Haut aus Seide
Sie nicht beleidigen. Ich nehme das Kleid. Schicken Sie es bitte in mein Büro.«
Er gab ihr seine Visitenkarte und die Platinkarte von American Express, die sie beide mit der Vorderseite nach unten auf den Verkaufstresen knallte.
»Nita wird kassieren«, erklärte sie mit einer Stimme, so kühl wie gefrorener Stahl.
Simon verfluchte seine Ungeschicklichkeit. Er war wirklich nicht gut, wenn es ums Abschleppen ging. Ganz und gar nicht gut. So ein Mist, dass Diane sich verlobt hatte! Andererseits hätte er dann auch nie dieses herzzerreißende, schwanzversteifende Juwel weiblicher Perfektion und Verführungskunst kennengelernt. Seine Handflächen waren ganz feucht, als er sie fortgehen sah. Von hinten war ihr Anblick genauso inspirierend wie die Vorderseite – besonders der Po. Er musste sie haben. Auf
jeden Fall! So entschlossen hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit man im Fortune- Magazin vorhergesagt hatte, dass er die Firma seines Vaters ruinieren würde. Diese Frau war eine Herausforderung, der er sich nicht entziehen konnte. Doch im Augenblick war der Rückzug seine einzige Option.
Es war Mittwoch. Als Lela aus der Umkleidekabine schaute, sah sie, dass Mr. Ich-kann-alles-und-jeden-Kaufen erneut gekommen war, um sein Glück zu versuchen. Sie hatte gewusst, dass er wiederkommen würde. Um ernsthaft daran zu zweifeln, hatte sie diesen vernarrten Blick einfach zu häufig auf männlichen Gesichtern gesehen.
Die Frage war nun, ob sie ihn ebenfalls haben wollte.
Er ging die Dessous durch und wartete darauf, dass sie endlich auf der Bildfläche erschien. Bisher war der Morgen sehr ruhig gewesen, und Lela hatte sich gelangweilt darangemacht, die Spiegel zu putzen. Therese, die schwangere Filialleiterin, hatte diese Initiative durchaus begrüßt. Die arme Frau. Sie hielt ihre neue Verkäuferin für eine echte Bereicherung. Als Lela gestern Abend Interesse bekundet hatte, ihr bei der täglichen Abrechnung zu helfen, hatte sie ihr die Belege ohne Murren hingelegt.
»Sehr nett von Ihnen«, hatte sie gesagt und sich mit der Hand über die schon recht üppige Rundung ihres Bauches gestrichen. »Dr. Sam würde mir in den Hintern treten, wenn ich die Schwangerschaftsgymnastik verpasse.«
Es war zwar nicht nett, am Stuhl einer Schwangeren zu sägen, aber wenn Lela erst Filialleiterin sein sollte, dürfte
garantiert niemand mehr die Bücher auch nur anrühren. Und sie würde natürlich niemals erlauben, dass die Verkäuferinnen sich in den Umkleidekabinen versteckten.
Normalerweise wäre es Lela nicht mal im Traum eingefallen, sich vor irgendeinem Mann zu verstecken. Doch dieser Mann war definitiv nicht irgendein Mann. Er hatte ein umwerfendes, fast unheimliches Gesicht mit einem harten Mund, einem kantigen Kiefer und Augen, so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten. Die an den Enden leicht nach oben strebenden Augenbrauen intensivierten seine teuflische Ausstrahlung um einiges. Seine Haut machte einen etwas rauen Eindruck, als hätte er in der Jugend mit Akne zu kämpfen gehabt. Doch aus irgendeinem Grund machte ihn das nur noch attraktiver. Sein tiefschwarzes, von bläulichen Strähnchen durchsetztes Haar war glatt und kurz geschnitten. Es stand am Ansatz sprichwörtlich wie eine Bürste hoch. Lela bezweifelte, dass er es mit Absicht so frisierte. Es war zu dick, um richtig anzuliegen. Genau die Art Haare, bei denen Frauen Geld dafür zahlen würden, um einmal mit den Fingern hindurchzufahren. Noch extremer war allerdings sein Bartschatten, der die Frage aufdrängte, was er wohl mit all dem Testosteron anstellte.
Schlampe , schalt Lela sich innerlich und umfasste den Türrahmen der Umkleidekabine etwas fester. Er war einfach nur ein Mann: zwei Arme, zwei Beine, ein Schwanz. Aber der Rest von ihm war ebenso eindrucksvoll wie sein Gesicht. Zwar war er nicht absurd groß – um die eins neunzig -, aber seine Erscheinung mutete trotzdem überwältigend an. Er stapfte durch die Boutique, als wolle er sie erobern. Die Schultern waren nach hinten gerückt, die Hände zu Fäusten geballt, und jeder Schritt
wirkte, als wolle er die Füße in den Boden bohren. Sein teurer Anzug war etwas weiter geschnitten, sodass eine Einschätzung seiner Figur kaum möglich war, aber er wirkte, als werde seine arrogante Haltung von einigen festen Muskelpaketen gestärkt.
Dieser Mann weckte so ziemlich jeden unruhestiftenden Instinkt in ihr. Ein absoluter Höschenbefeuchter. Lela presste leicht genervt die Knie zusammen und legte die
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