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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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als eine Bewohnerin eines Abbruchhauses … Warum unter diesen Umständen der Sohn ausgerechnet ein Müllmann sein soll, hat er allerdings nicht erklärt. Da das mit dem Text nicht ganz übereinstimmt, wollte der Höllwarth den eigentlich auch ändern, das aber hat der Münch nicht zugelassen. Mit dem Ergebnis, dass der Germont im zweiten Akt über den Skandal jammert, wenn sein Söhnchen, das sich als Mistbauer verdingt, eine Slumbewohnerin heiratet, da er dadurch seine noch unverheirateten Töchter nicht anbringt – nicht sehr logisch das Ganze, aber das ist dem Höllwarth egal. Ihr werdet sehen: Das Feuilleton wird ganz begeistert über diese neue Sichtweise sein, und das Publikum, das nichts weiter als eine schöne ›Traviata‹ sehen will, wird davonrennen. Mit der Folge, dass wir schon bald keine ›Traviata‹ mehr an der Oper haben werden, weil kein Mensch mehr hingeht … «
    »Und was hat der Maurer zu dem Ganzen gesagt?«, wollte Walz wissen.
    »Als er das Bühnenbild gesehen hat, soll er einige sehr unschöne Dinge geäußert haben, wie man hört.«
    »Zum Höllwarth?«
    »Ob er mit dem Höllwarth gesprochen hat, weiß ich nicht. Aber dem Münch hat er auf jeden Fall etwas gesagt. Der hat ihn dann beruhigt und ihm versprochen, mit dem Höllwarth zu reden.«
    »Und hat er mit ihm geredet?«
    »Wenn ja, dann hat der Maurer nichts mehr davon, so viel steht fest. Und ich glaube nicht, dass ein Einspringer etwas über die Inszenierung sagt. Der kann schon froh sein, wenn es musikalisch klappt. Außerdem will er sich ja das Geschäft nicht kaputtmachen.«
    »Dem Höllwarth kommt das Ganze also durchaus gelegen«, murmelte Vogel, der nachdenklich an seiner Pfeife nuckelte.
    »Aber dass der einen Dirigenten umbringen kann, daran glaub ich nicht. Dazu ist der doch gar nicht fähig, so sensibel, wie der ist«, erklärte Mock, der der Anschaulichkeit halber seine Linke auf die Stirn legte, bevor er mit seiner Rechten plötzlich heftig zu winken begann. »Da kommt der Walter, der kann euch vielleicht mehr darüber erzählen.«
    Ein groß gewachsener Mann Mitte 50 trat lächelnd an den Tisch und begrüßte Mock herzlich, die beiden Inspektoren dagegen musterte er neugierig.
    »Darf ich vorstellen?«, sagte Mock leutselig, »das ist Walter Helmitsch, seines Zeichens Maestro suggeritore am Haus, und das ist mein alter Statistenkollege Alfons Walz und sein Freund Vogel. Setz dich doch a bisserl her, wenn du Zeit hast«.
    Während sie zusammenrückten, um dem Hinzugekommenen Platz zu machen, stieß Vogel seinen Kollegen unauffällig mit dem Ellbogen an und fragte leise: »Maestro – was?«
    »Entschuldigen Sie, Herr Helmitsch, mein Freund wüsste gerne, was ein Maestro suggeritore so macht … «, sagte Walz freundlich, was sogleich einen nicht mehr ganz so sanften Rempler seines Kollegen zur Folge hatte.
    »Ja, ein Maestro suggeritore ist eine Art Souffleur mit Kapellmeisterbefugnis«, antwortete Helmitsch selbstzufrieden. »Wir geben also nicht nur die Stichworte, sondern sind quasi der verlängerte Arm des Dirigenten. Das heißt, wir haben eine Partitur vor uns, dirigieren die Sänger und geben denen ihre Einsätze, was bei manchem Kapellmeister auch durchaus vonnöten ist.« Bei diesen Worten lächelte Helmitsch Mock verschwörerisch an. »Besonders bei zeitgenössischen Werken haben das die Sänger ganz gerne. Vor allem dann, wenn der Dirigent in erster Linie mit dem Orchester beschäftigt ist. Allerdings leisten sich die wenigsten Opernhäuser noch einen Maestro suggeritore.«
    »Das heißt, dass Sie eigentlich auch selbst dirigieren könnten?«, fragte Vogel mit fachmännischer Miene.
    »Ja, genau das heißt es«, antwortete Helmitsch lächelnd. »Es gab nicht wenige Maestri suggeritori, die dann später selbst zu Dirigenten geworden sind. Zum Beispiel Erich Leinsdorf, der als ein solcher bei Arturo Toscanini angefangen hat.«
    Vogel nickte anerkennend, obwohl er den Namen dieses offensichtlich bedeutenden Dirigenten heute das erste Mal hörte. »Waren Sie eigentlich auch bei den Proben von Magnus Maurer anwesend?«, fragte er weiter.
    »Ja, bei den Proben mit den Sängern … beim Orchester werde ich ja nicht gebraucht.«
    »Wie war er eigentlich als Mensch?«, fragte Vogel möglichst unauffällig, stets darum bemüht, sein Inkognito zu bewahren.
    »Schwierig«, antwortete Helmitsch und lächelte verschmitzt.
    »Nur schwierig?«
    »De mortuis nihil nisi bene … «, entgegnete der Maestro suggeritore mit einem

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