Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
geschickt<.«
    »Ich sage doch, ich komme von der Stadt.«
    »Na, wenn das stimmt, dann sind Sie nicht von der Behörde, die mir helfen will, sondern von der verdammten Umweltschutzbehörde, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Dann erzählen Sie mir von den Briefen, die ich geschrieben habe. Wann kam der Letzte? Mit welchem Datum?«
    »Ich bearbeitete jede Woche mehrere solche Fälle. Da habe ich die genauen Daten nicht im Kopf.«
    »Dann sagen Sie mir, worum es in den Briefen ging.«
    »Um die Straße.«
    »Was ist mit der Straße?«
    Flea schob die Hände in die Taschen, stellte sich wieder auf die Zehenspitzen und schaute zum Horizont.
    »Wenn Sie wirklich von der Stadt kommen, dann sagen Sie mir, weshalb mich die Straße interessiert.«
    Flea ließ sich wieder auf die Fersen sinken und schaute der Frau in die Augen. »Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Verdammt, ich glaub's nicht!«
    »Sagen Sie mir, was Sie da unten gesehen haben. Das will ich wissen.«
    Ruth Lindermilk packte das Stativ, schob es zusammen, klemmte sich alles unter den Arm und trug es ins Haus. »Los, hauen Sie ab. Ich will Ihren Arsch sofort auf dem Weg nach unten sehen.«
    »Sagen Sie mir, nur, was Sie da beobachtet haben.«
    Aber Ruth Lindermilk reichte es. »Nein, verflucht. Das werde ich nicht tun. Jetzt verschwinden Sie, bevor ich die Polizei rufe.«
     

30
    Als Caffery steif und durchfroren aufwachte, war der Lagerplatz verlassen, und nur die fleckige, kalte Feuerstelle bewies, dass der Walking Man da gewesen war. Das Erste, was ihm in den Sinn kam, war Benjy: Lucy Mahoneys verdammter Hund. Er hatte von ihm geträumt: von einem gehäuteten Hund in einem Leichensack auf dem Tisch des Tierarzts. Von dem Geruch und den Augen, die aussahen wie geschälte Eier. Mallows hatte gesagt, die beiden tansanischen Brüder hätten Hunde gehasst und sie niemals angerührt. In Afrika galt der Hund oft als unrein. In der Literatur über muti war häufig die Rede davon, dass Teile gefährdeter Arten verwendet wurden, aber Hunde fanden keine Erwähnung. Waren es also Jugendliche gewesen, die den Hund gehäutet hatten? Oder Arnos Chipeta? Und wenn es Chipeta gewesen war, warum hatte er es dann getan? Während Caffery die Isomatte zusammenrollte und sich den Mund mit Wasser aus einer Flasche ausspülte, kam er zu dem Schluss, dass er mehr über die Ereignisse des Abends wissen wollte, an dem Lucy Mahoney gestorben war.
    Er rief das Revier in Wells an, und als er eine Stunde später dort eintraf, erwartete ihn der Asservatenverwalter schon mit einem Stift in der Hand, damit er Beweisstück acht quittieren konnte: drei Zapfenschloss- und einen Yale-Schlüssel. Beatrice Foxton hatte Lucy Mahoneys Tod auf Suizid zurückgeführt, und formal gesehen gehörten die bei der Obduktion sichergestellten persönlichen Gegenstände in die Zuständigkeit des Untersuchungsrichters. Aber der Asservatenverwalter meinte, ein paar Stunden lang werde sie niemand vermissen.
    Lucy hatte in einer neuen Siedlung am Rand von Westbury-sub-Mendip gewohnt. Caffery fuhr an endlosen Reihen von Backsteinfassaden vorbei: Einsteigerhäuschen mit Maisonettes, winzigen Vorgärten und leeren Einfahrten, die sich abends mit Mazdas und kleinen Peugeots füllen würden, denn dies war eine Siedlung für Arbeiter, nicht für Familien. Lucy besaß eine Maisonette, deren Eingang im Erdgeschoss lag. Zwei Mülltonnen und ein fahrbarer Recyclingcontainer mit einer aufgemalten weißen »32« standen vor der kleinen Eingangsveranda. Als er den Schlüssel ins Schloss steckte, sah er durch die Glasscheibe die Handzettel mehrerer Take-aways auf dem Boden liegen: Domino's, Chilli's Curry, Thai House.
    Er warf einen Blick über die Schulter und trat dann ein, ohne das Licht anzuknipsen. Gleich hinter der Tür blieb er stehen und zog blaue Plastikgaloschen und ein Paar Nitrilhandschuhe an. Anschließend schloss er die Haustür, öffnete die Innentür und tappte hindurch.
    Das Wohnzimmer war dunkel und unaufgeräumt. Nicht das, was man erwartete, wenn man das Haus von außen sah. Auf einem Schreibtisch in der Ecke standen ein neuer Dell-LCD-Bildschirm, ein Scanner und eine Digitalkamera, aber alles andere war abgenutzt und ein bisschen schäbig. Auf dem Boden ein verschlissener türkischer Teppich, überall verstreut bestickte Kissen, die Möbel mit Blumen- und Rankenmustern bemalt. Jede Fläche war vollgestellt mit Holzschnitzereien, Aromatherapiefläschchen, bemalten nepalesischen

Weitere Kostenlose Bücher