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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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nicht, Bella kann auf sich selbst aufpassen?«
    »Nein. Meine ich nicht.« Olly sah ihr direkt in die Augen.
    »Bist du nicht ein klein wenig sexistisch?«
    »Ich weiß doch, wie sie drauf ist.«
    »Hah!« Lara und Olly drehten sich um und sahen eine entrüstete Bella mit verschränkten Armen im Küchendurchgang stehen.
    »Kacke.« Olly fuhr sich mit den Händen durch die Haare und zog dabei die Haut seines Gesichts nach hinten, bis sie aussah wie eine enganliegende Maske.
    »Lass mich in Ruhe, Olly. Lass mich einfach nur in Ruhe«, sagte Bella leise – fast, dachte Lara, als hätte sie Mitleid mit ihrem Bruder.
    »Scheiße, vielleicht mach ich das sogar. Dann wirst du ja sehen, was du davon hast«, gab Olly zurück. Dann stürmte er aus der Küche, wobei er Bella mit voller Absicht anrempelte, warf die Haustür hinter sich zu, dass das Fliegengitter krachte, und floh hinaus auf die Straße.
    »Aber um fünf bist du wieder hier!«, rief Lara ihm noch hinterher.
    In der darauffolgenden Stille schien das Haus einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen.
    »Mistkerl«, sagte Bella und rieb sich den Arm, wo Olly mit ihr zusammengestoßen war.
    »Er hat eine ganz schöne Wut.«
    »Wem sagst du das.«
    »Pass einfach auf, dass du ihn nicht zu sehr provozierst, Bella, okay? Sei nett zu ihm.«
    »Ich geh schwimmen«, verkündete Bella, ohne ihre Mutter anzusehen. Dann rannte sie nach oben.
    »Aber denk dran, um fünf musst du wieder hier sein. Wir sind bei Stephen eingeladen.«
    Lara stand auf der vorderen Veranda und sah ihrer Tochter nach, wie die mit ihrer Schwimmtasche über der Schulter auf der Main Street davonging. Ohne Olly wirkte sie ausgelassen, regelrecht befreit. Einzelne Sonnenstrahlen fielen durch die Lücken im Blätterbaldachin auf sie herab und schmückten sie mit glitzernden Reflexen.
    Die Glückliche, dachte Lara. So jung zu sein und das ganze Leben noch vor sich zu haben. Und wie um das, was sie zu Olly gesagt hatte, Lügen zu strafen, ermahnte eine leise Stimme tief in ihrem Innern Bella, vorsichtig zu sein, nicht den Kopf zu verlieren und nicht dieselben Fehler zu machen wie ihre Mutter.
    Aber war nicht die Schwangerschaft mit Bella und Olly einer dieser besagten Fehler gewesen – weil sie sie an Marcus gekettet und Stephen gezwungen hatte, das einzig Richtige zu tun und sich aus ihrem Leben zu verabschieden? Und trotzdem würde, wenn sie die Chance dazu bekäme, nichts auf der Welt sie dazu bringen, sie einfach wegmachen zu lassen wie ihr armes letztes Baby. Das Leben war so kompliziert. Und sie befürchtete, dass der bevorstehende Sommer, ganz entgegen ihrer anfänglichen Hoffnung, es kein bisschen einfacher machen würde.
    Lara nahm abermals den Lappen und begann, die Holzverkleidung unter der Treppe im Flur abzuwischen. Als sie mit dem Fingernagel den Dreck aus den Ritzen kratzte, fiel ihr auf, dass eine der Ritzen breiter war als die anderen. Sie holte sich ein Messer aus der Küche und schob die Klinge in den Spalt. Innerhalb weniger Minuten hatte sie eine Tür aufgezwängt, die, wie sie nun sah, zu einem unter der Treppe liegenden Verschlag gehörte.
    Sie zog die Tür vollständig auf und tastete im Innern nach einem Lichtschalter. Als sie ihn gefunden hatte, legte sie ihn nach oben um – genau andersherum als in Europa. Noch einer dieser kleinen, aber feinen Unterschiede, die ihr das Gefühl gaben, als lebe sie in einer Welt hinter dem Spiegel.
    Im Schein einer nackten Glühbirne war eine grob gezimmerte Holztreppe auszumachen, die hinunter in die Dunkelheit führte. Lara war überrascht. Am Vormittag hatte sie unter dem Haus nachgeschaut, um herauszufinden, wie das Streifenhörnchen hineingelangt sein könnte. Weder im Boden noch in dem etwa einen Meter hohen, unverputzten Mauersockel, auf dem das Haus stand, waren Risse oder Löcher zu sehen gewesen. Nun allerdings musste sie feststellen, dass es unter dem mittleren Teil des Hauses offenbar eine Art Keller gab.
    Mit der rechten Hand an der steinernen Wand Halt suchend, wagte sie sich vorsichtig die Treppe hinunter. Eine nach der Hitze des Nachmittags angenehme Kühle empfing sie und lockte sie immer weiter in die Tiefe. Doch schon bald gesellte sich zum erdigen Pilzgeruch des Kellers eine süßliche, schwere Note. Lara hatte sie schon einmal gerochen, und zwar im Wohnzimmer, das sich genau über ihr befand. Als sie am Fuß der Treppe die Wand abtastete, fand sie einen weiteren Lichtschalter und betätigte ihn.
    Der Keller mit seinem

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