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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Wrangler und den Wind, der ihnen durchs Haar pfiff, um Stephen von den zwei freien Stunden zu erzählen, die sie am nächsten Abend zur Verfügung haben würde.
    »Vielleicht könnte ich dich besuchen kommen?«, schlug sie vor.
    Geradeaus blickend, die Hände am Lenkrad, lächelte er. »Das wäre wirklich schön.«
    »Warte«, sagte er, als sie vor ihrem Haus aus dem Jeep sprang, und drückte ihr einen Schlüssel in die Hand. »Für die Hintertür«, erklärte er. Dann nahm er ihren Arm und schrieb ihr mit einem Kugelschreiber, den er vom Armaturenbrett genommen hatte, fünf Ziffern auf die Haut.
    »Das ist der Code, auf den ich morgen das Tor einstellen werde. Komm einfach, sobald du Zeit hast, und öffne es selbst.«
    Lara winkte zum Abschied, dann trug sie Jack und den Kindersitz ins Haus, das noch genauso leer war wie früher am Tag bei ihrem Aufbruch. Bevor sie von einem Bären bedroht und von einem Helden gerettet worden waren.

35
    B ella hörte den Wrangler vor dem Haus vorfahren. Ihre Mutter sagte Stephen auf Wiedersehen und dass sie sich morgen sehen würden. Die Fliegengittertür ging auf und knallte wieder zu, und dann rief ihre Mutter unten von der Treppe aus nach ihr und Olly. Der war, das wusste Bella, nicht zu Hause. Ein Glück.
    Mit einem Seufzer zog sie sich die Bettdecke über den Kopf. Sie wollte zurück nach Brighton. Oder noch besser: einfach weglaufen. Sie wollte ihren Bruder, das Monster, nie mehr wiedersehen. Hoffentlich merkte niemand, dass sie hier oben in ihrem Zimmer lag.
    Sie musste daran denken, wie Sean zu seinem Wagen gerannt war. Wie er sich die Hände vor den Schritt gehalten hatte und wie bleich sein Hintern gewesen war, wo den ganzen Sommer über die Badehose gesessen hatte. Sie stöhnte bei dem Gedanken an seine Erniedrigung und daran, dass sie diejenige war, die all das über ihn gebracht hatte. Wie sollte sie ihm nach dem, was Olly ihm angetan hatte, jemals wieder unter die Augen treten?
    Sie machte sich Sorgen um ihn und fragte sich, wie es ihm wohl ginge, aber als sie sich, sobald alle anderen weg gewesen waren, aus ihrem Zimmer gewagt hatte, um ihn anzurufen, war seine Mutter ans Telefon gegangen.
    »Ja? Wer spricht da, bitte?«, hatte sie gefragt. Ihre kalte, vorwurfsvolle Stimme hatte ein Echo gehabt, als stünde sie in einem kahlen Flur mit Holzfußboden. Bella hatte aufgelegt, ohne ein Wort zu sagen. Sie durfte nicht mehr mit Sean sprechen, das war völlig klar. Egal, wie sehr es schmerzte, sie musste sich von ihm fernhalten, denn wer wusste schon, was Olly mit ihm machen würde, wenn sie es nicht tat? Ohne sie wäre er tausendmal besser dran.
    Deswegen hatte sie auch jedes der vier Male, als das Telefon geklingelt hatte, die Rufe ihrer Mutter und ihres Vaters ignoriert und so getan, als wäre sie nicht da.
    Sie war ganz allein. Sie hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte. Olly hatte die Fotos. Wenn sie jemandem von dem Vorfall erzählte, würde er sie öffentlich bloßstellen. Und selbst wenn sie damit rausrückte – wo sollte das Geständnis enden? Was immer sie sagte, würde sie genauso sehr in Schwierigkeiten bringen wie ihn. Marcus würde ihr ohnehin kein Wort glauben, und ihre Mutter schien viel zu sehr damit beschäftigt, mit Stephen Molloy durch die Gegend zu ziehen, als dass sie sich dafür interessiert hätte, was mit Bella los war.
    Ihre Mutter, die Starfickerin.
    Seufzend wälzte sich Bella herum. Ihr reichte es. Sie hatte die Schnauze voll von ihrer Familie. Und sie hatte die Schnauze voll von der Liebe. Vielleicht war es ihre eigene Schuld, weil sie damals, als die Sache mit ihrem Bruder aus dem Ruder gelaufen war, nichts dagegen unternommen hatte. Denn jetzt, nach allem, was passiert war, hing die Schande an ihr wie ein Soldatenmantel in der Hitze.
    Sie überlegte, ob sie abhauen sollte. Sie überlegte, sich das Gewehr von einem von Ollys Freunden zu schnappen und ihm das Hirn wegzupusten. Das wäre der einzige Weg, ihn endgültig los zu sein.
    Oder wäre es nicht das Einfachste, dachte sie dann, sich zusammenzurollen und selber zu sterben, mutterseelenallein in ihrem stinkenden Bett?

36
    L ara lief die Straße am Fluss entlang, während sich der Morgennebel zu ihren Füßen kräuselte, und merkte, dass sie einen Begleiter hatte. Hund war aus dem Nichts aufgetaucht und trottete neben ihr her.
    »Na, Junge?«, sagte sie. »Kommst du, um mich vor wilden Tieren, Bären und Verrückten zu beschützen?«
    Hund sah erst nach rechts und dann nach

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