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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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dafür, dass der Richter den korrupten Denkmalpfleger nicht anzeigt.
Seit fünf Jahren. Und nun ist der monatliche Brief zweimal ausgeblieben. Und der
Richter sieht seine pädagogischen Bemühungen gescheitert. Er kann nicht ahnen,
dass der Postbote das Geld einkassiert hat. So etwas ist in der Welt von
Richter Ledermann nicht vorgesehen.«
    Manfred Huber und die anderen Beamten der Inspektion hatten Morgensterns
Ausführungen gespannt verfolgt.
    Hecht spann den Faden weiter: »Und dann kündigt der Richter
schriftlich an, dass er eines Tages an die Öffentlichkeit geht. Und Lothar
Pfunder musste davon ausgehen, dass das bei diesem Tag der offenen Tür geschehen
würde. Dabei wäre es da nur um die Vorstellung der Vereinspläne gegangen. Aber
das konnte Pfunder nicht ahnen. Er wusste nur, dass die Presse eingeladen war,
und hat das auf sich bezogen.«
    Morgenstern übernahm: »Unmittelbar vor diesem Termin fliegt die Mühle
in die Luft, und Rupert Ledermann stirbt. Zusammen mit seinem Geheimnis.«
    Alle schwiegen und hingen ihren Gedanken nach.
    Hecht nahm den Brief und steckte ihn ins Kuvert, das auf dem
Schreibtisch lag. »Wo hast du den eigentlich her?«, fragte er.
    Morgenstern zeigte auf den Trachtenjanker. »Da war er drin. In der
Innentasche. Pfunder hat ihn wohl die ganze Zeit mit sich rumgetragen.«
    Hecht nahm die Jacke und wühlte in den Taschen. »Was haben wir denn
noch?«, sagte er und zog mehrere Plastikkarten heraus. »Ausweise für diverse
bayerische Spielbanken. Bad Wiessee, Bad Füssing. Die üblichen Verdächtigen.«
    Manfred Huber schüttelte ungläubig den Kopf. »Ein Zocker.«
    »Wir müssen die Trümmer der Propangasflaschen aus der Mühle mit
Pfunders Fingerabdrücken abgleichen«, ordnete Morgenstern an. »Und wir müssen
Pfunder in der Klinik bewachen lassen. Falls er sich überraschend erholt,
besteht Fluchtgefahr. Wir müssen auch seinen Wagen untersuchen.«
    Huber nickte. »Und hoffentlich finden wir rasch diese Raphaela
Ledermann.«
    »Die kommt nicht weit«, sagte Morgenstern. »Selbst wenn sie bis nach
Hamburg fährt, kriegen wir sie. Wir gehen in die Offensive. Wir lassen über
Radio durchgeben, dass wir nach ihr fahnden. Wenn sie vernünftig ist, ruft sie
ihren Bruder an, diesen Rechtsanwalt, und der rät ihr, dass sie sich stellen
soll. Glaub mir, morgen haben wir sie.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Hecht.
    Draußen fuhr ein weiterer Wagen auf den Parkplatz der Inspektion.
    Es war Andi Bachmeier, der Käferforscher aus Raitenbuch. Huber hatte
ihn aus dem Bett geklingelt und als Zeugen nach Eichstätt einbestellt. In
löchriger Jeans, einem roten Kapuzensweatshirt und Turnschuhen kam er zur Tür
herein.
    »So sieht man sich wieder«, sagte er, als er Morgenstern und Hecht
sah. »Schaut so aus, als ob ich heute meinen Polizeitag hätte. Erst ruft mich
der Kommissar Morgenstern daheim an, dann die Eichstätter Polizei, und voilà,
schon hocke ich hier in der Inspektion.« Er sah Morgenstern an. »Haben Sie die
Raphaela schon gesprochen? Was gibt es denn so Wichtiges?«
    Es war offenkundig, dass Bachmeier ahnungslos war – oder ein
verflucht guter Schauspieler.
    »Es geht uns erst einmal um Sie«, sagte Morgenstern. »Wir haben
erfahren, dass Sie für eine Firma Romanowski aus Fürth tätig sind. Die Firma
Romanowski bekämpft Holzschädlinge.«
    »Stimmt«, sagte Bachmeier. »Von irgendetwas muss ich schließlich
leben. Und das passt genau in mein Spezialgebiet als Biologe. Ich arbeite auf
Stundenbasis für die Firma. Alles ganz offiziell und auf Lohnsteuerkarte.«
    »Und Sie führen für dieses Unternehmen auch gefährliche Aufträge
durch?«, fragte Morgenstern. »Mit Gas?«
    »Ganz selten«, sagte Bachmeier und wurde nun spürbar unruhig.
»Meistens versucht man, der Biester mit Heißluft Herr zu werden. Oder man
injiziert das Bekämpfungsmittel direkt in befallene Balken. Erst wenn das nicht
klappt, nimmt man Gas. Ich habe eigens eine Schulung mitgemacht. Sie können
mein Zertifikat sehen. Ich habe es zu Hause liegen.«
    »Es gibt hier in Eichstätt, in der Westenstraße, eine Kapelle, die begast
wird. Die alte Friedhofskapelle«, sagte Morgenstern langsam. »Sind Sie dafür
verantwortlich?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Bachmeier. »Die Verantwortung liegt
bei Herrn Romanowski. Der hat alles ausgerechnet, die Menge, die man braucht,
die Dauer. Das legt alles er fest. Ich kümmere mich nur um die Details.«
    »Zum Beispiel dass niemand in die Kapelle geht?«,

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