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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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vor sich herscho b –, dann stand ich vor dem Zaun. Und hinter dem Zaun stand der Hauser. Freundlich, wie ein ehrerbietiger Gastgeber, bog er zwei Holzbretter für mich auseinander.
    »Tachjen, Julika.«
    »Ooch Tachjen.«
    »Seit wann balinerste denn?«
    Ich wurde rot. Jetzt benahm ich mich schon wie Klaus. »Na, nur so manchmal.«
    Der Hauser guckte spöttisch. »Was machst’n hier?«
    »Ac h …«, ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich schwänz’ einen langweiligen Töpferkurs.« Kurz ging mir durch den Kopf, warum es in der Wertschätzung vieler Menschen immer noch besser war, etwas Langweiliges zu machen, als etwas Interessantes zu denken oder zu träumen . Welcher Sadist hatte sich je das Wort Freizeitaktivitäten einfallen lassen?
    »Vastehe«, murmelte der Hauser und grinste mich an, als hätte ich etwas Obzönes gesagt.
    »Und du?«
    »Icke? Abeet schwänzen!« Er lachte und warf seine langen Locken in den Nacken. Er trug eine rote Jeansjacke mit dem Anarchiezeichen und einer mit Schablone gesprayten, knienden nackten Frau auf dem Rücken.
    »Ich dachte, du hast eh keine Arbeit«, wagte ich zu sagen.
    Der Hauser hörte auf zu lachen. »Doch, doch, ick hab wat zu tu n – abe r – na, bin Freiberufla. Dit is wat anderet. Da kann man schon mal morjens ausschlaf’n. Und hier jeh ick imma hin, um ma’ nach neue Möbel und so zu kieke n …«
    »Ich auch.«
    »Ick hab meene halbe Einrichtung von hier.«
    »Echt, auch die Garderobe und die tolle Lampe?«, fragte ich und ärgerte mich in nächsten Moment über mich selber.
    »Allet außer die Vorhänge«, der Hauser zwinkerte mich an. Oder war das nicht auf mich gemünzt? »Na, dann können wa ja jetzte hier ma’ so zusammen rumstroman«, sagte er.
    In der nächsten Stunde hielten wir uns gegenseitig alte Bilderrahmen, Plattencover, Ventilatoren in unglaublichen Farben und Formen, Fahrradsattel, Wanduhren und Lederstiefel vor die Nase. Der Hauser hatte Humor. Zu jedem Gegenstand dachte er sich aus, was für ein Mensch ihn hier wohl hingeworfen haben könnte.
    »Dit is hier so vo n … na von ’na Frau wie die Koderitz. Dit Hundehalsbanddingsdabums. Für so’n Deluxeköter, der teureret Essen krich t – nich Futter, Essen ! – als dit Frauchen.«
    Ich blickte auf ein glänzendes neonrosa Halsband.
    »Und di t … dit is so’n altet Rabattmarkenheft. So wat hat die Pech bestimmt inne Handtasche. Weeßte, so Leute, wo de Frau Rabattmarken sammelt und der Alte Lotto spielt. So dit kleene Lebensjlück. So für de kleenen Leute.«
    »Und was meinst du, warum hat jemand das weggeworfen? Guck mal, die Seite mit den Rabattmarken ist fast voll! Da hat jemand ewig gesammelt, um dann fünf vor Schluss zu kapitulieren!«
    »Dit is ’ne jute Frage. Vielleicht is dit ja bei na Wohnungsufflösung übrichjeblieben? Weil keen Mensc h – und da bin ick mir voll sich a – würde so fünf vo r … wie haste ditte jenannt? So fünf vor Schluss aufhör’n zu sammeln. Dit macht doch niemand. Und nich so ’ne Leute. Aba weeßt e – vielleicht is die ja mit’m Typen durchjebrannt, weeßte, so dritta Frühling, un’ jetzt uff’n Antillen, und da interessiert se sich halt nich mehr für de Rabattmarke n …«
    Antillen. Der Hauser hatte von den Antillen gesprochen. Ob er da schon mal war? Ich legte mir die Frage im Kopf zurecht, aber als ich den Mund aufmachte, traute ich mich nichts zu sagen außer: »Jaja, so’ne Rabattmarkenoma eben.«
    So ging es weiter, bis wir beide schwer beladen zurück in unsere Straße wankten. Sogar der Hauser wankt e – er hatte noch ein altes Fahrrad gefunden, das unglaublich eierte und an dessen Lenker er eine Plastiktüte mit einem alten Plattenspieler gehängt hatte. Dass er ein Krimineller war, nur weil er nicht regelmäßig arbeitete, glaubte ich nicht mehr.
    Der Hauser verabschiedete sich von mir mit einem Handschlag auf die Schulte r – fast wäre mir die große Topfpflanze, die ich mitgenommen hatte, aus der Hand gerutscht. »Tschüssi, bis zum nächsten Mal!«
    Ich ging nach oben und verzog mich in mein Zimmer. Dort zückte ich sofort mein Hauser-Heft.
    Zwei Tage nach Schulbeginn, am 9 . August, wurde in der Tagesschau berichtet, dass der zweitgrößte bundesdeutsche Elektrokonzern, AEG -Telefunken, wegen Zahlungsunfähigkeit ein gerichtliches Vergleichsverfahren beantragt hatte. Es sei der bisher größte Firmenzusammenbruch in der deutschen Nachkriegsgeschichte, hieß es. Überall bleiche Gesichter im Fernsehen.
    »Was

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