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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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warst du im Pumalín-Park und bei den Urwaldriesenbäumen und den Vulkanen?«
    »Na aber sicher. Großartige Vulkane. Vulkan e – das könnte mein Thema im nächsten Leben werden«
    »Und hast du Flamingos gesehe n … un d … Pinguine?«
    »Alles. Alles. Alles.«
    Ich hatte vorerst keine Lust mehr, nach Patagonien zu fahren. Mit dem Schleppen der Brust half ich dem Kanz trotzdem. Mir fehlte der Mut, einfach zu sagen: Bitte doch den Olk um Hilfe.
    Ich wünschte mir wieder, ein bisschen wie der Hauser zu sein, der machte einfach, was ihm passte. Gut, dass Wiebke Herrn Kanz abgesagt hatte; falls ich je in die Verlegenheit kommen sollte, ihre Brust zu schleppen, würde ich sicher einen Rückenschaden erleiden.
    Nachdem sich der Kanz verzogen hatte, ging ich ins Hinterhaus. Schon im Treppenhaus hörte ich ein tiefes Stöhnen, in das sich ein Seufzen mischte. Ich kniete mich vor den Hauser-Eingang und hielt mein Ohr an die Tür. Das Stöhnen und Seufzen wurden lauter und schneller, dann brachen die Geräusche ab. Durch das Schlüsselloch konnte ich nur herumliegende Aldi -Tüten und Bierflaschen erkennen. Ich lief nach draußen, über den Hof. Ob das mal wieder Silberne Handtasche war oder eine andere Frau? Ob sie wohl auf seinem großen Bett lagen oder auf der zeitschriften- und chiptstütenübersäten Couch? Ob der Hauser ganz oft mit Frauen schlief?
    Später lag ich im Bett und stellte mir vor, wie der Hauser mit nacktem Oberkörper auf mir liegen und seine langen Haare auf meine Brüste fallen würden.
    Am nächsten Tag war es warm, und ich hockte allein auf dem Balkon und spielte Schach. Der Marienkäfer auf dem roten Hauser-Heft guckte mir dabei zu. Wiebke kam auf den Balkon. Sie tat so, als wolle sie nur den Saum einer ihrer weiten Röcke umnähen, aber natürlich ging es eigentlich darum, mich in ein Gespräch zu verstricken. Nach ein paar Minuten Kongresshallengejammer fragte sie mich, ob ich es nicht merkwürdig finde, dass ich in Mathe so schlecht sei, obwohl ich doch hervorragend Schach spiele.
    »Was für eine Frage, wenn wir in Mathe Schach spielen würden, hätte ich bestimmt eine gute Note!« Wiebke und Klaus hatten mir letztes Jahr zu Weihnachten ein Schachspiel aus Jade geschenkt, und manchmal spielte ich recht erfolgreich gegen mich selber. Darauf hatte Falk mich gebracht, der meinte, gegen andere zu spielen sei ihm zu berechenbar.
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist, du weißt schon, was ich mein e … die Art des Denkens!«
    Ich schüttelte den Kopf. Schach ist ein Spiel, was in aller Welt sollte das mit den beknackten Zylindern, die wir berechnen sollten, gemeinsam haben? Aber Wiebke verstand nicht, was ich meinte, und seufzte nur, während sie meinen Arm streichelte: »Du bist schon eine merkwürdige Nummer.«
    Sie schaute in die Luft. Ich wartete gespannt auf das, was käme. Nach einer bedeutungsvollen Pause sagte Wiebke: »Irgendwie.« Dann nähte sie weiter.
    Ich lungerte noch eine Weile auf unserem Balkon herum und grübelte, wie ich meine Auswanderung nach Südamerika bewerkstelligen könnt e – wenn der Falkland-Krieg sich nicht ausweitete. Hier würde doch eh alles untergehen. Da klingelte es. Am Klingelrhythmus erkannte ich Isa. Ich sprang auf und lief zur Tür. Isa wollte nachher zu ihrem Pony Wuschel und hatte Reithosen an. Wir umarmten uns, dann kochte ich Tee, und wir machten es uns auf meinem Matratzenlager bequem. Wir zündeten eine auf einen Flaschenhals gesteckte Kerze und Sandelholzräucherstäbchen an. Unseren Tee tranken wir im Schneidersitz.
    »Ich bin schon ganz aufgeregt wegen Joshuas Party«, Isa sah mich bedeutungsvoll an. »Fast alle sind älter als ich, und es nervt mich, dass meine Mutti will, dass ich schon um elf zu Hause sein soll.«
    »Kannst du nicht behaupten, du übernachtest bei Sonja?«
    »Mann, das ist eine gute Idee!« Isa strahlte mich an.
    Ich hatte immer gute Ideen, wie man sich mit Halbwahrheiten oder Lügen in eine bessere Lage bugsieren konnte, nur leider gab es in meinem eigenen Leben viel zu wenig spannende Gelegenheiten für schöne Lügen. »Du kannst mir ja Bericht erstatten, wie es gewesen ist«, sagte ich leichthin.
    »Klar. Hoffe, Melanie spielt sich beim Flaschendrehen nicht so auf wie letztes Mal.«
    »Wieso, was war da?« Ich war ja nie auf dem Laufenden, was den Klatsch in meiner Klasse anbetraf.
    »Ach, da hat Melanie sich von Moritz, mit dem sie da noch zusammen war, überall hinküssen lassen, inklusive Innenseite der Oberschenkel,

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