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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Mumm, James zu sagen, was sie wirklich von dem Haus hielt. Immerhin erwähnte sie die Fenster und den Gasanschluss, und James versprach, »subito« jemanden vorbeizuschicken, der sich um alles kümmerte. Außerdem erklärte er ihr, wie man in die nächstgelegene Stadt kam, wo es, so behauptete er, einen ganz ausgezeichneten unabhängigen Supermarkt mit Namen Green’s gebe.
    »Und bevor ich’s vergesse, Liebes. Betty will für die Premierenparty morgen die Feuergrube einweihen. Ihr müsst unbedingt kommen. Das ist Pflicht. Wir haben nämlich eine kleine Überraschung für euch.«
    »Wirklich?«
    »Leider darf ich dir nichts verraten. Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Oh, das solltest du auch, meine Liebe, das solltest du auch. Also«, kam er zu ihrem ursprünglichen Thema zurück, »ansonsten habt ihr so weit alles?«
    »Na ja, ich wollte dich noch fragen, ob du das mit dem Internetanschluss schon geregelt hast?«
    Das war ihre einzige Forderung vor ihrer Ankunft gewesen. Sie hatte mehrere kleinere Projekte für die Stadtverwaltung, an denen sie arbeiten musste, und Olly und Bella wären ohne Facebook verloren. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht wusste, wie sie und Jack ohne die C-Beebies über den Tag kommen sollten. Zu Hause besuchte er den Kindergarten für Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Den ganzen Tag zusammen zu sein würde für sie beide eine große Herausforderung werden.
    »Ist der Router denn schon gekommen?«
    »Der was?«
    »Der Router. Du weißt schon, diese kleine Kiste.« Er sprach es »Rauter« aus.
    »Glaube nicht.«
    »Das sieht denen ähnlich. Sie haben mir versichert, er wäre bis zu eurer Ankunft installiert. Ich regle das«, versprach er in einem Tonfall, der klar zum Ausdruck brachte, dass er mit der Musicalpremiere am nächsten Abend schon genug zu tun hatte, ohne sich darüber hinaus auch noch um die Sorgen und Nöte irgendwelcher Schauspielergattinnen kümmern zu müssen.
    »Ach, und danke für die Rosen«, sagte Lara, die nicht undankbar erscheinen wollte.
    »Rosen?«
    »Die Rosen in der Küche?«
    »Oh! Nein, damit habe ich nichts zu tun, fürchte ich. Klingt eher nach Betty. Sie liebt Blumen«, entgegnete James.
    Lara legte auf und sah auf die Uhr. Es war noch nicht mal zehn, trotzdem fühlte sie sich schon jetzt am Ende ihrer Kräfte. Sie fragte sich, wie sie den Tag überleben sollte.
    »Komm, Mummy, wir fahren einkaufen!«
    Vom Schokoladenkeks nicht nur verschmiert, sondern auch mit neuer Energie versorgt, war Jack aus seinem Buggy gesprungen und hatte sich Laras Handtasche geschnappt, die er ihr nun auffordernd entgegenstreckte. Er hatte mitbekommen, dass Lara am Telefon einen Supermarkt erwähnt hatte, und er gehörte zu jener äußerst seltenen Sorte Jungen, die eine Shoppingtour als aufregendes Abenteuer empfanden.
    Lara lächelte ihn an. Sie fand es wundervoll, wie Kinder einem dabei helfen konnten, neuen Schwung zu finden, wenn alles zum Stillstand zu kommen drohte. Sie kritzelte den anderen eine kurze Nachricht auf einen Zettel und nahm den Wagenschlüssel, der immer noch dort lag, wo sie ihn am vergangenen Abend hingelegt hatte. Sie klappte den Buggy zusammen und sah in ihrem Geldbeutel nach, ob sie auch ihre Kreditkarte dabeihatte. Dann machten sie und Jack sich in ihrem riesigen Auto auf den Weg, immer der Beschreibung folgend, die James ihr gegeben hatte, über den Trout Mountain bis in den »nur« zwölf Meilen entfernt gelegenen nächstgrößeren Ort.

4
    D as Sirenengeheul wurde lauter und lauter, bis Bella dachte, sie würde es keine Sekunde länger aushalten. Dann ließ es, genauso langsam, wie es angefangen hatte, ganz allmählich wieder nach und verstummte schließlich. Bella saß kerzengerade in ihrem weichen, schweißfeuchten Bett und schnappte nach Luft.
    Was war das?
    Sie rieb sich die Augen. Über Nacht hatte sich ihr der Staub im Zimmer aufs Gesicht gelegt und war ihr in die Nase gedrungen. Ihr Körper, seit der Abreise aus England ungewaschen, dünstete einen säuerlichen Geruch aus.
    Sie sprang aus dem Bett, schnappte sich ihren Fotoapparat aus dem Handgepäck und lief zum Fenster. Ihre Füße schabten über den abgewetzten Linoleumboden. Sie zog das Laken zurück, das als eine Art Vorhangersatz an den Fensterrahmen gepinnt war, und schaute nach draußen. Wozu dieses Sirenengeheul?
    Die Straße draußen war menschenleer. Niemand rannte, um sich in Sicherheit zu bringen, niemand schrie um Hilfe. Die einzig wahrnehmbare

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