Hausmaestro - Kriminalroman
er war mit einem solchen befreundet … «, gab Walz zu bedenken, bevor er die Tür zum Bühneneingang öffnete.
Als der Portier die beiden in der Direktion anmelden wollte, erklärte Vogel ihm kurz, dass sie bereits erwartet würden, woraufhin er ihm nach kurzer Wegbeschreibung eine Magnetkarte aushändigte, die ihnen den Eintritt in das Innere der Oper ermöglichte.
Im Vorraum der Direktion stießen sie fast mit Professor Münch zusammen, der sie verärgert musterte.
»Wollen Sie zu mir?«, fragte er sie unfreundlich und wollte an ihnen vorbeidrängen, ohne ihre Antwort abzuwarten.
Doch so leicht ließ sich Vogel nicht überrumpeln, er wich keinen Zentimeter.
»Lassen Sie mich durch, ich habe einen wichtigen Termin«, sagte Münch in unmissverständlichem Befehlston.
»Kriminalpolizei«, sagte Vogel betont langsam, »Herrn Staatsoperndirektor, wir hätten einige Fragen an Sie.«
Forschend sah Münch an Vogel empor, der ihn um mehr als Haupteslänge überragte. »Sie kenne ich doch«, sagte er in einem Ton, der verriet, dass er über dieses Treffen gar nicht erfreut war, um dann übergangslos fortzufahren, »alles, was ich über den tragischen Tod des Herrn Maurer zu sagen habe, habe ich bereits dem Polizeipräsidenten mitgeteilt. Den können Sie ja fragen. Wenn Sie noch was von mir wollen, sollten Sie einen Termin mit meiner Sekretärin ausmachen. So, und jetzt lassen Sie mich durch … «, sprach’s und schob Vogel mit einem unsanften Rempler beiseite.
»Sie brauchen also einen Termin beim Herrn Direktor?«, meldete sich nun seine Sekretärin zu Wort, ohne den Blick vom Bildschirm ihres Computers abzuwenden, »wie wär’s mit dem 23. Mai vormittags um zehn?«
»Entschuldigen Sie bitte, vielleicht ist es Ihnen entgangen, aber wir haben heute den 13. … «, erwiderte Vogel gereizt. »Sie wollen uns allen Ernstes einen Termin in zehn Tagen vorschlagen?«
Die Sekretärin reagierte überhaupt nicht auf den drohenden Unterton und starrte völlig unbeeindruckt auf den Bildschirm ihres Computers. »Der Herr Direktor ist sehr beschäftigt, morgen fährt er auf eine längere Dienstreise, von der er erst am 19. Mai um 16:30 Uhr zurückkommt«, sagte sie gebetsmühlenartig. Scheinbar hatte sie diesen Satz heute schon des Öfteren vorgebracht.
»Und wo ist er heute Nachmittag?«
»Das darf ich Ihnen leider nicht sagen«, endlich schaute sie vom Bildschirm auf, »es handelt sich um private Verpflichtungen von höchster Dringlichkeit.«
»Und um wie viel Uhr wird er morgen seine Dienstreise antreten?«
»Sehr früh, sein Flugzeug nach Mailand geht um, warten Sie, 7:40 Uhr«, sagte sie, mit der Computermaus hantierend.
»Es besteht also keine Möglichkeit für eine kurze Unterredung mit ihm?«
»Tut mir leid«, beharrte sie, indem sie ihre Besucher endlich ansah.
Grußlos verließ Vogel den Raum, während Walz, der die ganze Zeit schweigend danebengestanden hatte, wenigstens zum Abschied nickte.
»Jetzt brauche ich dringend einen Kaffee zum Aufwärmen«, sagte Vogel auf dem Treppenabsatz, »wenn du so eine Sekretärin hast, ersparst dir wenigstens die Klimaanlage.«
»Ob die wohl auch auf der Besetzungscouch war? In der friert der dir doch glatt fest … «
»Aber wenigstens wird der steif dabei, in dem seinem Alter wird das schon nötig sein.«
»Lass’ uns doch einfach in die Kantine gehen, dort ist zwar der Kaffee mäßig, aber man trifft immer wieder interessante Leute, von denen man manch Wissenswertes erfahren kann«, schlug Walz vor, der früher als Statist in der Staatsoper gearbeitet hatte.
»Was ist denn hier los? Findet hier die städtische Armenspeisung statt?«, rief Vogel konsterniert aus, als er der langen Schlange verwahrlost aussehender Personen ansichtig wurde, die sich vor der Kasse in der Kantine gebildet hatte.
Anstatt zu antworten, verschwand Walz in Richtung eines Tisches, wo schon etliche dieser Elendsgestalten versammelt waren.
»Gerade ist die erste Durchlaufprobe von der ›Traviata‹ zu Ende gegangen«, verkündete Walz, der sich kurz mit einem älteren Herrn unterhalten hatte.
»Wie, proben die ohne Dirigenten?«, fragte Vogel verständnislos.
»Die erste Durchlaufprobe ist nur mit Klavier, das kann auch ein Assistent machen«, antwortete Walz ruhig, nachdem er beider Kaffeewünsche nach hinten gerufen hatte. »Wenn du nichts dagegen hast, setzen wir uns zu meinen alten Kollegen und fragen sie einmal nach dem Maurer . «
»Warum sehen die alle so verwahrlost
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