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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariola Brillowska
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wir es zu dritt treiben würden. Wir kamen gerade aus der ›Oberhafenkantine‹, wo wir Gustavs Geburtstag gefeiert hatten. Der Glückliche wurde erst fünfunddreißig, während ich schon auf die vierzig zuging. Obwohl das erst in einem Jahr sein sollte, machte ich mir bereits jetzt Gedanken darüber, wie ich dieses Jubiläum gestalten würde. Ich hatte endlos viele Stöckelschuhe, Plateaus und Pumps, mehr noch als Perücken. Mein Vierzigster sollte ein ›High Heels Contest‹ werden. Die Location dafür hatte ich bereits im Westwerk reserviert. Gustav steuerte die Karre Richtung Kiez. Wir wollten ins ›La Paloma‹, in die berüchtigte Kneipe von Jörg Immendorff. Ausgerechnet heute sollte der Malerfürst dort anwesend sein. Ich wollte den Typen unbedingt in echt erleben. In persona. Er kam mir wie ein Phantom vor. All diese Jahre erzählte mir James Geschichten über ihn, und ich hatte den Mann noch nie gesehen. Ich kannte auch niemanden außer James, der mit Immendorff persönlich zu tun hatte. Wobei ich James nicht glaubte, dass er jemals der Assistent von Immendorff gewesen war. Vermutlich schwindelte er mich einfach nur an, um sich mal wieder besser darzustellen.
    Wie aus heiterem Himmel bremste Gustav das Auto. Polizeikontrolle. Gustav zeigte seine Papiere und blies ins Alkoholmessgerät. Die Bullen baten ihn auszusteigen. Adrian und ich blieben sitzen. Ein Bulle riss die Hintertür auf und zerrte uns raus. Ich fand das unmöglich. Ich wurde wütend. Ich setzte mich auf die Vorderhaube von Gustavs Auto. Ein Bulle schubste mich runter. Ich setzte mich wieder auf die Haube. Plötzlich wurde ich in einen Polizeigriff genommen. Die Polizisten hantierten in meinem Nacken mit einer › Hamburger Acht‹, bis sie mir unsanft Handschellen anlegten. Ich versuchte mich noch zu wehren, indem ich mit meinen Zähnen nach der Hand eines der Bullen schnappen wollte. Vergeblich. Als ich die Handschellen an meinem Rücken spürte, checkte ich den Ernst der Lage. Ich flüsterte Adrian zu, er solle aus meiner Manteltasche die Wohnungsschlüssel nehmen und wegen Gina zu mir nach Hause abhauen. Nachdem einer der Bullen die Kiste von Gustav in eine Parklücke reingefahren hatte, wurde ich in den Peterwagen genötigt. Gustav und Adrian durften nach Hause gehen. Ich musste auf die Wache mitkommen. Dort wurden mir die Handschellen abgenommen, und ich sollte auf einer geraden Linie spazieren, die einer der Bullen mit weißer Kreide auf dem Fußboden aufgezeichnet hatte. Lustiges Theater. Ich konzentrierte mich sehr auf die Linie. Leider erfolglos. Oha. Ich war ganz schön betrunken. Vor mir stand auf einmal ein Typ mit einem Arztkoffer in der Hand. Er stellte den Koffer hin, klappte ihn auf, wühlte darin, bereitete eine Spritze vor und bat mich um einen freien Arm. Skeptisch ließ ich mir das Blut abnehmen. Meine Situation war mir klar. Wenn ich mich wieder gewehrt und zu rebellieren begonnen hätte, man hätte mich in eine Zwangsjacke gesteckt und in die Klapse eingeliefert. Ich blieb ruhig. Ich zog mich wieder an. Ich folgte einem Bullen mit einem sehr dicken Schlüsselbund in der Hand. Wir gingen an mehreren Türen vorbei, die mit großen Ziffern bezeichnet waren. Der Bulle blieb bei Nummer sieben stehen. Der Schüsselbund lärmte. Der Bulle sperrte die Tür auf und winkte mich mit dem Kopf rein. Er schloss die Tür wieder zu. Ich guckte mich um. Das erste Mal im Leben befand ich mich in einer Zelle. Spannend. Ich setzte mich auf die Pritsche und dachte nach. Ich ging durch, was eigentlich geschehen war. Ich versuchte zu rekonstruieren, was ich aus der Sicht der Polizei falsch gemacht hatte. Mir fiel nichts ein. Ich hatte mir echt nichts vorzuwerfen. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass es gesetzlich nicht erlaubt wäre, auf der Autohaube des Freundes zu sitzen. Ich ballerte gegen die Tür. Keine Reaktion. Ich entdeckte eine Klingel in der Wand. Ich drückte ganz lange drauf, bis ich draußen Schritte hörte. Der Schlüsselbund klapperte. Die Tür ging auf. Vor mir stand ein Bulle.
    - Was ist?
    - Warum bin ich hier?
    - Weil Sie keinen Ausweis dabeihaben.
    - Mein Ausweis ist zu Hause. Ich kann den holen.
    - Sie bleiben in Gewahrsam, bis Ihr Ausweis hier ist. Jemand muss Ihnen den Ausweis vorbeibringen.
    - Darf ich telefonieren?
    - Sie haben zwei freie Anrufe.
    Ich rief Adrian bei mir zu Hause an. Er nahm den Hörer ab. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Bei Adrian wusste man nie. Der war ja so drauf, dass er oft mehrere

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