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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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anderen Seite der Leitung herrschte Schweigen. Dann kam ein
deutliches: »Nein, das wusste ich nicht. Wir waren uns immer einig, dass
Raphaela allein durchs Leben kommen muss. Das war unser klares Prinzip. Und was
war das mit dieser Stiftung? Fünfhundert Euro jeden Monat? Ich fasse es nicht.«
    »Was gibt es dagegen zu sagen?«, fragte Morgenstern.
    »Rupert hat die Familie finanziell immer äußerst knappgehalten. All
die Jahre. Wissen Sie, was Aurelius zu seinem achtzehnten Geburtstag von ihm
bekommen hat?«, fragte sie. »Einen Karton Frankenwein. Sechs Flaschen. Das
war’s.«
    Keine fünf Minuten später, nach einem kurzen Anruf beim Stadtbauamt,
fuhren Morgenstern und Hecht mit ihrem Dienst-Audi nach Eichstätt.
    Sie stellten den Wagen am verkehrsberuhigten Marktplatz, unmittelbar
vor dem Eingang des Rathauses, ab. Hecht sah die Fassade des rot gestrichenen
Gebäudes empor. Blumenkästen schmückten alle Fenster. Der gotische Bau glänzte
zum Marktplatz hin mit einem geschwungenen Giebel, dahinter ragte ein Turm in den
Himmel, in dem eine Glocke hing – als ob Eichstätt mit seinen vielen
Kirchen nicht schon genug Türme und Glocken gehabt hätte, dachte Morgenstern.
Aber die stolze Bürgerschaft hatte einstmals, als sie im Mittelalter ihr
Rathaus baute, ein selbstbe-wusstes Zeichen gegenüber dem Fürstbischof setzen
wollen.
    Durch ein schmuckloses Treppenhaus stiegen sie in den zweiten Stock,
in dem das Stadtbauamt residierte. Im Flur hingen Baupläne der verschiedenen
Eichstätter Großprojekte an den Wänden. Am westlichen Ende des Gangs stand ein
hölzernes Stadtmodell in einem Plexiglaskasten, drei Meter breit, zwei Meter
tief. Interessiert ging Morgenstern hinüber.
    »Schau mal«, sagte er zu Hecht. »Das ist die Eichstätter Innenstadt,
und da ist jedes einzelne Haus nachgebildet.« Er suchte angestrengt, dann hatte
er gefunden, was er Hecht zeigen wollte. »Hier, das ist das Haus, das Fiona und
ich uns angesehen haben«, sagte er.
    »Gute Lage«, sagte Hecht. »Aber gibt es auch eine Garage?«
    »Lässt sich einbauen«, sagte Morgenstern freudig. »Da kann ich sogar
mein Motorrad unterstellen.«
    »Welches Motorrad?«, fragte Hecht überrascht.
    »Na, das, das ich mir dann kaufe.«
    Hecht sah ihn von der Seite an. »Hiermit genehmige ich dir täglich
ein Bayernlos«, sagte er. »Und nie die Hoffnung verlieren.«
    Eine Stimme von hinten sagte plötzlich: »Sind Sie die Herren von der
Kriminalpolizei?«
    Die beiden drehten sich um und sahen einen hageren, großen Mann mit
ergrautem Bürstenhaar, schwarzer Jeans und einem eng anliegenden schwarzen
Rollkragenpullover. Das dicke Brillengestell aus Kunststoff: schwarz.
    Morgenstern musste schlucken. »Mein herzliches Beileid«, sagte er
reflexartig. Dieser Mann, so schien ihm, war in tiefer Trauer um den
verstorbenen Freund und ließ das seine Umwelt mit seiner Kleidung wissen. »Sie
tragen Trauer. Der Tod von Rupert Ledermann muss Sie sehr getroffen haben«,
sagte er mit einer Extraportion Mitgefühl in der Stimme.
    »Wie bitte?«, fragte der Stadtbaumeister.
    »Äh, ich dachte, weil Sie Schwarz …« Morgenstern entnahm dem
Blick des Stadtbaumeisters, dass er falschlag. Und ihm fiel ein, dass auch
Apple-Gründer Steve Jobs immer ganz in Schwarz durchs Leben gegangen war.
    Baisler sah an sich herab. Für einen Moment lächelte er. »In der Tat
geht mir dieser Todesfall nahe. Aber was meine Kleidung betrifft, irren Sie
sich. Architekten tragen mit Vorliebe Schwarz, das ist fast schon eine
internationale Konvention, der Dresscode unseres Berufsstands.«
    Er reichte Morgenstern und Hecht die Hand, der Druck war weich und
unverbindlich.
    »Baisler«, stellte er sich vor. »Erich Maria Baisler.« Er zeigte auf
das hölzerne Stadtmodell. »Ich trage hier in der Stadt die Verantwortung dafür,
dass sich an diesem Modell nicht zu viel ändert, und wenn, dann nur zum
Positiven.«
    Hecht sprang umgehend auf diesen Zug auf. »Herr Morgenstern hat mir
gerade ein Haus gezeigt, das er sich kaufen möchte. Hier, dahinten.«
    Es dauerte eine Weile, bis klar war, welches der
streichholzschachtelkleinen Modellbauhäuser Hecht meinte. Erst als Morgenstern
die Adresse nannte, wusste Baisler, worum es ging.
    »Ach wirklich?«, sagte der Stadtbaumeister. »Das wäre wirklich
verdienstvoll, wenn sich dafür endlich jemand finden würde.« Er sah Morgenstern
freudig an, machte allerdings für einen Moment den Eindruck, als ob er an diesem
Bauherrn gewisse Zweifel hegte.
    »Ein

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