Haut aus Seide
missgönnen würde.
Lela hatte ihr noch nie etwas missgönnt.
Aber das liegt nur daran, dass Lela immer mehr hatte als du , wandte eine böse innere Stimme ein. Ein besseres Aussehen, mehr Charme, mehr Männer. Und jetzt höchstwahrscheinlich auch noch mehr Respekt.
Béatrix knirschte mit den Zähnen und stellte die Kanne auf den Herd. Sie würde Größe zeigen. Lela würde niemals bemerken, dass sie sich eigentlich nicht für sie freute. Sie würde nie erfahren, welch ein Kleingeist ihre Freundin doch sein konnte.
Andrew war sogar zu betrunken, als dass sie ihn in ein Taxi zurück zum Hotel Meurice hätten verfrachten können. Béatrix und Lela ließen ihn schnarchend auf der Couch liegen, während sie sich an dem Kaffee gütlich taten. Sie unterhielten sich leise, aber doch mit der üblichen Verve. Lela schien genauso nachdenklich zu sein wie ihre Freundin. Als sie hinter der Hand ein Gähnen zu unterdrücken versuchte, führte Béatrix sie kurzerhand ins Gästezimmer.
Vor der Tür umarmten sich die beiden Frauen.
»Es ist so schön, dich zu sehen«, sagte Lela.
»Ja«, stimmte Béatrix zu. »Du bist die Beste.«
Dann war sie allein. Oder fast allein. In ihrer Wohnung befanden sich zwei Leute mehr als sonst. Sie lag unter der Bettdecke auf dem Rücken und hatte die Hände vorm Bauch gefaltet. Zwei Menschen, denen sie etwas bedeutete – zumindest ein bisschen -, schliefen heute unter ihrem Dach. Alles in allem kein schlechtes Gefühl. Sie schloss die Augen und driftete langsam weg. Wie
schon öfter träumte sie von Farben: dem Grün von Frühlingsgras, dem Graubraun eines dahinfließenden Baches. Langsam formte sich ein Bild. Ein Mädchen vom Lande planschte mit den Füßen in der Strömung. Blaues Kleid. Rosige Beine. Große Schwester , dachte sie noch bei sich, und schon erschienen zwei Kinder an der Seite des Mädchens.
Béatrix wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war oder ob sie überhaupt geschlafen hatte. Plötzlich kroch eine gewisse Wärme ihren Köper hinauf. Erst über die Füße, dann über die Schenkel. Aus der Wärme wurde langsam etwas Gewichtiges, das sich an ihrer Brust konzentrierte. Das Ganze hatte etwas Beruhigendes, gleichzeitig aber auch etwas Erregendes. Als sie die Position ihrer Beine veränderte, hörte sie die Decke rascheln, und ein Lippenpaar presste sich auf ihre Wange.
»Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mein Versprechen vergessen habe«, flüsterte eine Stimme.
»Mmmh«, erwiderte sie nur und versuchte, sich zu strecken. Doch ihre Arme wurden von Andrew festgehalten. Er lag splitternackt auf ihr – geduscht, rasiert und mit frisch geputzten Zähnen. Nur das schläfrige Blinzeln seiner Augen verriet, dass er vielleicht immer noch ein wenig betrunken war. Béatrix bäumte sich instinktiv auf. Sie konnte nichts dagegen tun. »Ich dachte, ich träume.«
Seine Lippen wanderten hinab zu ihrem Hals. »Ich hoffe, es war ein angenehmer Traum.«
»Er hatte etwas … Warmes.«
»Mir ist auch ziemlich warm. Vielleicht brauchen wir die ja gar nicht mehr.« Er küsste sie und zog kurzerhand die Decke zwischen ihnen weg. Dann legte er sich wieder auf sie. Sein Schwanz presste sich hart und heiß gegen
ihren Schenkel. Die zarte, pulsierende Haut war ein angenehmer Schock für Béatrix. Er leckte über die Kuhle, wo sich ihre Schlüsselbeine trafen, und streichelte dann durch die Seide ihres Herrenpyjamas hindurch ihre Brüste. »Könnte es sein, dass du noch ein bisschen zu viel anhast?«
Als wäre es eine überaus wichtige Aufgabe, öffnete Andrew Knopf für Knopf ihres Oberteils. Béatrix hielt ihn nicht auf. Dadurch, dass er sie im Halbschlaf erwischt hatte, waren ihre üblichen Zweifel nicht so präsent wie sonst. Sie hasste es, sich für einen neuen Mann auszuziehen und ihre vielen Makel zu offenbaren. Wie furchtbar es doch war, wenn die Enttäuschung sich im Gesicht ihres Gegenübers abzeichnete. Doch es war dunkel im Zimmer, und es erschien ihr unmöglich, sich Andrews Willen nicht zu beugen. Fast so unmöglich, als sage man einem Löffel Honig, er solle nicht tropfen. Er wollte sie, und er würde sie bekommen. Mit Höflichkeit und Charme zwar, aber er würde es letzten Endes schaffen.
Als Béatrix schließlich auch nackt war, drehte er sie auf die Seite und zog sie in seine Umarmung. Andrews Mund legte sich auf den ihren, und er stöhnte gierig auf, als seine Hände über ihren Körper wanderten. Er drückte sie fest an sich, und seine Muskeln schmiegten sich in ihre
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