Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
Vom Netzwerk:
übrigens überlegt, dass wir heute versuchen sollten, vom Betriebsrat die Namen der Musiker zu erfahren, die sich bei ihm über den Maurer beschwert haben.«
    »Wenn das ein anständiger Betriebsrat ist, wird der uns was pfeifen und sich auf den Vertraulichkeitsgrundsatz berufen.«
    »Vielleicht ist er ja auch unanständig, probier’n wir’s halt einfach aus«, sagte Vogel vergnügt und entzündete seine morgendliche Pfeife.
    »Du solltest nicht vergessen, dass wir hier nur vorübergehend untergebracht sind, und als anständiger Gast befolgt man üblicherweise die Regeln des Hauses, und die besagen ausdrücklich, dass man hier nicht rauchen darf.«
    Mit schuldbewusster Miene löschte Vogel sogleich seine Pfeife mit dem Stopfer und legte sie wortlos auf den Schreibtisch.
    »Danke«, sagte Walz trocken, »allerdings sollten wir vorher in der Oper anrufen und fragen, ob das Orchester heute überhaupt Probe hat. Wenn die noch keinen Dirigenten gefunden haben, werden die Herren Philharmoniker wohl kaum aufspielen.«
    Nach einem kurzen Telefonat mit dem Portier der Oper stand Walz auf und bedeutete Vogel mit einem kurzen Kopfnicken, mit ihm zu kommen.
    »Das Orchester hat um zehn die erste BO, beeilen wir uns.«
    »BO ist eine Probe, das habe ich schon mitbekommen, aber wofür steht eigentlich diese Abkürzung?«, fragte Vogel, während sie zu ihrem Wagen eilten.
    »Irgendetwas mit Bühne. Ich glaub, das heißt ›Bühne und Orchester‹. Ich bin übrigens schon sehr gespannt, wen die als Dirigenten gefunden haben. Ich tippe auf den Berner.«
    »Hoffentlich beeilen sich die von der Spurensicherung, vorher können wir eigentlich nur Däumchen drehen und im Trüben fischen«, sagte Vogel, als sie im Auto Platz genommen hatten. »Der Lindner hat gemeint, bis heute Abend müsste er die ersten Auswertungen haben. Ja, also die Michelle, die ist süß, sag’ ich dir … «
    »Du erzählst mir ja nie was«, meinte Walz schmunzelnd, »wie alt? Maße? Figur? Beruf? Familienstand? Besondere Merkmale? Nationalität? Lass dir doch nicht immer alles aus der Nase ziehen.«
    Genießerisch sog Vogel an seiner Pfeife, die er sogleich entzündet hatte, als sie das Gebäude verlassen hatten, und blinzelte vergnügt in die Sonne, die heute schon wieder für fast sommerliche Temperaturen sorgte.
    »Laut ihrem Eintrag im Forum ist sie 29 Jahre jung. Sieht zwar ein bisschen balkanesisch aus, klingt aber wie eine Wienerin. Sie ist nicht sehr groß, schlank mit ziemlich kleinem Einhandpopsch, wie ich’s halt gerne hab. Trägt ihre roten Haare halblang, schöne Zähne, und hat ein bezauberndes Lächeln.«
    »Wow, rote Haare«, unterbrach ihn Walz, »sind die echt?«
    »So weit bin ich, wie gesagt, noch nicht in die Materie eingedrungen, werd es aber, so Gott will, bald wissen…«
    »Und was macht sie beruflich?«
    »Sie ist bei einer Versicherung. Von einem Mann hat sie nichts erzählt, ich hab sie allerdings auch nicht danach gefragt, man will ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Dürfte allerdings alleinstehend sein, sonst wär sie ja wohl nicht in diesem Forum. Das scheint dort so eine Art Partnervermittlung für Tierbesitzer zu sein. Vielleicht kann ich dir ja morgen mehr über sie erzählen.«
    »Irgendwie hat dieses Internet unser ganzes Leben völlig versachlicht. Früher ist man in der Hoffnung, irgendjemanden kennenzulernen, in ein angesagtes Beisl gegangen, und hat sich einen Haxen ausgerissen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen und im besten Falle ein Mädel abzuschleppen. Am nächsten Morgen kam dann das böse Erwachen. Heut geht man gemütlich ins Internet, loggt sich als bekennender Bettnässer in eine Partnervermittlung ein und findet die passende Frau, die ihr Leben lang von nichts anderem geträumt hat, als allmorgendlich in einem feuchtwarmen Biotop aufzuwachen. Eigentlich ist das fürchterlich fad, die ganze Spannung ist weg. Also, für mich ist das nix. Gibt’s nicht auch eine Partnervermittlung für Polizisten?«
    »Jetzt tust du mir aber unrecht, mein lieber Walz«, antwortete Vogel vorwurfsvoll, der den Dienst-Golf gekonnt durch den Verkehr zirkelte. »Schließlich hab ich die Michelle deshalb kennengelernt, weil mir ihr Bruno zugelaufen ist. Im Forum haben wir uns nur unterhalten, früher hätten wir halt heimlich telefoniert, von der Telefonzelle aus, damit die Frau nichts merkt. So viel Unterschied ist da auch nicht. Ach, bevor ich’s vergesse: Der Lindner hat mich heut Morgen angerufen: Die

Weitere Kostenlose Bücher