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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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sollte, und entschied sich schließlich für die Vier Jahreszeiten von Vivaldi. Und zwar, mitten im August, für den Winter .
    Ich hievte mich auf die Couch, strampelte ein paar Mal mit den Beinen, bis meine Turnschuhe einfach auf den Boden fielen, dann starrte ich an die Decke. Ich dachte an Isa und an Melanie. Schon vor einem Jahr hatte Isa mit einem Typ, den sie im Urlaub kennen gelernt hatte, Petting gemacht. Er wollte dann mit ihr schlafen, aber das war ihr too much . Aber ihre Pettingerfahrungen hatte sie mir im Detail beschrieben. Und geknutscht hatte sie schon mit einigen Jungs. Melanie und Larissa nahmen beide die Pille, das wusste jeder. Bei Melanie hing sogar im Bad ein Plexiglasschildchen Vergiss die Pille nicht ! – ein Geschenk von Larissa, wie Isa mir einmal nach einer Party berichtet hatte.
    Im Hintergrund hörte ich das Quietschen schwerer Schubladen. Steffen zog mit aller Kraft an den Griffen einer riesigen Kommode. Endlich gab die Schublade nach, und Steffen fiel auf den Hintern. Ich verkniff mir ein Lachen.
    Er stand mi t – anthrazitfarbene m – Bettzeug vor mir. »Willst d u … hier auf dem Sofa schlafen?«
    Ich nickte. Steffen legte mir das Bettzeug zu Füßen. Und jetzt sollte ich mich ausziehen. Ich bekam einen Schreck, denn ich hatte kein T-Shirt unter dem Hemd an. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mit nacktem Oberkörper zu schlafen, wenn ich die langärmelige Bluse nicht anbehalten wollte.
    Steffen sprang hektisch in seinem anthrazitfarbenen Schlafanzug herum, beugte sich über einen Stapel an die Wand gelehnter LP s. Er schien eine Platte zu suchen und stellte dann doch wieder das Requiem von Mozart an. Kyrie Eleiso n … Ich lag auf der Couch und lauschte der ergreifenden Musik.
    Ich hätte lieber nur noch das Requiem gehört, aber Steffen fing an zu reden. Er fragte mich, ob ich schon einmal ohne Eltern verreist sei. Und gleich redeten wir wieder weiter. Irgendwann musste ich wieder eingeschlafen sein. Jedenfalls fuhr ich erschrocken hoch, als ich Steffens Gesicht über mir sah. Schlaftrunken blickte ich ihn an. »Kannst du nicht schlafen?«, fragte ich hirnrissigerweise.
    Steffen schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn du hier liegst.« Seine Stimme zitterte leicht. Ich nickte. Ich konnte schlecht zustimmen, da ich ja gerade eingeschlafen war. Steffen guckte nicht mehr mich an, er betrachtete seine Füße.
    »Wollen wir noch mal das Requiem hören?«, fragte ich schließlich.
    »Ja!« Steffen sprang auf und lief zur Anlage. Wieder erklang das Präludium .
    »Stört es dich, wenn ich mic h … neben dich lege?« Steffen hatte zu seinen Füßen gesprochen.
    »E h … eh«, machte ich. Sollte »nein« heißen.
    Steffen schob sich neben mich auf die Couch. Für zwei Leute war es äußerst eng. Seine Rippen stießen an meine Schultern, seine Füße baumelten im Freien. Ohne uns zu rühren, hörten wir weiter das Requiem . Ein paar Mal musste ich mich anders legen, weil mir ein halbes Bein, ein Arm oder eine Hand eingeschlafen war, auch Steffen ruckelte hin und her. Schließlich hob ich meinen Arm, er fühlte sich bleischwer an, un d – legte ihn auf Steffens Brust. Plumps. Zwei Sekunden passierte nichts, dann wälzte sich Steffen auf die Seite, wobei er meine Hand unter sich begrub, und umfasste mich. Das fühlte sich so an, als ob einem ein knochiger Kleiderständer in die Arme fiel. Er hielt mich einfach nur fest. So verharrten wir eine Weile, bis auch diese Position äußerst unbequem wurde. Dann spürte ich etwas Nasses, Kaltes auf meiner Stirn. Das Etwas bewegte sich über meine Nase. Thorsten, den ich mal vor Jahren beim »Fangen-und-Küssen« auf dem Schulhof auf den Mund geküsst hatte, hatte runde, weiche Lippen, eigentlich fand ich es schade, dass wir uns nur im Rahmen des Spiels geküsst hatten, aber dieser Mund war schmal und kalt. Jetzt war dieser Mund auf meinem, und unsere Münder verharrten eine Weile in dieser Position. Dann rutschte er an meinen Hals, wo er hier und da saugte, was wehtat, und ich merkte, da steckte Kraft in diesen kleinen, festen, kalten Lippen. Der kleine kalte Mund kroch meine Brüste wie ein Bergsteiger hinauf. Jetzt zupften Zähne an meinen Brustwarzen, die härter wurden. Das schien dem kleinen Mund zu gefallen, er zupfte fester, bis ich »Au« schrie. Dann sah ich Steffens Gesicht über mir. Mir war, als wäre er gar nicht mehr da gewesen, nur noch dieser Mund.
    »Sorry, ich wollte dir nicht wehtun.« Steffen lächelte etwas unsicher, aber

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