Hautnah
mein Haus in L. A.«, erklärte er. »Ich finde, wir sollten es behalten. Gefällt es dir? Wenn nicht, kann ich auch ein neues kaufen.« Sodann zeigte er ihr mehrere Bilder von großen, wunderschön eingerichteten Zimmern, einem Infinity-Pool mit dunklem Grund und eine Nachtaufnahme seiner Terrasse, die am Hang eines Hügels direkt über dem glitzernden Luxusmeer der Stadt Los Angeles schwebte.
»Dort können wir abends sitzen, und ich schaue dir beim Champagnertrinken zu.« Er rief ein weiteres Foto auf, dieses zeigte ein rotes Schlafzimmer mit einem wunderschön zurechtgemachten, riesigen Bett und Wandbehängen aus Brokat. Über dem Bett hing ein Gemälde, das aussah wie ein echter Klimt. »Ich hab es extra nach deinem Geschmack einrichten lassen. Du magst doch Rot, oder? Und das hier«, er öffnete das nächste Foto: ein riesengroßes, aber schlichter möbliertes Zimmer, durch dessen Fenster man denselben Ausblick hatte wie von der Terrasse, »ist für Olly. Siehst du die Gitarre?« Er deutete auf die Wand. »Eine Original Les Paul. Hat früher Kurt Cobain gehört. Als ich sie fand, wusste ich gleich, dass er sie lieben würde.«
»Aber wann –«
»Und das ist für Bella.« Er zeigte ihr ein weiteres Schlafzimmer. Dieses war femininer, mit mehr Mustern. »Sie könnte sich meinen Alice Neel an die Wand hängen. Allerdings«, er lächelte Lara an, »müsste sie ein bisschen mehr Ordnung halten als in ihrem Zimmer in Brighton.«
»Woher weißt du –«
»Hallo, du wunderschöne Brust.« Er beugte sich vor und küsste ihre linke Brustwarze.
In Laras Kopf überschlugen sich die Gedanken. Das Essen hatte den Kater und den dumpfen Schmerz vertrieben, der ihr das Gehirn vernebelt hatte.
Das hier war keine Romanze. Es war keine Sehnsucht. Es war kein was wäre wenn .
Sie war so unfassbar dumm gewesen.
»Du hast das alles schon ganz genau durchgeplant, was?«, sagte sie.
»Ich hatte lange genug Zeit, mir Gedanken darüber zu machen«, erwiderte er und zeichnete mit dem Finger eine Spur von ihrer Kehle über ihre Brust bis zum Bauchnabel.
Sie spannte die Bauchmuskeln an und versuchte, sich vor ihm zurückzuziehen, doch seine andere Hand lag noch immer schwer auf ihrem Schenkel. »Das hast du ja ziemlich schlau eingefädelt. Es war kein Zufall, dass wir uns hier begegnet sind, oder?«
»Erwischt!« Er zwinkerte ihr zu.
»Verrat mir, wie du es angestellt hast«, bat sie, um Zeit zu schinden. Sie gab sich Mühe, es so zu sagen, als wäre sie nicht entsetzt, sondern fasziniert.
Stephen lehnte sich zurück, legte den rechten Arm auf die Rückenlehne der Bank und umfasste dann mit festem Griff ihre Schulter. Seine andere Hand begleitete das, was er sagte, mit lebhaften Gesten.
»Wir haben ja bereits festgestellt, dass ich die Ritterlichkeit in Person bin.« Er lächelte sie an. »Ich habe mich also bedeckt gehalten und darauf gewartet, dass die Zwillinge sechzehn werden, damit sie nicht länger auf ihre kuschelige heile Kleinfamilie angewiesen sind und ich endlich das zurückfordern kann, was rechtmäßig mir gehört. Du hast es doch selbst gesagt, nicht wahr? Als ich damals gegangen bin. Du hast gesagt, dass wir zusammengehören?«
»Ja.« Ihr Atem ging in hektischen, flachen Stößen, aber sie bemühte sich, ihn bewundernd anzusehen. »Ja, das habe ich.«
»Und ich habe sehr viel Glück gehabt, denn wenn man Geld hat, um die entsprechenden Leute zu bezahlen, ist es heutzutage kinderleicht, das Leben einer anderen Person zu verfolgen. Ich habe dich die ganze Zeit im Auge behalten, Lara Wayland. Der arme alte Marcus. Seine Karriere ist nie so richtig in Schwung gekommen, oder? Für diese Jugendtheater-Tournee des National Theatre, bei der er mitgespielt hat, hat er im Guardian eine gute Kritik bekommen, aber normalerweise wird er in den Rezensionen nicht einmal namentlich erwähnt, stimmt’s? Ich habe mir Sorgen gemacht, ob er überhaupt genug verdient, um euch zu ernähren. Ich habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt, heimlich ein bisschen Geld auf dein Konto bei der Co-op-Bank zu überweisen.«
»Woher weißt du von dem Konto?« Lara holte erschrocken Luft. Nicht einmal Marcus wusste von ihrem separaten Konto.
»Mittel und Wege«, lautete Stephens Antwort. »Schau dir das hier mal an.«
Erneut nahm er das iPad zur Hand und durchsuchte den Bilderordner.
»Siehst du?« Er hielt ihr den Bildschirm hin. Sie sah sich selbst, wie sie auf dem Parkplatz des Sainsbury’s-Supermarkts in ihrer Nachbarschaft aus
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