund?«
»Das Kindermädchen weiß nichts über ihn, nur dass er jünger ist und wie sich die beiden kennengelernt haben. Ich werde mit einigen ihrer Freunde und Angehörigen reden und sehen, was ich sonst noch in Erfahrung bringen kann.«
»Okay, gute Arbeit«, sagt Schroder, und Detective Kent lächelt uns beide an, bevor sie wieder nach draußen geht.
»Was denkst du?«, fragt er.
»Ich denke, dass du ein verheirateter Mann bist«, sage ich, während wir ihr beide nachschauen.
»Ha. Der war gut, Theo. Das hab ich nicht gemeint, wie du ja wohl weißt.«
Ich wende mich wieder zu ihm um. »Gut möglich, dass
der Grund für Stantons Flucht nichts mit der Ermordung der anderen Opfer zu tun hat. Jedenfalls hat er das Haus nicht freiwillig verlassen, vielleicht hat seine Flucht mit seiner Frau oder ihrem Freund zu tun.«
»Ja, das denke ich auch.«
Einer der Beamten betritt das Zimmer und schaut sich um, und als er uns bemerkt, kommt er zu uns herüber. Er hat eine aufgeplatzte Lippe, die teilweise verheilt ist, und ein blaues Auge, das langsam verblasst; wahrscheinlich hat er sich das letzte Woche bei einer Verhaftung zugezogen, oder er war scharf auf seine Frau, und sie war nicht in Stimmung. Oder erst recht.
»Wir haben einen Wagen gefunden«, sagt er. »Da hinten.« Er deutet mit dem Kopf auf die Absperrung, hinter der sich immer mehr Medienvertreter versammeln. »Zwischen den Leuten.«
»Und er gehört keinem von ihnen?«
»Laut dem Besitzer des Hauses, vor dem er parkt, stand er schon dort, als er heute Morgen aufgewacht ist. Er hat keine Ahnung, wem er gehört. Wir haben in den Nachbarhäusern nachgefragt. Keiner hat ihn je hier gesehen. Außerdem, wenn man sich die Gegend hier so anschaut, der Wagen passt einfach nicht hierher. Also haben wir das Nummernschild überprüft – er gehört einem Burschen namens Donald Shrugs. Keinerlei Vorstrafen, und der Wagen wurde auch nicht als gestohlen gemeldet.«
Donald Shrugs. Ist das der Mann, nach dem wir suchen? Plötzlich spüre ich Erregung in mir aufsteigen, und Schroder schaut mich an.
»Hör zu, Tate, da muss nichts dran sein, vielleicht hat ihn Donald Shrugs hier nur geparkt, und er selbst hockt in einem der anderen Häuser irgendwo in diesem Block, oder er wurde gestohlen, und er weiß es nur noch nicht, oder Donald Shrugs ist der Mann, der
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