Hautnah
Straße. Also bin ich umgekehrt, und Stephen hat irgendeine Notrufnummer angerufen. Da haben sie gesagt, dass die Straße bis morgen früh wieder frei ist. Er hat mir angeboten, bei ihm zu übernachten.«
Stephen reichte ihr ein Glas Wein und hob fragend die Brauen.
»Das ist aber nett von ihm«, erwiderte Marcus.
Lara reckte den Daumen in die Höhe.
»Er ist wirklich ein echter Freund«, fuhr Marcus fort.
»Ich komme zurück, sobald die Straße wieder passierbar ist.«
»Das will ich doch hoffen. Und was mache ich morgen früh mit Jack, wenn ich zur Probe muss?«
»Hör mal, das Ganze ist nicht meine Schuld«, sagte Lara. Sie war tatsächlich entrüstet. »Lass dir von Bella oder Olly helfen. Oder geh zu Gina und frag sie. Ich bin sicher, sie wird gerne einspringen.«
»Na schön«, hörte sie ihn seufzen. »Irgendwie werde ich es schon hinkriegen.«
»Dann also bis morgen Abend«, sagte sie.
»In Ordnung. Und, Lara?«
»Ja?«
»Ich weiß, dass Mr Molloy ein weltberühmter Filmstar ist, aber kein Gefummel, verstanden? Sonst schicke ich die Jungs vorbei.«
Eine Sekunde lang war Lara verunsichert. Dann gab sie sich einen Ruck. »Was, Olly und Jack?«, fragte sie. »Da schlottere ich ja vor Angst.«
»Mach’s gut, Schatz«, verabschiedete er sich. »Und zerbrich dir wegen uns nicht den Kopf. Ich habe die Sache im Griff.«
»Und, wie war’s?« Stephen streckte die Arme nach ihr aus, als sie zu ihm ins Wohnzimmer kam.
»Anstrengend«, antwortete sie. »Seine allererste Reaktion war ›Und was soll ich jetzt machen?‹, nicht ›Du Arme, ich hoffe, es geht dir gut‹.«
»Du Arme. Ich hoffe, es geht dir gut«, sagte Stephen, richtete sich auf und zog sie an sich, so dass sie rittlings auf ihm saß.
Später nahmen sie zusammen ein langes Bad in einer in den Boden eingelassenen Wanne, die Lara noch nicht gesehen hatte.
»Ich habe davon geträumt, das mit dir hier drin zu machen«, gestand er, als sie auf ihm lag und ihre Körper im duftenden, schaumigen Wasser übereinanderglitten.
»Ich liebe alles an dir«, sagte er, drehte sie herum und küsste die Schwangerschaftsstreifen, die sich über die Oberseiten ihrer Brüste und ihren Bauch zogen. »Daran hat sich nichts geändert.«
»Geh nie wieder zurück«, murmelte er, als er sie nackt zu seinem großen Doppelbett führte. »Geh nie wieder zu ihm zurück.« Er bat sie, sich lang auszustrecken, und begann, sie sanft von den Zehen bis zum Haar zu streicheln. Sie war wie betäubt vor Lust. Noch nie hatte jemand sie so vergöttert.
38
L ara, die es gewohnt war, in aller Frühe von Jack geweckt zu werden, öffnete nach zu wenig Schlaf die Augen und stellte fest, dass sie mit dem Gesicht an Stephens vernarbter Brust lag. Es dauerte mehrere Minuten, bis ihr klar wurde, wo sie war und dass sie die letzten vierzehn Stunden nicht geträumt hatte. Sie lauschte seinen gleichmäßigen, satten Atemzügen, während sich ihrer beider Körperwärme mit der kühleren Luft des Schlafzimmers vermischte. Ein klarer Himmel und dazu der regennasse Wald hatten für eine beinahe schon kalte Nacht gesorgt, aber das war ihnen kaum aufgefallen.
In diesem frischen Morgenlicht wusste Lara nur eins: Hier war ihr Zuhause, und hier wollte sie bleiben. Sie lag ruhig da, bemüht, ihn nicht aufzuwecken, während sie über alles nachdachte. Jack würde bei ihr und Stephen hier draußen im Wald leben. Sobald Sanders das Handwerk gelegt worden war, würden sie zurück nach L. A. ziehen. Bella und Olly würden, solange sie ihren Abschluss noch nicht hatten, das Schuljahr über bei Marcus bleiben, danach konnten sie sich aussuchen, ob sie lieber in Amerika oder in England studieren wollten. Ihr kam alles so einfach, so klar vor, als sie an diesem ersten gemeinsamen Morgen in Stephens Armen im Bett lag.
Natürlich hatte sie ihr Versprechen Betty gegenüber gebrochen und sich nicht zurückgehalten. Andererseits hatte sich Bettys Auffassung, Stephen dürfe nichts von Elizabeth Sanders erfahren, ja auch als falsch erwiesen. Es wäre viel besser gewesen, wenn Lara ihn schon früher ins Vertrauen gezogen hätte. Außerdem hätte nicht einmal Betty mit ihrem Blick wie Stahl das abwenden können, was zwischen ihr und Stephen hatte passieren müssen.
»Na, du?«, sagte Stephen, rollte sie auf den Rücken und lächelte bis in ihr innerstes Wesen hinein.
»Ich habe ein Problem«, bekannte Lara, als sie sehr viel später gemeinsam aus der Dusche stiegen. »Ich kann nichts sehen.«
»Was meinst du
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