Haushaltsschnecken leben länger
nicht zu, daß ich ihn diesbezüglich aufkläre!
Er (brüllt): Ein klares Hands! Ja sieht denn das keiner?
Sie (gähnt, denkt): Wenn ich ihm jetzt sagen würde, daß ich mich scheiden lassen möchte, ob er das hören würde? Und wenn er es hören würde, tat er dann sagen, ich soll ihn nicht stören, oder würde er vor Schreck den TV-Apparat abdrehen?
Er (fast wimmernd): Das reinste Desaster! Burschen, gebts euch die Kugel! Das hat keinen Sinn mehr!
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Sie (schließt die Augen, denkt): Einen Schmarrn würd' er abschalten. Daß er sich verhört hat, tät' er denken. Wo ich mir seit zwanzig Jahren alles gefallen lasse, wie soll er denn wissen, daß ich frustriert bin bis zum Geht- nicht-Mehr.
Er (trinkt Bier, jammert): Burschen, die Chancen sind
vergeben, das wird nichts mehr!
Sie (seufzt, denkt): Und warum hab' ich mir alles gefallen lassen? Aus Liebe! Aus Liebe schluckt man viel, und wenn man einmal aufs Schlucken trainiert ist, schluckt man brav weiter, auch wenn die Liebe schon futsch ist. Der Spruch vom Ende mit Schrecken, das besser ist als ein Schrecken ohne Ende, ist ein Unsinn, weil nach dem Ende mit Schrecken das Alleinsein kommt, und das ist noch ärger als der Schrecken ohne Ende zu zweit!
Er (flehend): Ich kann nimmer hinschaun! Machts ein Ende!
(Seufzt.) Na endlich! Der Schlußpfiff ist ein Gnadenpfiff!
(Lehnt sich zurück, seufzt.) Verschissen haben wir, Hasilein!
Sie (laut, deutlich): Genau, Hasilein!
Er (erstaunt): Was, das hast mitkriegt, Hasilein?
Sie (bitter): Jawohl, Hasilein, seit zwanzig Jahren schon!
Er (erstaunt): Wie meinst das, Hasilein?
Sie (nimmt Fernbedienung, drückt den anderen Kanal ein): Das war nur ein Witz, Hasilein!
Er (steht auf, entfernt sich Richtung Klo, murmelt): Die Burschen verlieren ein todsicheres Spiel und die eigene Frau macht Witze, die keiner versteht (rülpst). Das ist doch kein Leben, das ist ein Wahnsinn!
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Schöner Wohnen
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Ostertisch mit Salzteigbesen
An Frauenzeitschriften mag ich die Seiten mit den »festlichen Tischdekorationen« besonders gern. Wahre Prachteinfälle gibt es da.
Im Laufe der letzten Wochen entdeckte ich - unter anderem: Man nehme ein Backblech, umhülle es mit Kreppapier, bestücke es dicht mit Kresseschachteln, lege Eier in diese, umgebe das Ganze mit einem Mürbteigzaun und stelle es auf den Oster-Frühstückstisch. Natürlich kosten zwanzig Schachteln Kresse nicht wenig, und die Frage drängt sich auf, was tut man nach Ostern mit so viel Kresse? Aber Feste soll man feiern, wie sie einen anfallen!
Eine Ostertorte braucht man auch. Eine mit Marzipanhaut, rät mir ein Oster-Artikel. Für das Marzipan-Outfit, erfahre ich lesend, benötige ich allerdings einen »Marzipankneifer«, welchen mir ein Versand aus Hamburg für DM 30,- schickt.
Natürlich ist das viel Geld für ein Gerät, das bloß Rüschen ins Marzipan kneifen kann, doch wenn es um Familienfeste geht, soll der Mensch nicht knausern!
Fraglich ist auch, ob der Versand so spontan arbeitet, daß ich den Kneifer rechtze itig erhalte, aber ein wenig Risikofreudigkeit braucht man halt im Leben!
Nun fehlt nur mehr »originelles Backwerk«. Auch das hält eine Zeitschrift bereit.
Dazu benötigt man einen Besenstiel, 50 in Seidenband, 2 kg weißen, 3 kg grauen, 4 kg schwarzen Brotteig (welchen Ihnen der Bäcker gern gibt!), 30 Eier, 7 kg Salzteig (Rezept auf Seite 231), einen Fliederbusch, Silberstreusel, 24 Seidenrosen und
»etwas Geschick und Geduld«.
Dann hat man einen hochragenden Tischschmuck, der jeden Pfingstochsen vor Neid erblassen läßt! Schön muß so ein Osterfrühstück dann sein!
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Da huscht die österliche Mama mit Kresseblech, rundum
gekniffener Torte und brotbehängtem Besen zum Tisch, deckt auf, arrangiert, ist stolz, wartet - und wartet - und keiner kommt.
Sie geht also wecken.
Die Tochter murmelt, Feiertage seien zum Schlafen da, und zieht sich die Decke über den Kopf. Der Mann sagt, eine Tasse Tee - wie immer - genüge ihm. Der Sohn kann gar nichts sagen, weil er - sein unberührtes Bett tut es kund - nicht zu Hause ist.
Und dann wirft die österliche Mama mit Salzteig, kneift mit dem Marzipankneifer, trampelt in der Kresse herum; und am Feiertag ist kein beruhigender Arzt aufzutreiben.
Ob Frauenzeitschriften-Redakteure das eigentlich bedenken?
Oder beabsichtigen sie es sogar?
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Das fehlende Zimmer
Durchschnittsfamilien wohnen - wenn sie nicht noch übler dran sind - in Wohnungen mit zweieinhalb oder drei
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