Hausmaestro - Kriminalroman
erfreulicheren Dingen, deshalb sind wir heute Abend schließlich zusammengekommen. Sie sind herzlich dazu eingeladen, uns dabei Gesellschaft zu leisten.«
Doch wie stets, wenn eine ausgelassene Stimmung verordnet wird, legte sich über die Gesellschaft erst einmal bleiernes Schweigen.
»Mit einer Drahtschlinge erdrosselt, sagen Sie?«, unterbrach Mirgu plötzlich die Stille. »Und was ist, wenn das die Arbeit eines Profikillers war? Ich kenne Kosovo-Albaner, die machen das für einen Tausender.«
»Schluss jetzt, Agron, hab ich gesagt«, herrisch hieb Misic seine rechte Faust auf den Tisch. »Der Herr Inspektor wird schon selbst am besten wissen, was für ein Mörder hier am Werk war. Das stimmt doch, Herr Walz?«
»Ja, das ist völlig richtig, Herr Kammersänger. Und aus diesem Grunde kann ich Ihr freundliches Angebot leider nicht annehmen. Ich muss früh raus morgen … Vielen Dank für die Einladung«, fügte Walz hinzu, als Misic das offerierte Geld für die von ihnen konsumierten Getränke mit einer großzügigen Handbewegung ausschlug.
»Entschuldige bitte meinen überstürzten Aufbruch, Clara«, sagte Walz, als sie in seinem Fiat Barchetta Platz genommen hatten. »Aber plötzlich habe ich dieses herrische Getue vom Misic nicht mehr ausgehalten. Glücklicherweise warst du dabei und nicht der Kajetan, der wäre sicherlich ausgerastet. Aber der Schweinsbraten war ausgezeichnet.«
»Ja, es ist wirklich seltsam«, antwortete Clara, während sie den Fahrersitz ihrer Größe anpasste und den Motor startete, »beim Interview im letzten Jahr war Misic ganz anders. Da hat er eine Anekdote nach der anderen rausgelassen, ich hab fast nichts tun müssen … Mit dem möcht ich nicht verheiratet sein.«
»Ich hoffe, er hat keine diesbezüglichen Absichten verlauten lassen«, sagte Walz schmunzelnd und drückte ihr einen satten Kuss auf die Wange.
»Sein seltsames Benehmen wird wohl mit dem Maurer zusammenhängen. Es muss schon komisch sein, wenn du an deinen Arbeitsplatz kommst und plötzlich wird dir mitgeteilt, dass dein Chef ermordet wurde. Vielleicht hast du dann sogar ein schlechtes Gewissen, weil du es dir ja insgeheim gewünscht hast … Oder glaubst du, er hat was mit dem Mord zu tun?«
Zärtlich schaute Walz zu Clara hinüber, die heute Abend zum ersten Mal unmittelbar mit einer Ermittlung konfrontiert worden war. »Zu diesem Zeitpunkt kann man zwar noch gar nichts sagen, allerdings glaube ich es nicht. Ein Mensch seines Temperaments hätte sicherlich ein anderes Mordwerkzeug benutzt.«
»Und was hältst du von den anderen?«
»Von denen glaub ich es genauso wenig, obwohl sie fast nichts gesagt haben. Der Kronjew und der Mirgu, die sind, denk ich, froh, dass sie in der Staatsoper gelandet sind. Wenn du so weit gekommen bist, dann setzt du deine Karriere nicht aufs Spiel. Vor allem nicht wegen eines Dirigenten, der nach dieser Produktion ohnehin wieder verschwindet. Nein, von denen glaub ich’s eigentlich auch nicht.«
»Und die Bernreuter?«
»Die ist wohl am verbittertsten von allen. Aber die bringt das doch niemals fertig. Allein die Vorstellung, dass sie abends den Dirigenten besucht, der sie kurz davor an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben hat, und dann zusammen mit ihm einen Whisky trinkt, ist doch absurd. Ganz davon abgesehen, dass sie ihn dann noch mit einer Drahtschlinge erdrosselt.«
»Also hat der Mirgu vielleicht doch recht?«
»Die Ausführung des Mordes sieht sehr professionell aus, daher könnte es durchaus die Arbeit eines Profikillers gewesen sein. Und vergiss nicht, die Mafia ist noch nicht draußen aus dem Spiel. Warten wir erst einmal ab, ob die Spurensicherung noch etwas gefunden hat, davon hängt vieles ab.«
Schweigend fuhren sie durch die laue Frühlingsluft. Genüsslich lehnte sich Walz in seinem Sitz zurück und sog die zahlreichen Düfte ein, die der Fahrtwind hereintrug. Zärtlich strich er Clara durch ihr dichtes Haar und kraulte auf die Art ihren Hinterkopf, wie sie es besonders mochte, während sie sich auf die Straße konzentrierte.
Walz freute sich nun auf sein Zuhause und auf sein Bett, wo er all diese fürchterlichen Mordgeschichten vergessen und sich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren konnte.
In diesem Moment mochte er sich ein Leben ohne Clara gar nicht mehr vorstellen.
5. Kapitel (Donnerstag)
Am nächsten Morgen kam Vogel höchst aufgeräumt in das kleine Büro, das ihm und seinem Kollegen im LKA zugewiesen worden war.
Ohne
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