Haut aus Seide
auf keinen Fall befriedigen konnte – so stimulierend sie auch sein mochte.
Philip hätte es vorgezogen, wenn seine Gedanken nicht in diese Richtung gewandert wären, aber es war schwer zu vermeiden. Béatrix’ Gesicht war gerötet vom Lachen über die Witze des Amerikaners. Ihre Lippen waren weich und entspannt. Andrew erzählte den Frauen gerade von seinem Boss. Genauer gesagt, wie eine Sekretärin solche Angst vor dem Mann hatte, dass sie sich jedes Mal, wenn er nach einem Kaffee verlangte, in die Hose machte. Weiter ging es mit Berichten darüber, dass er seit Reagans Präsidentschaft keinen Urlaub mehr gemacht hätte und wie er selbst beim Kellnern in New
Orleans entdeckt worden war. Sein Charme wäre zu kostbar, um ihn an Touristen zu verschwenden, hatte man ihm damals gesagt.
»Simon Graves hat mich zum Geschäftsmann gemacht«, erklärte er mit vergnügt blitzenden Augen. »Mich, Andrew Laborteaux, dessen einzige Eroberungen sich bis dahin auf das schwache Geschlecht beschränkten. Natürlich ist ein gewisses Verständnis für Frauen bei meinem Job unerlässlich.«
Lela prostete ihm zu. »Auf den Marketingleiter von Graves Incorporated .«
»Und Parfümjäger der Sonderklasse«, ergänzte Bea.
Philip hatte nicht die geringste Ahnung, worauf seine Gäste da anstießen. Irgendetwas trennte ihn von den anderen. Er trug das einzige mürrische Gesicht in einer ansonsten fröhlichen Runde. Da er sowieso nicht mithalten konnte, schweiften seine Gedanken zu dem Gespräch zurück, das er vorhin mit Bea in der Küche geführt hatte. Ich bin nicht sauer , hatte sie gesagt. Ausgerechnet Bea, die schon aus weitaus nichtigeren Gründen auf die ganze Welt sauer sein konnte! Und die Art, wie sie ihm in die Augen gesehen hatte … So direkt und offen. Sein Blut hatte unter ihrem Blick zu kochen begonnen, sich in seiner Brust und seinem Schritt gesammelt und seinen Schwanz zum Zucken gebracht, bis sein flatternder Puls ihn förmlich gezwungen hatte, die Augen von ihr abzuwenden.
Sie hatte sich verändert. In nur einem Tag hatte sie sich völlig verändert. Sie sah in ihrem engen roten Oberteil, dem gerade geschnittenen, schwarzen Rock und den unfrisiert wirkenden Haaren so anders aus.
Wie eine Erwachsene sah sie aus.
Doch das war noch nicht alles. Irgendetwas passierte
da zwischen ihr und dem Amerikaner. Lelas Freund konnte die Augen gar nicht von Bea abwenden. Als hätte das, was ihn selbst so faszinierte, auch Andrew in Bann gezogen. Aber Philip hatte Bea schon immer ausgesprochen attraktiv gefunden. Zwar mochte sie ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringen, aber es stand ihr durchaus. Sie erinnerte ihn an eine Maillol-Statue: fest, rund und monumental.
Eve hatte ihre Tochter gern »dickes Mädchen« genannt. Bea hasste den Ausdruck, das hatte Philip sofort bemerkt. Als ihm klar geworden war, dass auch Eve von dieser Abneigung wusste, hatte er sie gefragt, wieso sie ihre Tochter dann absichtlich verletzen würde.
»Ich nehme an, ich bin wohl wütend auf sie«, hatte seine Frau erklärt. »Bea weigert sich einfach, etwas an ihrem Äußeren zu verändern. Nie bittet sie mich um Hilfe. Nie nimmt sie meine Ratschläge an. Manchmal frage ich mich sogar, ob sie auf mich herabsieht, weil ich mir Gedanken über mein Äußeres mache.«
Philip verstand das durchaus, sah aber nicht ein, warum nicht beide Frauen so leben konnten, wie sie wollten. Wieso musste eine von ihnen immer Recht haben?
»Weil ich Recht habe«, hatte Evangeline mit ihrem so einnehmenden Lachen geantwortet. Er konnte sie fast hören. Ihr Gelächter füllte die Leere zwischen den Wandgemälden aus, als wäre ihr Geist aus Tönen gemacht. Sie hatte nur das getan, was sie für das Beste hielt. Eve hatte ihre Tochter geliebt. Doch ihre Unsicherheit hatte dazu geführt, dass sie dem Mädchen stattdessen wehgetan und sich damit letzten Endes selbst verletzt hatte.
Eve , dachte er und schüttelte den Kopf, wusstest du eigentlich, was du da wegwirfst?
»Und?«, hörte er Lela aus weiter Ferne fragen. »Wie läuft der Lumpenhandel so?«
Ihre von Silberringen glitzernde Hand lag auf seinem Unterarm. Wieso, fragte er sich, brannten die Hände einiger Frauen Feuerwerke in den Nerven ab, während andere lediglich dämpfenden Trost spenden konnten?
»Philip?« Ihre Stimme vibrierte vor unterdrücktem Lachen. »Bist du noch bei uns?«
»Was? Oh. Das Geschäft läuft gut. Danke.« Mit einem Kloß im Hals trank er seinen Wein bis zur Hälfte aus. »Außer New
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