Hautnah
lebenslanges Kettenrauchen bekam. Elizabeth Sanders kam immer näher, bis Lara das dick aufgetragene orangestichige Make-up in ihrem Gesicht sehen konnte.
Hund fletschte die Zähne.
»Braver Hund«, lobte Lara.
»Aber ich bin gekommen, um Sie vor Molloy zu warnen.«
»Sicher.« Lara fixierte die andere Frau durch zusammengekniffene Augen. Ihr Herz klopfte. »Ihre Warnungen kenne ich, Elizabeth Sanders.«
Die Frau verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte Lara an.
»Glauben Sie, ich weiß nicht, was Sie vorhaben?«, fuhr Lara fort. »Mir können Sie keine Angst einjagen.«
»Doch, das kann ich. Ich habe Ihnen schon Angst eingejagt. Und ihm auch«, widersprach die Frau. »Er hat mich dazu getrieben, und ich habe mich ein bisschen gehen lassen.« Sie lachte laut auf. »Auf der Brücke hätte ich euch fast erledigt.«
Lara stand da und sah sie an. Das Wissen, dass sie dieser schwerfälligen Person im Notfall mühelos würde davonlaufen können, gab ihr Sicherheit.
»Er sagt, ich soll Sie jetzt in Ruhe lassen, aber der Mistkerl schuldet mir noch was, und die Schuld wird er jetzt begleichen.«
»Er weiß, dass Sie hier sind?«
»Natürlich weiß er, dass ich hier bin.«
»Aber er sollte doch nichts davon erfahren«, sagte Lara. Wut packte sie. »Das würde ihn umbringen.«
Sanders lachte. »Ihn umbringen? Er hat mir gesagt, dass ich herkommen soll, Schätzchen.«
»Sie sind ja nicht ganz bei Trost.« Lara zog das iPhone aus der kleinen Armtasche. »Er will nichts von Ihnen. Er wollte noch nie etwas von Ihnen. Sie haben diese perverse Wahnvorstellung, dass Sie irgendeine Art Beziehung zu ihm haben. Dabei kennen Sie ihn nicht mal. Nicht so wie ich ihn kenne.«
»Oh, selbstverständlich kenne ich ihn. Sie haben keine Ahnung, worauf Sie sich da einlassen, Lara Wayland.«
Lara nahm all ihren Mut zusammen. Mit gezücktem iPhone machte sie einen Schritt auf Sanders zu, hielt es ihr vors Gesicht und machte ein Foto. Dann lief sie zu Sanders’ Wagen und fotografierte auch das Nummernschild.
Sanders stürzte sich auf Lara und packte sie am Genick. Sie versuchte, ihr das iPhone zu entreißen, und griff mit ihren abgebissenen Fingernägeln danach. Aber Hund ging dazwischen und sorgte dafür, dass sie von Lara abließ. Knurrend bleckte er die Lefzen.
Lara entfernte sich vom Auto. »Jetzt habe ich Sie.« Sie winkte mit dem Handy. »Und da Sie mir den Gefallen getan haben, Stephen von Ihrer Anwesenheit zu unterrichten, werde ich jetzt zu ihm gehen und ihm alles sagen. Und dann verständigen wir die Polizei.«
Elizabeth Sanders wieherte vor Lachen. »Sie sind die mit Abstand größte Idiotin, die mir je begegnet ist«, sagte sie. Sie wich vor Hund zurück und stieg kopfschüttelnd in ihren Wagen. Sie ließ den Motor an, dann sah sie zu Lara auf. »Ich wollte Ihnen einen Gefallen tun.« Sie schob ihre Sonnenbrille hoch und fixierte Lara mit ihrem Eidechsenblick. »Aber bei Ihnen pisst man gegen den Wind. Sie sind blind. Blind, blind, blind, blind. Sie haben genau so jemanden wie ihn verdient. Und er jemanden wie Sie.«
Sie trat das Gaspedal durch. Eine Sekunde später war sie fort, und zurück blieben lediglich der Geruch von verbranntem Gummi und eine Nebelwolke in Laras Kopf.
»Komplett durchgeknallt«, sagte sie zu Hund. Sie hatte eine Gänsehaut auf den Armen. Aber über eine Sache war sie doch froh: Sanders hatte sich Stephen zu erkennen gegeben, und das bedeutete, dass Lara nun endlich ehrlich zu ihm sein konnte.
Sie steckte ihr iPhone zurück in die Tasche und lief, Hund bei Fuß, mit Höchstgeschwindigkeit zurück zum Haus des Grauens.
»Ich bin dann mal weg.«
Marcus streckte den Kopf in den Durchgang zur Küche, wo Lara vornübergebeugt dastand und sich nach dem Laufen dehnte, während sie gleichzeitig überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
»Ich dachte, die Probe fängt erst um elf an?«
»Ich treffe mich vorher noch mit Selina, wir wollen uns beim Frühstück gegenseitig abhören. Toll übrigens, dass das Hemd wieder aufgetaucht ist«, setzte er hinzu und goss sich ein Glas Wasser ein.
»Was?« Als Lara sich aufrichtete, sah sie, dass Marcus sein Paul-Smith-Hemd trug.
»Dann hat sich der Russki vom Waschsalon also doch noch gemeldet, was?«, fragte er und stellte sein halb ausgetrunkenes Glas in einer nassen Pfütze auf dem Küchentisch ab. »Hoppla, ich bin spät dran. Ich muss los, bis später.« Er drückte Lara einen Kuss aufs Haar und eilte zur Haustür hinaus.
Kaum war er weg,
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