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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Schachtel PG Tips hatte über fünf Dollar gekostet –, aber der Aufguss war grau und dünn.
    »Ist es für dich in Ordnung, dass wir heute Abend zu Stephen fahren?«, fragte sie. Das Nachdenken über die Abtreibung hatte ihren Ärger auf Marcus neu angefacht, und sie verspürte den Drang, sich auf dünnes Eis hinauszuwagen.
    »Ich freue mich darauf.«
    »Du bist ja immer ein bisschen komisch, wenn er im Fernsehen kommt.«
    »Schauspielerstolz. Man muss so tun, als würde man kommerziellen Erfolg verachten, das gehört irgendwie dazu. Nein, er und ich, wir kennen uns schon so lange.«
    »Ich weiß«, sagte Lara.
    »Und dass wir nicht in Kontakt geblieben sind, liegt genauso sehr an ihm wie an mir.« Marcus schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
    Lara nickte.
    »Ich bin wirklich gespannt zu hören, was er die letzten Jahre über so getrieben hat«, fuhr Marcus fort. »Wir haben einiges nachzuholen. Und vielleicht interessiert er sich ja sogar auch für das, was ich gemacht habe.«
    »Oh, sieh mal. Da ist Hund«, sagte Lara. Die große schwarze Dogge kam über den Rasen getrottet, setzte sich am Fuß der Verandatreppe nieder und blickte hechelnd zu ihnen empor.
    »Hund?« Marcus legte sich eine Hand über Mund und Nase.
    »Ich habe mich beim Joggen mit ihm angefreundet.«
    »Lass ihn aber nicht hier hochkommen.«
    »Keine Sorge«, versprach Lara. Marcus hatte eine starke Allergie gegen Hunde. »Aber er sieht so aus, als hätte er Durst – stimmt’s, Junge? Bleib da.« Sie hielt mahnend einen Zeigefinger in die Luft, bevor sie aufstand und ins Haus ging.
    »Ermuntere ihn nicht auch noch«, sagte Marcus, aber Lara beschloss, es zu überhören.
    In der Küche beugte sie sich über die Spüle und hielt den Kopf unter den Strahl überraschend eisigen Wassers in der Hoffnung, es würde vielleicht bis in ihre Gedanken vordringen und das Gift aus ihnen herauswaschen.
    Dann schüttelte sie den Kopf, wie Hund es vielleicht nach einem Bad im Fluss tun würde, suchte eine Schüssel und füllte sie mit Wasser.
    Auf dem Weg zurück nach draußen blieb sie im Flur stehen und betrachtete im Schutz des Fliegengitters die Szene auf der Veranda.
    Hund hatte sich vor Marcus aufgebaut. Dieser hatte sich nach hinten gelehnt, soweit es ging. Die Angst hielt ihn auf der Schaukel fest. Er konnte nicht vor und nicht zurück.
    Hund hatte den Blick unverwandt auf ihn gerichtet und schien ihm eine Botschaft übermitteln zu wollen. Lara las sie ganz deutlich.
    »Du bist an allem schuld.«
    Hätte Marcus doch bloß die Augen geöffnet und die Wahrheit erkannt, die man ihm zeigte. Aber dafür, dachte Lara, ist es jetzt vielleicht so oder so zu spät.
    Sie stellte dem dankbaren Tier die mit Wasser gefüllte Schüssel hin und brach den Bann.

19
    D as also ist Liebe, dachte Bella, als sie den staubigen Pfad zum Pool hinunterlief. Dieses Gefühl tief unten in der Magengrube wie Hunger, aber trotzdem bekam man keinen Bissen herunter; dieses Kribbeln in den Fingerspitzen. Nicht mal Ollys widerliche Andeutungen – die zugegebenermaßen gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt waren – oder die unverhohlenen Drohungen, die er gegen sie ausgestoßen hatte, während sie im Bad beim Putzen gewesen war, konnten das Wunder kaputtmachen.
    Manchmal wünschte sie sich, dass es Olly nicht gäbe. Ohne ihn wäre ihr Leben viel einfacher.
    Als sie beim Pool ankam, war Sean nicht da. Wahrscheinlich war seine Schicht schon vorbei. Sie schwamm zehn Bahnen und hielt dabei die Augen offen, für den Fall, dass er doch noch auftauchte, dann streckte sie sich auf ihrem Handtuch aus und genoss das Gefühl, wie die Sonne jeden freiliegenden Nerv ihres Körpers wärmte.
    Statt Bobby und Sean saßen jetzt zwei Mädchen mit Bronzehaut oben auf den Bademeisterstühlen. Sie kauten gelangweilt Kaugummi, und Bella war sich ganz sicher, dass sie spöttisch auf sie herabschauten. Was hatte sie in ihrer blassen englischen Winzigkeit im Vergleich zu solchen Mädchen schon zu bieten?
    Wahrscheinlich hatte Sean einfach nur jemanden zum Vögeln gesucht, nichts weiter. Und jetzt, nachdem er bekommen hatte, was er wollte, würde er ihr die kalte Schulter zeigen.
    Sie gab sich Mühe, ihre düsteren Gedanken zu glauben, als einen Panzer gegen Zurückweisung, aber irgendwie spürte sie, dass sie sich irrte. Sie kniff fest die Augen zusammen und versuchte, sich in den roten und lilafarbenen Formen zu verlieren, die hinter ihren geschlossenen Lidern auftauchten. Plötzlich fiel ein

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