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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariola Brillowska
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abgesperrten Korridor, der mich ans Schlangestehen am Flughafen erinnerte. Ich trat vor die Tür eines Bauwagens mit der Aufschrift Einquartierungen . Ich ging hinein. Darin befand sich ein Wäschelager. An der Theke stand ein Mann im grauen Kittel. Er trug eine Brille mit sehr dicken Gläsern auf der Nase. Ich stellte meine Koffer ab und überreichte dem Mann meinen Pass und das Formular. Er schrieb meinen Namen auf das Formular und kreuzte irgendwelche Kästchen an. Dann drehte er sich um und begutachtete die Auslagen der Regale mit grauem Bettzeug. Er kletterte eine Trittleiter hoch, griff sich ganz oben im Regal ein Laken, stieg die Trittleiter wieder runter und nahm aus dem Regal ganz unten einen Deckenbezug. Er legte beide Teile auf die Theke. Dann griff er unter die Theke und legte einen Kopfkissenbezug zu dem Bettbezug und dem Laken. Er schob mir das Formular vor die Nase. Ich sollte dort unterschreiben, wo er vorher ein Kreuz gemacht hatte. Ich öffnete einen meiner Koffer, legte die Bettwäsche hinein und schloss den Koffer wieder. Der Mann kam vor die Theke und machte ein Zeichen. Ich folgte ihm. Wir verließen den Bauwagen, den der Mann mit einem Vorhängeschloss absperrte. Wir gingen in eine graue Baracke. Die Wände in den Fluren waren ebenfalls grau. Auch die Türen waren grau. Es gab kein Tageslicht. An der Decke leuchteten Neonröhren. Einzelne Menschen standen in den Fluren oder sie verschwanden gerade in den grauen Türen. Oder sie kamen aus denen raus. Alle Türen waren mit Buchstaben gekennzeichnet. Wir betraten den Raum Ce. Es war ein großer Schlafsaal, in dem sich zehn graue Hochbettpritschen befanden. Jedes Bett war mit Buchstabe und Zahl beschriftet. Daneben standen je zwei graue mit Buchstabe und Zahl beschriftete Metallschränke. Ich bekam das Bett CeNullSieben, auf dem eine braune Schurwolldecke und ein blaues unbezogenes Kopfkissen lagen. Ich stellte meine Koffer in den dazugehörigen Schrank, den mir der Mann zu verschließen half. Ich musste eine Mark als Pfand reinwerfen, dann konnte ich den Schlüssel aus dem Schloss ziehen. Wir verließen den Saal. Der Mann zeigte mir jetzt die Toiletten und die Duschen. Dann begleitete er mich noch zu der einzigen weißen Baracke mit einem großen roten Kreuz über dem Eingang, ehe er zu seinem Bauwagen zurückkehrte. Ich ging hinein. Eine ältere, grau uniformierte Frau saß am Eingang am Tisch. Ich überreichte ihr das Formular. Sie führte mich in einen Raum, wo mir eine andere ältere, grau uniformierte Frau ein graues Handtuch aushändigte. Eine dritte ältere, grau uniformierte Frau bat mich, ihr zu folgen. Wir kamen in einen Raum mit ganz vielen weißen Blusen und dunkelblauen, plissierten Röcken. Ich sollte mir welche aussuchen. Da die Kleidung nicht mein Stil war, zögerte ich. Eine vierte ältere, grau uniformierte Frau holte mich ab und brachte mich in den nächsten Raum, der wohl ihr Büro war. Sie setzte sich an ihren grauen Schreibtisch und bat mich, mich auch auf einem grauen Stuhl hinzusetzten. Die Frau hielt mein Formular in der Hand, auf dem sie ein paar Stellen ankreuzte. Nachdem ich alles unterschrieben hatte, begleitete sie mich zu einem grauen Container mit der Aufschrift Einbürgerungen . Alles klar. Das Ganze hatte System. Bloß welches?
    Ich machte überall mit, unterschrieb alles schön leserlich und folgte brav dem Einbürgerungsritual. Plötzlich bekam ich eine graue Essensmarke in die Hand gedrückt und sollte mich wie alle anderen in die Kantine begeben. Ich wanderte an grauen Containern und Bauwagen vorbei, deren Türen nun das Schild zierte: Mittagspause 13 – 15 h. Ich betrat einen sehr großen, sehr grauen Saal, der nach billigem Kantinenessen roch. Es waren zu viele Menschen da. Die meisten hatten matte Gesichter und schon sehr viele Jahre auf dem Buckel. Ihre Köpfe mit den grauen Zweite-Weltkrieg-Frisuren sahen aus wie ein Feld aus riesigen Pusteblumen. Die Menschen hatten diese Kleidung vom Roten Kreuz an, die mir vorhin angeboten worden war. Sie kamen mir vor wie Schlangensteher. Sie sprachen miteinander Polnisch, aber nicht das großstädtische Polnisch. Sie waren bescheidene Menschen. Sie stammten vom Lande. Sie hielten graue Plastiktabletts in den Händen. Sie füllten Alubecher mit hellbraunem Teewasser auf. Sie holten sich Teller mit breiigem Essen auf die Tabletts. Sie legten Alubesteck und graue Servietten dazu. Sie setzten sich an Tische und speisten. Das Ganze war einfach nachzuahmen. Ich mischte

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