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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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den Gelenken, die abgenutzt waren, in den Muskeln, die zu schwer gearbeitet hatten, oder ob es noch immer der Schmerz um den Verlust Ewans war. Und ob die Zeit etwas an diesem Schmerz geändert, ihn verwandelt oder gemildert hatte. »Colin? Sie haben sie verlassen. Warum ist es jetzt so schwer, mir zu antworten?«
    »Kommt es darauf an, warum?«
    »Ich versuche, mit Ihnen an einem Strang zu ziehen, Mann. Ich arbeite nicht gegen Sie. Hatte sie einen Lover?«
    Mahoney rieb sich die Augen und legte die Speisekarte auf den Tisch. »Die Antwort sollten Sie kennen. Sie wird in den Aussagen ihrer Freunde stehen.«
    »Ich will es von Ihnen hören.«
    »Ja. Sie hatte einen Lover. Okay?«
    »Hat er einen Namen?«
    »Nein. Und ihre Freunde haben Ihnen auch keinen genannt. Sie kennen ihn auch nicht, oder?«
    »Merkwürdig... dass sie ihren Freunden nicht gesagt hat, wie ihr Lover heißt.«
    »So merkwürdig ist das nicht. Sie war der verschlossenste Mensch, den ich kannte. Und sie wollte ihn schützen. Er war verheiratet.«
    »Na, das ist ja interessant.«
    »Eigentlich nicht. Es war so eine... halbe Sache mit den beiden. Sie mochte ihn, aber es war nichts Ernstes. Oh, keine Sorge, ich habe darüber nachgedacht, ob er etwas damit zu tun haben könnte, dass sie... Sie wissen schon.«
    »Und?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das passt irgendwie nicht. Sie fühlte sich nicht durch ihn bedroht.«
    »Er interessiert mich trotzdem.«
    »Ich wüsste was Interessanteres.« Caffery hob eine Braue. »Das Geld.«
    »Das Geld?« Caffery beugte sich vor. »Jetzt bin ich aber gespannt. Reden Sie weiter.«
    Mahoney lächelte nicht. »Bei unserer Trennung habe ich Lucy ein bisschen Geld gegeben. Nicht viel, gerade genug für eine Anzahlung auf das Haus und ein bisschen nebenbei. Sie arbeitete für eine Firma in Filton, die Weihnachtsschmuck herstellt. Hat dies und das für sie entworfen, im Büro gearbeitet und so weiter. Aber eines Tages verkündete sie, dass sie da aufhören wolle. Ich hab mir damals nichts weiter dabei gedacht, aber rückblickend muss ich sagen, dass ihr Lebensstil sich nicht geändert hat, als sie nicht mehr arbeitete. Sie ging immer noch jedes Wochenende shoppen und kam schwer beladen nach Hause, mit Briefbeschwerern und anderem Kram. Wie eine Elster. Na, Sie haben ja ihr Haus gesehen.«
    »Hatte sie vielleicht einen Kredit aufgenommen?«
    »Und worauf? Die Immobilienpreise sind in der Gegend nicht nennenswert gestiegen, und eine neunzigprozentige Hypothek hatte sie bereits. Aber sie hat letztes Jahr viermal Urlaub gemacht.«
    »Hat er das bezahlt? Der Freund?«
    »Nein. Der hat nichts dazugegeben, das weiß ich sicher. Seine Frau würde es merken, wenn er es täte. Und er ist auch nicht mit Lucy ins Ausland gefahren. Sie war entweder allein - ich weiß das, denn ich hab sie zum Flughafen gebracht - oder mit Daisy unterwegs. Und dann...«, Mahoney schob eine Hand in die Innentasche, zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Jacke und schob es zu Caffery hinüber, »...ist da noch das hier. War heute Morgen in der Post.«
    Caffery faltete das Blatt auseinander. Es war eine Objektbeschreibung von einem Immobilienmakler: ein steingemauertes Cottage mit weiß gestrichenen Fensterrahmen und einer Clematisranke über der Haustür. »Da fehlt nur noch der weiße Lattenzaun.«
    »Sehen Sie sich den Preis an«, sagte Mahoney.
    »Sechshunderttausend.«
    »Ihre Maisonette ist jetzt knapp zweihundert wert, abzüglich einer Hypothek von hundertvierzigtausend Pfund.«
    Caffery drehte das Blatt um. Die Rückseite war leer.
    »Goland & Bulley.« Mahoney deutete mit dem Kopf zum Fenster. »Da drüben. Auf der anderen Straßenseite. Was meinen Sie?«
    »Ich würde sagen...«, Caffery legte das Blatt auf den Tisch und winkte der Kellnerin, »...ich würde sagen, wir nehmen die Sandwiches mit.«
     

36
    Das Mädchen im Maklerbüro sah ein bisschen aus wie Keelie. Besser gesagt, wie Keelie vielleicht ausgesehen hätte, wenn sie nicht irgendwann als Teenager auf die Freuden des Crackgenusses gestoßen wäre. Dieses Mädchen hatte die kräftigen Schultern einer Schwimmerin, und ihr Körper war sonnengebräunt und zu muskulös für das marineblaue Kostüm, in das sie ihn gezwängt hatte.
    »Mrs. Mahoney?« Sie gab die Referenznummer ein, die auf dem Angebotsblatt stand. »Natürlich kann ich Ihnen nicht viel über unsere Korrespondenzen sagen. So was ist vertraulich. Aber ich kann Ihnen sagen, ob sie eine Kundin von uns ist.«
    Caffery

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