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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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Laoten«, hieß es im Untertitel. Aus einem Ghettoblaster drang Mad World von Tears for Fears .
    Ich sprang auf und lief weiter, immer weiter. Weg von allem. Endlich richtiger Urlaub. Ohne Eltern. Ich rannte zum Ufe r … des Río Negr o … oder des Río Desead o … die Füße bis über die Knöchel ins klare Wasser getaucht, ein bisschen Ahoj-Brause aus der Heimat auf dem Handrücken, Sonne im Gesich t …
    Da fiel ein schmaler, langer Schatten auf mich. Ich hob den Kopf. Melanie stand vor mir. Sie trug ein rosa-hellblau-gestreiftes Sweatshirtkleid mit Netzeinsätzen an den Schultern, um den Hals ein Monchichi-Tuch. Sie sah blass aus, offenbar war sie länger nicht im Solarium gewesen; sie hatte sich auch nicht geschminkt. »Was machst’n du hier?«
    »Träumen, Spinne n – was sonst.«
    »Warst du nicht im Urlaub?«
    »Na klar, in der Bretagne, war super.« Ich ahmte ihren üblichen, etwas fanfarenartigen Tonfall nach, den sie anschlug, wenn sie eine tolle Nachricht zu verbreiten hatte.
    »Mit deinen Eltern, oder wie?«
    »Warum nicht? Nur weil du es offenbar als totale Demütigung empfindest, noch mit deinen Eltern in den Urlaub zu fahren, muss es mir ja nicht so gehen.« Dass ich liebend gern einmal ohne The Wiebkes and the Klauses verreisen würde, musste ich Melanie ja nicht auf die Nase binden. Ihre Eltern hatten so viel Geld, dass sie es sich leisten konnten, ihren drei Kindern Flugtickets wie Kaugummi hinterherzuwerfen.
    »Typisch Jule: Flucht nach vorn«, meinte Melanie und taxierte mich. Ihr Blick wanderte an mir hoch und herunter, und es war ihr anzusehen, was sie von meinen abgeschnittenen ausgefransten Cordhosen und dem gebatikten T-Shirt hielt, das Fiona in einer ihrer Therapiestunden für mich gemacht hatte. Was für Wiebke und Klaus die falsche Partei war, war für Melanie das falsche T-Shirt.
    »Werde ich jetzt gleich von der Modepolizei aufgegriffen?«, fragte ich zurück. Ich hatte kurz überlegt, was Falk in solch einer Situation sagen würde. Melanie starrte mich an. So schnell fiel ihr keine Antwort ein. Ich sah das unerschrockene Gesicht von Falk vor meinem inneren Auge.
    »Dir geht es auch nur gut, wenn du dich mit anderen vergleichen kannst. Das brauchst du für dein Ego, oder? Was würdest du auf einer einsamen Insel machen? Den Sandkörnern erzählen, wie doof sie sind?«
    Melanie fiel immer noch nichts ein.
    »Und was machst du hier?«, fragte ich mit einem Falkschen Gähnen.
    »Ausflug. Mit meinen Eltern«, gab Melanie zurück.
    »Aha, klingt ja spannend.«
    Sie legte ihren Kopf in den Nacken und betrachtete mich. Ich sah ihr an, dass sie gerade versuchte, in ihre alte Rolle zurückzufinden. »Warum nicht. Ich war vorher mit Rolf in Südfrankreich. Ohne Eltern. Er küsst gut, weißt du.«
    »Glaubst du wirklich, mich interessiert das? Du stehst mir in der Sonne.«
    »Ja«, meinte Melanie nur und starrte mich an.
    »Dann musst du wohl mal deine Stampfer zur Seite bewegen.«
    »Hey Julika, d u …« Melanie brach ab und sah mich finster an.Ungeschminkt kam sie mir anders vor, kindlicher vielleicht. Ihre Augen lagen in tiefen Höhlen, sie blickte sich unsicher um.
    Ich ließ mich rücklings auf die Grasböschung fallen und gähnte noch einmal auf die übertriebene Weise, die Falk anwandte, um sein Gegenüber in einem Streit zu demoralisieren. Mit den Füßen plätscherte ich betont entspannt im Wasser. Im Hintergrund sah ich, wie Snow, Melanies weißer Collie, sein glänzendes Fell an Frau Seegers Beinen rieb.
    »Dir ist es doch völlig egal, was andere denken, du machst nur, was dir passt.« Melanie zischte richtig, aber es klang nicht böse. »Frau Schwundtke fragt, was wollt ihr später für einen Beruf ausüben, und du sagt einfach Traumdeuterin, auch wenn alles darüber lacht.«
    Ich blinzelte in die Sonne. Sie schien heute nur für mich.
    Melanie sprang auf. »Okay Julika, ich muss gehen, meine Oldies warten, mach’s gut, ja?«
    Ich deutete ein schwaches Abschiedswinken an. Dann lag ich auf dem Rücken im Gras, einige Halme kitzelten meine Handgelenke, ich hörte, wie Melanies Schritte sich entfernten. Ein freudiges Kläffen von Snow, dann waren sie im Gemenge auf dem Uferweg verschwunden.
    Ich blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen im Gras liegen und stellte mir vor, ich sei mit dem Hauser in einem Zelt irgendwo in der patagonischen Weite. Wenn man aus dem Zelt trat, reichte der Blick bis an den Horizont. Die Ebene war menschenleer. Man hörte nichts außer dem Sirren der

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