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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Knöchel gebrochen. Genauso gut hätte es das Genick sein können. Dann hatte ich eine Lebensmittelvergiftung, wegen der ich drei Tage im Krankenhaus liegen musste. Und eines Abends habe ich den Grill angezündet, und dabei ist das hier passiert.«
    Er drehte sich zu ihr herum, und Lara richtete sich auf, um ihm dabei zuzusehen, wie er das T-Shirt anhob und seine Brust entblößte. Seine Haut, die früher glatt, straff und golden gewesen war, glänzte jetzt unnatürlich und hatte weiße und dunkelrote Flecke. Lara streckte die Hand aus und berührte die Narben. Er hielt ihre Hand auf seiner verbrannten Haut fest und sah sie an.
    »Die Polizei hat mir geraten, mich wegen des Vorfalls an den Hersteller des Grills zu wenden. Und beim Kochen auf offener Flamme nicht zu viel Champagner zu trinken. Die einzige Frau mit Namen Elizabeth Sanders, die sie in L. A. ausfindig machen konnten, war eine verhutzelte Neunundachtzigjährige mit absolut blütenweißer Weste. Das konnte sie nicht sein. Es war ein falscher Name, und sie war unauffindbar.«
    »Du Armer!« Lara legte den Kopf an seine Brust und strich mit den Fingerspitzen über die zerklüftete Landschaft seiner Narben.
    »›Wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich niemand haben‹ – das war die Botschaft, die mir endgültig den Rest gegeben hat. Ich habe massenweise Schmerzmittel geschluckt – mein Fuß war immer noch nicht wieder voll belastbar, und wegen der Verbrennungen musste ich mehrere Hauttransplantationen über mich ergehen lassen –, und dazu habe ich Alkohol getrunken. Das war keine gute Mischung. Ich bin nicht mehr vor die Tür gegangen. Ich wurde buchstäblich zum Gefangenen in meinem eigenen Haus. Ich habe mich so einsam gefühlt, Lara.«
    »Du Armer! Mein armer Liebster!« Lara legte den Arm um ihn und drückte ihn fest an sich.
    »Damals war Betty die Einzige, der ich mich anvertrauen konnte. Sie war mein Fels in der Brandung. Sie hat mich auch nach der Überdosis gefunden.«
    »Überdosis?«
    »Sie hat dafür gesorgt, dass nichts an die Öffentlichkeit dringt. Trotzdem hätte ich gedacht, dass die Sache wenigstens ihren Weg in die diversen Gerüchteküchen des Internets gefunden hat.«
    »Ich habe nie was von einer Überdosis gehört.«
    »Na ja, sagen wir einfach, zu dem Zeitpunkt habe ich in meinem Leben keinen großen Sinn mehr gesehen. Betty hat mich zum Entzug nach Utah gebracht, und als ich wieder rauskam, haben sie und James vorgeschlagen, ich solle doch hierherziehen und eine Weile von der Bildfläche verschwinden. Sie hat sogar dieses Grundstück für mich gefunden. Ich bin also mehr oder weniger wortwörtlich abgetaucht. Nicht mal mein Management weiß, wo ich mich derzeit aufhalte. Ich hätte niemals gedacht, dass Sanders mich finden würde. Aber jetzt ist sie hier, und ich muss weg. Ich gehe nach Mexiko. Oder nach Europa.«
    »Dann hätte sie doch gewonnen. Stephen, wir müssen dem ein Ende machen. Wir müssen der Polizei alles sagen und dafür sorgen, dass sie verhaftet wird – wenigstens für unerlaubtes Betreten. Damit kommen wir doch auf jeden Fall durch.«
    »Stimmt. Hierzulande nimmt man Vergehen gegen das Eigentumsrecht sehr viel ernster als Gewaltdelikte.«
    »Wir dürfen uns nicht vertreiben lassen.« Lara setzte sich auf und sah ihm in die Augen. »Was auch geschieht.«
    »Ich mag, wie das klingt – ›wir‹.« Er schloss die Augen und lehnte seine Stirn gegen ihre. »Bleib heute Nacht bei mir, Lara.«
    »Und was soll ich Marcus sagen?«
    »Sag ihm, das Gewitter hätte einen Baum entwurzelt. Sag, die Straße wäre unpassierbar. Das ist letztes Jahr wirklich passiert. Ich habe vier Tage lang hier oben festgesessen. Es ist absolut glaubhaft. Ich brauche dich hier, Lara. Auf so vielfältige Weise.«
    »Ich habe also meine Handtasche bei Stephen liegen lassen, als ich gestern mit Jack zum Blaubeerpflücken hier war, und deswegen konnte ich heute nicht gleich in die Stadt fahren, weil ich mein Portemonnaie ja nicht hatte, sondern musste erst hierher, um es zu holen. Und dann ging auf einmal das Gewitter los. Habt ihr unten im Ort auch was abbekommen?« Sie wickelte sich das Kabel von Stephens Bürotelefon um die Finger.
    »Ja«, sagte Marcus. Sein Unmut, dass er sich nun ganz allein um Jack kümmern musste, war durch die Leitung deutlich zu spüren.
    »Nachdem das Gewitter vorbei war, bin ich gleich losgefahren, aber ungefähr eine Meile von Stephens Haus entfernt ist eine riesige Eiche umgestürzt und blockiert die

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