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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Cousins, aber immer noch heftig genug, um das Feuer neu auflodern zu lassen, das er in ihr entfacht hatte. Er hatte seine Finger mit ihren verschränkt, und sie hatten sich für den nächsten Tag verabredet.
    Aber dann war natürlich Olly, dieser Schwachkopf, auf die Veranda gestolpert gekommen und direkt in sie hineingerannt, so dass sie sich erschrocken voneinander gelöst hatten.
    »Oh, mein Gott«, hatte Olly gerufen. »Das tut mir ja so leid. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ihr hier draußen steht und rumknutscht.« Dann war er mit einer widerlichen Grimasse auf Sean losgegangen und hatte ihn von Bella weggestoßen, so dass er rückwärts die Verandatreppe herunterfiel.
    »Olly, komm sofort wieder rein!«, hatte Bella ihre Mutter rufen hören.
    »Ich dachte, ich hab dir gesagt, dass du dich von ihr fernhalten sollst«, hatte Olly gezischt. Er war von der Veranda gesprungen, hatte Sean am Kragen gepackt und war ihm mit seinem Gesicht ganz nahe gekommen. Dann hatte er laut gerufen: »Komme schon, Mutter«, und war wieder im Haus verschwunden.
    Bella verzog das Gesicht, als sie daran dachte, wie Sean sich mit zusammengebissenen Zähnen die Sachen saubergeklopft und versucht hatte, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen.
    »Was hat dein Bruder eigentlich für ein Problem?«, hatte er sie gefragt.
    Natürlich hatte sie es ihm nicht sagen können. Sie wurde von Olly vollkommen unterdrückt. Und von ihren Eltern auch. Ihre Familie ließ ihr kein bisschen Raum. Sie konnte es kaum erwarten, zu Hause auszuziehen und von ihnen wegzukommen.
    Sie schloss die Augen und versuchte, nicht mehr an sie zu denken, sondern stattdessen zu Sean zurückzuspulen, wie er sie anlächelte und ihre Hand hielt. Aber es war unmöglich. Immer wieder drängte sich Ollys dreckiges Grinsen dazwischen.
    Sean durfte nie erfahren, was zwischen ihr und Olly passiert war. Sie fühlte sich so schmutzig deswegen. Sie würde buchstäblich vor Scham sterben.
    Und dann hörte sie das unverkennbare Summen einer neuen Mücke an ihrem Ohr. Als wäre sie geschickt worden, um ihr die Nacht vollends zu versauen.
    Es war einfach nicht fair. Nichts von alldem war fair.

26
    I ch würde James gern fragen, ob er nicht nur diesen grässlichen Keller zunageln, sondern auch ein paar Schlösser an den Türen anbringen lassen könnte«, teilte Lara ihrem Mann beim Abräumen des Frühstückstischs mit. Ihr Schädel pochte von zu viel billigem Wein am Vorabend, und sie hatte das Gefühl, als wären ihre Hände gar nicht mit ihrem Körper verbunden.
    »Warum denn das?«, fragte Marcus und sah von der Internetseite des Guardian auf, die er gerade auf Laras Laptop las. »Die Spurs haben null zu zwei gegen Millwall verloren.«
    »Nach der Sache mit dem Waschsalon … Ich bin mir einfach nicht sicher, ob hier nicht doch irgendwelche Verrückten herumlaufen, und mir wäre wohler, wenn wir die Haustüren abschließen könnten.«
    »Ich rede heute mit James darüber«, sagte Marcus, allerdings auf eine Art, die ihr signalisierte, dass er nichts dergleichen tun würde.
    »Wenn du es nicht machen willst, sag es einfach, dann frage ich ihn selbst.«
    »Habe ich nicht gerade gesagt, dass ich mit ihm darüber reden werde?«
    »Was hast du heute Morgen so vor?« Lara tauchte die Hände ins Spülwasser, um den Abwasch zu machen. Marcus’ Probe begann erst nach dem Mittagessen. Wenn er jetzt sagt, dass er sich hinsetzen und seinen Text lernen will, dachte sie, explodiere ich.
    »Ich glaube, ich lerne meinen Text«, erwiderte Marcus. »Gemach, gemach, altes Mädchen«, fügte er hinzu, als Lara ein Teller aus den Händen rutschte und auf dem Boden in mehrere Stücke zersprang. »Und wie sehen deine Pläne aus?«
    »Es gibt eine Aufführung für Kinder in der Bücherei«, sagte sie, während sie die Scherben auflas. »Ich dachte, da könnten wir vielleicht zusammen hingehen. Jack und ich wenigstens.«
    »Ich sag dir was.« Marcus klappte den Laptop zu und streckte sich. »Warum komme ich nicht einfach mit? Der Text kann auch noch ein, zwei Stunden warten. Wäre doch schön, etwas zusammen zu machen, nur wir drei.«
    »Okay.« Laras Hände rührten das schaumige Spülwasser, während sie versuchte, einen uralten Fleck vom Boden einer Kaffeetasse zu entfernen. Sie wusste nicht, was sie mehr ärgerte: dass Marcus nicht aufgefallen war, dass sie den Teller absichtlich hatte fallen lassen, oder dass er ihr nicht angeboten hatte, allein mit Jack in die Bücherei zu gehen, damit sie eine Stunde

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