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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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gemustertes Hemdblusenkleid, das die Kategorie »Vintage« verfehlt hatte und direkt bei altbacken gelandet war.
    »Wir sind hier, um uns die Aufführung anzusehen«, erklärte Lara.
    »Das dachte ich mir. Hereinspaziert, hereinspaziert!« Tina führte sie an Bücherregalen vorbei in die Kinderabteilung. Dort saßen mehrere Frauen mitsamt Nachwuchs auf winzigen Holzstühlen, die in zehn Reihen mit Blick auf einen Tisch arrangiert waren, auf dem ein aus Sperrholz ausgesägter Krug, ein Korb mit zwei Dutzend riesigen Eiern sowie einige Maiskolben lagen. Hinter dem Tisch befand sich eine Leinwand, bemalt mit überlappenden grünen Hügeln, die in einen blauen Himmel voller Cartoonwolken übergingen.
    »Da wären wir. So«, sagte Tina an Jack gewandt, »während du hier sitzt und Spaß hast, mache ich dir eine Ausleihkarte fertig, damit du nachher noch ein paar Bücher mitnehmen kannst. Wie ist Ihre Adresse? Sie wohnen im Larssen-Haus, stimmt’s?«, fragte sie Lara.
    »Das stimmt. Nummer einhundertsechsundvierzig.«
    Tina schnitt eine Grimasse und machte sich dann auf den Weg zurück zu ihrem Tisch.
    »Warum hat sie so ein Gesicht gemacht?«, fragte Lara, während sie sich nach freien Plätzen umsahen.
    »Muss das wirklich sein?«, flüsterte Marcus.
    »Jetzt gibt es kein Zurück mehr«, sagte Lara, als sie in die letzte Reihe schlüpften. Jack begann prompt zu jammern, er könne nichts sehen, also schlug Lara ihm vor, sich vor der ersten Reihe mit einem Kissen auf den Boden zu setzen.
    »Daddy muss aber mitkommen«, befahl er und zog Marcus am Arm.
    »Geht nur«, sagte Lara. »Ich bleibe hier hinten sitzen.«
    Marcus ließ sich von Jack nach vorn ziehen. Unter einigen Schwierigkeiten, da seine Jeans an den Knien und in der Taille zu eng war, ließ er sich auf eins der Kissen nieder und schlug wie sein Sohn die Beine übereinander, damit sie nicht in den Bühnenbereich hineinragten. In dieser Position sah er aus wie ein kleiner Junge, nicht anders als Jack. Beide drehten sich gleichzeitig zu ihr um, lächelten ihr zu und reckten den Daumen in die Höhe.
    »Hi.« Eine Frau, wenige Plätze von Lara entfernt, zog ihre Hand unter dem kleinen Kind hervor, das sich an ihr festgeklammert hatte, und streckte sie Lara zur Begrüßung hin. »Ich bin Gina. Ich habe Sie hier noch nie gesehen.«
    »Ich bin Lara. Und das da vorn sind Marcus und Jack. Wir gehören zum Theaterensemble.«
    »Sie sind aus England!«, rief Gina entzückt. »Mein Mann ist Engländer.«
    »Wirklich?«
    »Wir wohnen gleich neben der Bücherei. Das hier ist Bert.« Sie deutete auf das Kind, das inzwischen sein Gesicht an der Schulter seiner Mutter vergraben hatte. »Er ist furchtbar schüchtern, nicht wahr, Bert? Seine Schwestern Gladys und Ethel sitzen vorn. Wenn Sie Zeit haben, müssen Sie unbedingt nach der Vorstellung auf einen Kaffee mit zu uns kommen.«
    »Sehr gern«, sagte Lara.
    »Ich hoffe, die Aufführung heute wird einigermaßen erträglich«, raunte Gina ihr zu und beugte sich zu ihr herüber. »Normalerweise sind sie nicht besonders gut. Still jetzt, Bert!«, ermahnte sie ihren Sohn, obwohl dieser keinen Mucks von sich gegeben hatte. »Es geht gleich los.«
    Eine dünne Frau in einem blauen Milchmädchen-Kostüm trat hinter der Leinwand hervor, gackerte wie ein Huhn und ließ den Blick ihrer hervortretenden Augen hin- und herzucken. Die Kinder im Publikum schrien vor Lachen.
    »Heute«, begann sie, »erzähle ich euch die wahrlich sehr, sehr traurige Geschichte von Hühnchen Popünchen und Füchschen Popüchschen.« Sie sprach betont langsam, als wären die Kinder zurückgeblieben und bräuchten viel Zeit, um jede einzelne Silbe nachzuvollziehen. » Kennt jemand von euch die Geschichte von Hühnchen Popünchen und Füchschen Popüchschen?«
    Im Zuschauerraum gingen einige Hände in die Luft.
    »Ich!«, rief ein dicker Junge mit Brille in der vordersten Reihe.
    »Nein?«, sagte das Milchmädchen und ignorierte den Jungen, der seinen Arm so weit in die Höhe reckte, als wäre er kurz davor zu platzen. »Soll ich euch die Geschichte von Hühnchen Popünchen und Füchschen Popüchschen erzählen ?«
    »Ja!«, riefen die Kinder und setzten sich voller Erwartung kerzengerade hin.
    »Dann werde ich aber ein bisschen Hilfe brauchen«, sagte sie und strahlte ihre Zuschauer an.
    »Ich!« Wieder reckte der dicke Junge, genau wie alle anderen Kinder, die Hand in die Luft.
    Es folgte ein langes Hin und Her, während das Milchmädchen die diversen Rollen mit

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