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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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verwickeln.
    Heute war ich in Streitstimmung: »Was schimpfst du eigentlich immer über den Hauser? Ich dachte, du glaubst wie Peter Weiss an den klassenbewussten Arbeiter. Und überhaupt, dass Kunst und Literatur für alle da sein müssen. Das hast du mir doch vorgelesen, oder? Du hast noch nie richtig mit dem Hauser ger e …«
    Hier unterbrach mich Klaus: »Ich habe sehr wohl einige Male mit unserem Nachbarn, dem Herrn Hauser, geredet, und das ist kein Anarchist aus der Arbeiterklasse und kein Peter-Weiss-Adressa t – ob du’s glaubst oder nicht, Herr Pech hat in grauen Vorzeiten die KPD gewähl t –, sondern, wie ich schon mal sagte, ein Kleinkrimineller. Mit Klassenbewusstsein hat das nichts zu tun und mit Arbeiter schon mal gar nicht.«
    »Was meinst du eigentlich immer mit ›Kleinkrimineller‹? Was denkst du denn, was der Hauser macht?«
    Klaus behagte meine Rückfrage nicht. Er wollte seinen Verdacht lieber im Ungefähren belassen. Er fuhr sich durch die strubbeligen Haare.
    »Dass der sich so’n dickes Motorrad leisten kann, will nicht wissen, wo er das her ha t …«
    »Vielleicht im Rattenloch gefunden?«
    »Jule! So blöd bist du doch nun wirklich nicht.«
    » Oder billig gekriegt und dann selber hochgeschraubt?«
    Klaus sah mich zweifelnd an: »Wovon lebt der denn? Die Miete mag ja noch das Sozialamt zahle n – aber so ein Motorrad? Und so eine Lederkluft? Fünf verschiedene?«
    »Hast du denn mitgezählt?« Langsam nervte mein Vater mich.
    »Ich glaube, dass sich viele Leute genauso fragen, wovon wir eigentlich leben! Du gehst nicht regelmäßig zur Arbeit, sitzt dauernd in der Wohnung rum und guckst Löcher in die Luf t … gehst sonstwann ins Bett, hast keinen normalen Wach- und Schlafrhythmu s … auch so’n Kleinkrimineller, der Herr Zürn, aber eher so’n Schreibtischtäter.«
    Klaus hatte mir mit interessiertem Gesicht zugehört. Nun begann er zu grinsen: »Und dann auch noch so elegante Anzüge!« Mit einem feinen Lächeln strich er über seine Krawatte. Aber ich wusste, er würde seine Meinung über den Hauser nicht im Geringsten ändern.
    Klaus fuhr am nächsten Tag nach Kopenhagen, um in dem Hippieviertel Kristiania einen Maler zu treffen. Vor seinem Abflug hörten wir noch in den Nachrichten, dass Bundespräsident Carstens gerade zu einem Staatsbesuch nach Kopenhagen aufbrach. Klaus guckte alles andere als begeistert: »Auch das noch. Nicht, dass wegen diesem Deppen auch noch die Straßen abgesperrt sind.«
    »Keine Sorge, nur die Wanderwege«, winkte Falk ab.
    »Sein Treffen wird sicher nicht in Kristiania stattfinden«, das war Wiebke.
    »Jubel einfach mit, wenn die Straßen abgesperrt sind«, riet ich, und Klaus zwickte mich ins Ohrläppchen.
    »Genau, einfach den rechten Arm hoc h – damit machst du sicher einen guten Eindruck auf deinen dänischen Gastgeber.« Falk stellte mal wieder alle in den Schatten.

Das Raumschiff ist eingestürzt – Völlig losgelöst
    Am folgenden Morgen ging ich in unsere Apotheke, um mir eine Schlafbrille zu besorgen. Ich wollte schließlich nichts unversucht lassen. Diesmal war ich die einzige Kundin. Herr Adán kam in seinem weißen Kittel herangeeilt.
    »Ic h … hätte gern eine Schlafbrille.«
    »Ja, siche r … in Kombination mit den Ohropax ist das genau das Richtige.« Er zeigte mir ein schönes gepolstertes Modell in Nachtblau. Als er mir die Brille zeigte, fiel mir auf, dass er den Stoff streichelte. Ich sah auf seine dunklen Hände. Er war eigentlich das genaue Gegenteil vom Hauser, nie wusste ich, ob ich ihn anziehend oder abstoßend finden sollte.
    »Ich wollte Ihnen etwas erzählen«, begann er.
    Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
    »Wenn es Ihnen nicht zu viel ist.«
    »Ich weiß ja noch gar nicht, worum es geht.«
    »Sie haben sicher von General Pinochet gehört, nicht wahr?«
    In diesem Moment erklang hinter mir die Türglocke, und drei laut gackernde Frauen nebst ihren Hunden stürmten die Apotheke.
    Als Klaus aus Kopenhagen wiederkam, stürzte sich Falk gleich auf ihn, um in Erfahrung zu bringen, ob er Carstens gesehen hätte. Klaus war erschöpft und winkte nur ab: »Bitte, muss das das Erste sei n … Ich werde mit Carstens verabschiedet und willkommen geheiße n … lass mich doch erst mal ankommen!«
    Falks Augen leuchteten: »Zu Weihnachten schenke ich dir ein T-Shirt mit Carstens-Aufdruck!«
    Langsam begann Klaus zu grinsen. Dann seufzte er und hob einen Arm nach oben, im Versuch, ihn um Falk zu legen. »Von mir

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