Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
Wange entlang um seine Finger in meinem Haar zu vergraben.
Seine Lippen legten sich auf meine. Ich hielt die Luft an. Spürte nur, wollte nur spüren. Seine Wärme, seinen Atem, der über meine Wangen strich und sich auf meinen feuchten Lippen kalt brach.
Seine Zunge, die sich langsam in meinen Mund schob. Ich zog ihn an mich heran. Genoss seine Haut unter meinen Fingern zu spüren. Der Kuss, diese Vereinigung zweier Körper war in seiner Sanftheit trotzdem wahnsinnig intensiv.
Alle Emotionen, die sich aufgestaut hatten, lagen darin, ohne dass er wild und unbeherrscht gewesen wäre.
Mit geschlossenen Augen saugten wir zärtlich an Lippen und Zunge des anderen stupsten sie an umkreisten sie.
Wie lange wir da so saßen und Sex mit dem Mund hatten, weiß ich nicht.
Der Tod, den wir dabei vielleicht austauschten, war in den Hintergrund gerückt. Es zählte nur dieser Augenblick, der ohne Worte ausdrückte, was ich gerne hören wollte. Ich konnte spüren, wie viel ich ihm bedeutete.
Etwas atemlos löste er sich von mir, legte seine Stirn an meine.
„Bin nicht gut in so was“, brüchig und rau klang er, „kennst mich ja.“
Er unterbrach sich, küsste mich noch einmal, nur kurz. „Das hier alles“, bei seinen leise gesprochenen Worten beschrieb seine ausgestreckter Arm einen Kreis und umfasste so das Lichtermeer, „das ist so süß von dir.“
Ein Kloß steckte in meinem Hals. Es sollte nicht nur süß sein, sondern ihm meine Liebe beweisen. Es sollte ihm zeigen, dass ich keine Angst davor hatte, mit ihm zusammen zu sein. Dass ich in guten wie in schlechten Zeiten an seiner Seite sein wollte. Zu viele Dinge, die ich ihm damit beweisen wollte. Eigentlich hatte ich am Morgen nur daran gedacht endlich wieder Sex mit ihm zu haben und nun saß ich neben ihm auf der Bettkante und wünschte mir, mein weiteres Leben mit ihm zu verbringen.
Arne holte tief Luft. Seine breite Brust gewann an Umfang. „Ich will das immer haben ...“, krächzte er, sah mich mit seinen blauen Augen an.
‚Ich will das immer haben‘, die Worte sortierten sich nur langsam in meinem Kopf.
„Thorsten, ... was ich sagen will, ... ich liebe dich. Hab ich immer getan, ich möchte nicht mehr gehen, nicht mehr jagen. Ich hab‘ gefangen, was ich brauche.“
Ungläubigkeit machte sich in mir breit, ließ mein Herz kurz hüpfen. So poetisch kannte ich Arne gar nicht. Er deutete meine Sprachlosigkeit falsch und lieferte mir mit dem was er dann sagte, noch mehr Grund zur Freude.
„Nicht, dass du denkst ich sage das, weil ich vielleicht krank bin. Bitte glaub das nicht, Thorsten, bitte nicht“, flehend klang er und in seinen Augen konnte ich die Aufrichtigkeit seiner Worte erkennen.
Ich warf mich in seine Arme und presste ihn an mich. Das hier war besser als Sex, besser als alles, was ich mir am Morgen ausgemalt hatte.
„Darf ich das so werten, dass du mich auch liebst?“, nuschelte er an meinem Ohr. Ein Zittern lief durch seinen Körper und eine feine Gänsehaut überzog seine Haut. Ich nickte nur, erkannte aber, dass Arne sich nur mit Mühe aufrecht halten konnte.
Die Nebenwirkungen zwangen ihn, sich in die Waagerechte zu begeben.
Ich half ihm ins Bett, deckte ihn fürsorglich zu. Dankbar sah er mich an. Wenig später schlief er mit einer Wärmflasche auf dem Bauch friedlich ein. Ich löschte das Lichtermeer und lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen, bevor ich leise die Tür hinter mir schloss.
Ganz egal, wie das Testergebnis in ein paar Wochen ausfallen würde, ganz egal ob Arne positiv oder negativ wäre, wir würden das zusammen hinbekommen. Zusammen!
‚Hast du etwas Zeit für mich?‘, mit dieser Frage war Arne vor ein paar Wochen zurück in mein Leben gekommen. Für Arne würde ich immer Zeit haben ...
Katharina und Hilde
Auszug aus: Natalies Reisen 2
Sigrid Lenz
Im Kino
Es war ein merkwürdiges und absonderliches Gefühl, das Katharina beschlich, als sie neben der größeren Frau die Straße entlangging. Noch nie zuvor hatte sie so etwas getan und sie war sich sicher, dass auch nichts dergleichen in ihrer Absicht lag, als sie am späten Nachmittag das Café betreten hatte.
Natürlich waren auch ihr die Gerüchte zu Ohren gekommen, doch dass es sich wirklich um einen Treffpunkt dieser speziellen Art handelte, das hatte sie nicht erwartet. Nicht wirklich.
Doch als ihr Blick die großen blauen Augen der Frau am Tresen fand, war es buchstäblich um sie geschehen. Sie konnte den Blick nicht mehr
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