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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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ich besser keinen Tropfen an«, ließ Marcus verlauten. »Sonst finden wir nie zurück nach Hause.«
    »Ich kann ja auch fahren«, bot Lara an.
    »Nein, nein. Du entspannst dich und genießt den Abend.«
    Nach einer längeren Schlitterpartie über Kiesel und loses Geröll gelangten sie an einen eingezäunten Zufahrtsweg. Er war durch ein Tor versperrt, an dem kein Name stand.
    »Das ist es«, verkündete Lara. Marcus stellte den Motor ab, und sie betrachteten Zaun und Tor, die beide mit Stacheldraht gekrönt waren. »Das ist Stephens Grundstück.«
    »Fort Knox«, stellte Olly fest und pfiff durch die Zähne.
    »Aber wir haben den Zugangscode«, sagte Lara. Sie stieg mitsamt dem Laptop aus dem Wagen und entdeckte das Tastaturfeld, das neben dem Tor in einen kleinen Metallkasten eingelassen war. Schon jetzt brach ihr der Schweiß aus. Sie tippte die Zahlen ein, die Stephen auf der Karte notiert hatte – »der Code für heute« hatte er danebengeschrieben –, und das Tor schwang langsam auf. Marcus fuhr hindurch, und nachdem auch Lara das Tor passiert hatte, schloss es sich wieder.
    »So, jetzt fahr einfach weiter geradeaus. Nach ungefähr einer halben Meile kommt eine Gabelung, da hältst du dich links«, erklärte Lara, nachdem sie wieder eingestiegen war. Schotter knirschte unter den Reifen des Chevy. Der Weg führte steil bergab an einer wilden Wiese und einem zugewachsenen Teich voller Röhricht und Seerosen vorbei – hier gab es kein malerisches Ruderboot und keinen Anlegesteg. Der linke Abzweig führte sie in einen Bestand aus hohen, breitblättrigen Eichen.
    »Wo ist denn jetzt das verdammte Haus?«, fragte Olly. Er hatte seine Fensterscheibe heruntergelassen. Staub und Hitze strömten ins Wageninnere, als er den Kopf nach draußen reckte, um durch die Bäume zu spähen.
    »Da!« Lara zeigte mit dem Finger nach vorn. Mitten im Wald, wo man den dichtesten Bewuchs erwartet hätte, stand auf einer Lichtung ein großes Haus. Sie hatten es nicht sofort gesehen, da seine Fassade aus dunklem Eichenholz es tarnte. Das Haus war langgestreckt und elegant und in einem minimalistischen Stil gehalten, der von Geld und gutem Geschmack zeugte. Um das Haus herum lief eine Veranda aus unbehandeltem Holz.
    Marcus lenkte den holpernden Wagen neben eine geschlossene Garage, an der zwei zu Schneeschuhen umfunktionierte Tennisschläger hingen. Er schaltete den Motor aus, und sie alle saßen einen Moment lang da und genossen die Stille nach der unruhigen Fahrt. Dann öffnete sich die Tür auf der Veranda, und Stephen trat ins Freie. Groß, schlank und langbeinig stand er oben an der kleinen Treppe. Er hatte die Hände in die Taschen seines Leinensakkos vergraben und lächelte ihnen entgegen.
    Lara schwang ihre schmerzenden Beine aus dem Auto. Das lange Stillsitzen nach ihrem morgendlichen Lauf hatte sie steif gemacht. Sie streckte sich und nahm Jack von Bella entgegen, die ihm aus seinem Kindersitz geholfen hatte. Dann gingen sie über das harte Gras zum Haus, wo Stephen sie erwartete.
    »Willkommen.« Er beugte sich herunter, um Marcus und Olly die Hand zu schütteln, als sie die Stufen hochstiegen, dann küsste er Bella und Lara auf die Wangen. Er ist perfekt, dachte Lara. Niemand hätte jemals Verdacht geschöpft. Er roch nach Leder und Pfeffer, genau wie in ihrer Erinnerung.
    »Hallo, kleiner Jack.« Er strich dem Jungen über die Wange wie ein Vater. »Kommt rein. Kompliment, dass ihr mich gefunden habt.«
    »Du wohnst ziemlich abgelegen«, sagte Marcus.
    »Glaub mir, das ist volle Absicht.«
    Stephen führte sie in einen großen, offenen Raum mit hoher Holzdecke. Was Lara zuallererst auffiel, war die angenehme Kühle. Anders als ihr Haus in Trout Island verfügte dieses über eine funktionierende Klimaanlage, und zusätzliche Ventilatoren verteilten die gekühlte Luft gleichmäßig im Innern. Eine Profiküche nahm den vorderen Teil des Raums ein. Über die Länge der hinteren Wand zog sich ein Regal voller schwerer Töpfe, und Lara zählte zwanzig verschiedene Messer, allesamt mit schwarzen Griffen, die an einer riesigen Magnetleiste hingen. Aus dem Ofen roch es köstlich – nach Fleisch und Wein und Knoblauch –, aber sämtliche Oberflächen waren blitzsauber. Das einzige Anzeichen kulinarischer Aktivität war ein Stapel gespültes Geschirr neben der riesigen Doppelspüle. Stephen war also ein Koch, und ein ordnungsliebender dazu – es sei denn, er hatte Personal. Doch dann erinnerte sich Lara, wie die merkwürdige

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