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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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den Baumstamm. Die raue Borke schabte an ihren Fingern und an jeder Faser ihres Rückens. Dann lehnte sie sich um den Stamm herum und sah Seans breite Schultern und seine wunderschönen schlanken Hüften, als er die Treppen zu James hochsprang, der die Discokugel abgelegt hatte und ihm schulmeisterlich mit dem Finger drohte.
    Er glaubte, er hätte sich verliebt, hatte er gesagt.
    Sie hatte recht gehabt.
    Aber was um alles in der Welt sollte sie bloß wegen Olly machen?

20
    W ie abgelegen kann man eigentlich wohnen?«, meldete sich Olly vom Rücksitz und lehnte sich seitlich gegen das Wagenfenster. Sie hatten Trout Island vor einer guten halben Stunde hinter sich gelassen und befanden sich inmitten bewaldeter Natur.
    »Es ist wirklich ziemlich weit draußen«, stellte Marcus fest, der den Wagen über staubige Straßen lenkte. »Hör auf, gegen meinen Sitz zu treten, Sohnemann, okay?«
    »Blabla«, entgegnete Olly und verlagerte den imaginären Trommelrhythmus, der sein Nervensystem anzutreiben schien, in seine Finger.
    »Seid ihr sicher, dass wir hier richtig sind?« Bella sah von dem Bilderbuch auf, aus dem sie Jack gerade zur Ablenkung vorlas. Seit Olly ihn an den verschollenen Cyrilbär erinnert hatte, musste jeden Moment mit einem Weinkrampf gerechnet werden.
    »Hundertprozentig sicher«, antwortete Lara. Sie hatte ihren Laptop auf den Knien und studierte die wunderschöne handgezeichnete Karte, die Stephen ihr gemailt hatte. Die Methode war nicht ideal, aber sie hatten keinen Drucker im Haus. Sie achtete darauf, dass die obere Hälfte der E-Mail sich außerhalb des Bildschirmausschnitts befand, denn in die Betreffzeile der E-Mail hatte Stephen Für Lara – der Weg zu mir geschrieben .
    Die unbefestigte Straße führte sie in den Wald hinein. Von Zeit zu Zeit kamen sie an Briefkästen vorbei. Wie Wachtposten standen sie vor Zufahrtswegen, die im Dickicht der Bäume verschwanden und zu Häusern gehörten, auf deren Existenz allein die Namen auf den selbstgebastelten Schildern Hinweise gaben: »Die Walters!« oder »O’Malleyville«. Olly machte die anderen auf die unzähligen kleinen Löcher in einigen der Briefkästen aufmerksam, die wie Einschusslöcher aussahen.
    Die Wildblumen, die überall üppig wucherten, bogen sich unter der Last ihrer spätsommerlichen Fülle. Lara erkannte Goldrute, die sie auch zu Hause in ihrem Garten hatten. Hier allerdings wuchs sie wild und war ähnlich weit verbreitet wie in England die wilde Möhre. Auch die glaubte sie, entdeckt zu haben, allerdings konnte es ebenso gut Wasserschierling sein. Das viele Grün gab Lara das Gefühl zu ersticken, und sie fragte sich, wie es wohl für Stephen sein mochte, einsam inmitten der rauen Natur zu leben. Sie bekam schon in ihrem Haus im Ort Beklemmungen. Hier draußen zu wohnen mit nichts als wilden Tieren und schießwütigen Hinterwäldlern als Gesellschaft wäre für sie regelrecht ein Alptraum. Sie würde nachts kein Auge zutun.
    Dann, wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt, kamen sie unter dem Baldachin des Waldes hervor auf eine mit Gras bewachsene Anhöhe, auf der eine prächtige rote Scheune neben einem großen weißen Farmhaus stand. Auf der Veranda des Hauses waren zwei gemütliche Adirondack-Stühle mit Blick auf einen großen und kristallklaren Teich ausgerichtet. Der Teich hatte einen Steg, an dem ein kleines Ruderboot festgemacht war.
    »Mir war gar nicht klar, wie hoch oben wir sind«, sagte Lara. Trout Island, das sie unten im Tal ausmachen konnte, wirkte klein wie ein Dorf aus Puppenhäusern. Hinter den Häuserflecken erhob sich eine Hügelkette und verschwamm in der Ferne zu bläulichem Nebel. Hier oben zu leben, in diesem Haus, neben diesem Teich und dieser Scheune, das konnte sich Lara vielleicht sogar vorstellen. Hier oben schien ihr alles möglich.
    »Ist es das?«, wollte Olly wissen.
    »Sohn. Bein. Sitz«, sagte Marcus.
    »Runterkommen«, erwiderte Olly und verlagerte sein Trommeln erneut an die Fensterscheibe.
    »Er hat Hummeln im Hintern«, kicherte Jack.
    Lara konsultierte ein weiteres Mal die Karte. Die Lichtung war darauf deutlich markiert, Stephen hatte sogar die Umrisse des Hauses, der Scheune und des Teichs eingezeichnet und farbig ausgemalt. Doch ihre Fahrt war noch nicht zu Ende.
    »Es ist ein paar Meilen weiter unten.« Lara deutete auf einen Weg, der am Teich vorbeiführte und danach erneut vom belaubten Gewölbe des Waldes verschluckt wurde.
    »Über den Berg rüber«, sagte Bella.
    »Heute Abend rühre

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