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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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der Website gefunden hatte. Sie schaute ihm eine Runde lang zu, und die Freude und Selbstvergessenheit, mit der er sich seiner Aufgabe widmete, besänftigten ihre Nerven ein wenig.
    Als sie kurz darauf mit einer kalten Wurst in der Hand auf die Veranda gehen wollte, hörte sie Marcus dröhnend und herzhaft lachen. Wodurch, fragte sie sich, konnte sich seine düstere Laune so schnell gebessert haben?
    Laras Platz neben Marcus war besetzt. Selina Mountford saß dort. Beim Zuknallen der Fliegengittertür wirbelten ihre honiggoldenen Locken herum, und die Augenbrauen in ihrem symmetrischen, markanten Gesicht schossen in die Höhe. Selina war groß und athletisch, wirklich eine außergewöhnliche Erscheinung. Wenn jemand den absoluten Gegensatz zu Laras zierlichen, puppenhaften Rundungen verkörperte, dann sie.
    »Hi, Lara.« Sie löste sich von Marcus und erhob sich mit ausgestreckter Hand. »Wie schön, dich wiederzusehen.«
    Für ein Volk, das für seine Lockerheit berühmt war, schienen die Amerikaner in ihrem alltäglichen Umgang auf einen äußerst komplizierten Kodex von Gesten und Höflichkeitsregeln angewiesen zu sein, fand Lara. Sie fragte sich, was sie zu verbergen hatten. Sie warf Hund die Wurst hin, der sie gierig verschlang und sich dann, nach erfolgreich beendeter Mission, davonmachte. Lara wischte sich die Hand am Rock ab und reichte sie Selina.
    »Selina ist meine Frau im Stück«, erklärte Marcus von seinem Sitzplatz aus. Er für seinen Teil hatte nichts übertrieben Höfliches oder Kompliziertes an sich. »Mrs MacB.«
    »Das weiß ich doch. Wir sind uns heute Nachmittag begegnet, schon vergessen?«
    »Ach ja, stimmt. Muss wohl besoffener sein, als ich dachte«, gab er zu und kratzte sich den Bart.
    »Ich habe Marcus gerade gesagt, dass ich das Problem mit dem Akzent geregelt habe«, verkündete Selina.
    »Sie ist ein gutes Mädchen.« Marcus zwinkerte Lara zu. »Hat James um den kleinen Finger gewickelt.«
    »Jetzt machen wir es in amerikanischem Englisch«, erklärte Selina.
    »Gott sei Dank habe wenigstens ich ein Gespür für Dialekte«, sagte Marcus.
    Lara, die seinen Versuch eines Brooklyner Akzents in der Inszenierung von Ein Blick von der Brücke im Palace Theatre in Westcliff-on-Sea gesehen hatte, teilte diese Auffassung nicht. Aber sie war froh, dass die Sache nun aus der Welt war.
    Sie holte sich einen Holzstuhl vom anderen Ende der Veranda, während Selina sich auf der Hollywoodschaukel nach vorn beugte, um sich von Marcus ihre lange, dünne Zigarette anzünden zu lassen. Lara sah Selinas manikürte Nägel und betrachtete dann ihre eigenen, die schmutzverkrustet waren. Sie würde nichts an ihnen ändern. Wenn sie in Marcus’ Augen neben Selina schäbig wirkte, umso besser.
    »Ich habe Selina zum Abendessen eingeladen«, sagte Marcus. »Was gibt es denn?«
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, antwortete Lara und ärgerte sich über Marcus, weil dieser erstens einfach so Einladungen zum Essen aussprach und zweitens wie selbstverständlich davon ausging, dass sie diejenige sein würde, die das Abendessen plante und zubereitete. »Gina hat uns übrigens für heute Abend zu einer Gartenparty eingeladen.«
    »Gina?«
    »Meine neue Bekannte. Weißt du nicht mehr? Die Frau aus der Bücherei?«
    »Die, deren Kinder so affige Namen haben?«, fragte Marcus und schüttelte sich, wenngleich wohl eher bei der Erinnerung an Hühnchen Popünchen und Füchschen Popüchschen. »Na ja, sie hat bestimmt nichts dagegen, wenn Selina mitkommt. Selina ist in ihrer Unterkunft nämlich ganz allein, stimmt’s, meine Süße?«
    »Stimmt.« Selina nickte, so dass ihre glänzenden Locken tanzten. »Lara, du Gute, hast du zufällig einen Korkenzieher? Ich habe den hier mitgebracht.« Sie hielt eine gekühlte Flasche Chablis in die Höhe.
    Während Lara in der Küche versuchte, aus Bettys Gemüse eine Mahlzeit zusammenzustoppeln, saßen Marcus und Selina auf der Veranda und machten kurzen Prozess mit dem Wein. Wild entschlossen, nicht ins Hintertreffen zu geraten, machte Lara sich ihre eigene Flasche Sauvignon Blanc auf.
    Während sie zwischen Schrank und Spüle, Kühlschrank und Tisch hin und her ging, wurde sie das Gefühl nicht los, jemand würde ihr zusehen. Seit sie Stephen wiedergetroffen hatte, konnte sie spüren, dass er an sie dachte, sich nach ihr sehnte. Aber dieses Gefühl jetzt war weitaus beunruhigender. Irgendwo jenseits der Linse der verglasten Veranda war womöglich jemand, der sie

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