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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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sagte Morgenstern, blieb stehen und wandte
sich an die Schaulustigen. »Ist einer von Ihnen der Mesner oder die Mesnerin
dieser Kapelle?«
    Eine etwa fünfundsiebzigjährige Frau, rundlich, mit einer dunkelblauen
Strickweste, Rock und Filzpantoffeln an den bloßen Füßen, meldete sich, als
wäre sie in der Schule. »Das bin ich«, sagte sie. »Bauer, Katharina.«
    »Aha, Frau Bauer. Können wir uns vielleicht kurz unterhalten? Ich
bin von der Kripo Ingolstadt.«
    Die Menge nahm diese Auskunft mit einem interessierten Kopfnicken
und anschwellendem Wispern zur Kenntnis. Morgenstern ging mit der Mesnerin auf
die andere Straßenseite.
    »Der Friedhof war heute Nacht offen, Frau Bauer. Und die Kapelle hat
zwei Türen. Eine vorn zur Straße und eine an der rückwärtigen Seite, auf dem
Friedhof. An der Friedhofsseite steckte von außen der Schlüssel. Ist das
üblich?«
    Die Mesnerin sah Morgenstern empört an. »Ich habe das Tor am Abend
um acht Uhr höchstpersönlich zugesperrt. Mein Mann kann das bezeugen. Aber es
ist ein ganz einfaches Schloss. Das bringt jeder Depp mit einem Stück Draht
auf, wenn er will.«
    »Und wie erklären Sie sich, dass im Schloss der Schlüssel steckt?«
Morgenstern fixierte die Frau.
    »Ich weiß es nicht. Da darf niemand rein, hat mir die Firma gesagt.
Das muss alles hundertprozentig verschlossen sein, weil doch gerade der Käfer
vergast wird.«
    »Das haben wir leider persönlich festgestellt.« Morgenstern hustete
demonstrativ. »Der Mann, der gerade abtransportiert worden ist, ringt mit dem
Tod.«
    Die Mesnerin hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. »Ich war’s
nicht«, sagte sie. »Ich habe den Schlüssel nicht stecken lassen. Ich gehe
sowieso immer nur durch die Vordertür.«
    »Wer hat noch einen Schlüssel für diese rückwärtige Tür?«, fragte
Morgenstern. »Viele wird es da wohl nicht geben?«
    »Es gibt nur einen einzigen anderen. Und den hat diese
Schädlingsbekämpfungsfirma. Die Firma Romanowski. Ich selber finde das alles
viel zu gefährlich mit dem giftigen Gas. Aber die Oberen haben das so
entschieden.« Sie zeigte mit dem Finger gen Himmel, um Morgenstern zu
demonstrieren, welch mächtige Gremien sich da in die Renovierung ihrer
geliebten Friedhofskapelle einmischten, sei es eine Kirchenverwaltung, sei es
der Stadtrat, sei es gar das Bauamt des Bistums Eichstätt.
    »Firma Romanowski«, murmelte Morgenstern und hatte die Abbildung des
Hausbocks vor Augen, die das Werbeplakat des Unternehmens so passend schmückte.
    »Ja, die sind, glaube ich, aus Fürth. Aber sie haben einen Mann hier
aus der Gegend, der immer wieder kontrolliert, ob alles seine Richtigkeit hat.
Einen Fachmann.«
    »Und der hat den Schlüssel für die Kapelle?«
    »Freilich. Und den fürs Friedhofstor auch.«
    Morgenstern gab der Frau die Hand. »Frau Bauer, Sie haben mir sehr
geholfen. Das kriegen wir über die Firma sofort raus, wer das ist. Das gibt
Ärger. Richtig großen Ärger.«
    Die Mesnerin nickte in freudiger Erwartung der weltlichen Strafen,
die über die Firma Romanowski niedergehen würden.
    Als Morgenstern zum wartenden Streifenwagen ging und einstieg, kam
sie in ihren Filzpantoffeln mit eiligen Trippelschritten hinterher. »Herr
Kommissar! Herr Kommissar!«
    Morgenstern ließ die Scheibe herunter. »Was gibt’s denn noch?«
    Die alte Frau beugte sich weit ins Fenster, damit die Umstehenden
sie nicht hören konnten. Morgenstern eröffnete sich dadurch ein atemberaubender
Blick auf ihr faltiges Dekolleté.
    »Dieser Fachmann. Er kommt immer mit einem Motorrad mit einem
schwarzen Koffer hintendrauf. Mit so einer großen, lauten Maschine, dass man
sich fast die Ohren zuhalten muss.« Sie beugte sich noch weiter ins Auto.
Morgenstern stieg ein sonderbarer milchig-schweißiger Dunst in die Nase.
    »Er hat ein Weißenburger Nummernschild«, sagte Katharina Bauer noch,
bevor sie sich wieder aus dem Wagen schraubte.
    »Wir brauchen sofort diesen Andreas Bachmeier aus Raitenbuch«, sagte
Morgenstern und schaute auf die Uhr. »Mit dem habe ich erst vor eineinhalb
Stunden telefoniert. Da war er daheim und klang ziemlich bekifft.«
    Morgenstern hatte das Gefühl, dass ihm die Sache gerade ein wenig
über den Kopf wuchs. Ihm war schwindlig. Er brauchte einen kleinen Moment der
Regeneration. Also entschied er: »Wir fahren jetzt als Erstes zur Inspektion.
Ich warte auf meinen Kollegen.«
    Der Eichstätter Inspektionsleiter Manfred Huber wartete bereits auf
Morgenstern.
    »Ich wollte gerade zum

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