Havanna für zwei
angetan hast.«
»Dir? Das ist echt stark. Du bist schon seit Jahren verheiratet und warst es schon fast, als wir unsere Affäre hatten.«
»Aber sie ist meine Schwester!«
»Das mag ein Schock für dich sein, aber es spielt keine Rolle, wessen Schwester sie ist. Aoife ist meine Verlobte, und sie ist der Mensch, der mir am wichtigsten ist.«
Louise zitterte. Sie konnte Emmas Wut auf ihre kleine Schwester jetzt sehr gut nachvollziehen.
»Das hat sie mit Absicht getan!«
»Sie weiß nicht mal, dass wir zusammen waren. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich im Fitness-Studio kennengelernt habe.«
Louise schüttelte ungläubig den Kopf. »Guter Witz, Jack. Als hätte ich in meinem Leben je einen Fuß in eine Muckibude gesetzt.«
»Sie denkt sich nichts dabei. Sie denkt nicht an dich, an mich oder an sonst irgendwen, sondern nur an sich.«
»Da muss ich dir allerdings Recht geben. Aber Jack, wie konntest du nur?«
»Es ist einfach passiert. Eine echtes Debakel.«
»Ich hoffe, Aoife erfährt nie davon.«
»Brenda zieht nach Großbritannien, und in zwei Wochen wird ein ganz neues Team eingesetzt. Sophie weiß noch nichts davon, aber ihre Zeit bei der Zeitung ist abgelaufen.«
Das war für Louise nur ein schwacher Trost. Sie hatte große Lust, ihrer Schwester so richtig einen reinzuwürgen, durfte ihr aber nicht mal sagen, wie verletzt sie war.
»Tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe, aber du hattest recht. Ich war damals nur ein alberner Junge, und durch das Wiedersehen mit dir ist mir das klar geworden. Dass ich Aoife fast verloren hätte, hat mir meine Gefühle sogar noch mehr verdeutlicht. Ich liebe sie. Ich habe nie einen Menschen mehr geliebt, und ich werde alles dafür tun, um sie glücklich zu machen.«
Louise riss sich zusammen. Das war nicht das, was sie hatte hören wollen. Eigentlich hatte sie gehofft, dass ihr das Gespräch mit Jack neuen Auftrieb gäbe. Stattdessen war ihr Selbstwertgefühl jetzt am Boden. Er hatte ihre Affäre als lächerliche Phase auf dem Weg zum Erwachsenwerden herabgewürdigt, sodass ihre große Liebe zu ihm jetzt nur noch eine Illusion war. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie beherrschte sich.
»Jetzt verstehst du sicher auch, warum ich deine Nummer gelöscht und nicht auf deine Nachrichten geantwortet habe. Ich halte es für das Beste, wenn wir keinen Kontakt mehr haben. Du nicht?«
Er klang eiskalt. Es war ihm gelungen, ihr noch einen Tritt zu versetzen, als sie schon am Boden lag.
»Ich gehe jetzt wohl besser.« Er legte einen Fünf-Euro-Schein auf den Tisch. »Das ist für den Kaffee.«
Er erhob sich und hielt ihr zum Abschied die Hand hin. »Danke, dass du es so gut aufnimmst. Ich wusste, dass du es verstehst.«
Er sprach mit ihr wie ein Staubsaugervertreter.
Louise schüttelte mechanisch seine Hand und sah ihm wie betäubt nach, als er durch die Tür verschwand. Sie hätte ihn niemals anrufen sollen. Dass Jack mit Sophie geschlafen hatte, hätte sie lieber nie erfahren, doch jetzt musste sie mit dem Wissen weiterleben.
Alle außer ihr schienen die Liebe zu finden und sich ein neues Leben aufzubauen. Sogar Emma bekäme schon bald Besuch von ihrem kubanischen Freund, ungeachtet des riesigen Aufwands an Formalitäten und Behördenkram, der noch zu erledigen war. Traurig lief sie zur Bahnstation Tara Street.
Minuten später wünschte sie, sich an einem ungestörteren Ort zu befinden als in einem überfüllten grünen Zug. Sie kam sich so töricht vor! Vierzehn Jahre lang hatte sie zärtliche Gefühle für Jack gehegt und sie mit den schönen Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit gehütet wie einen Schatz. Sie hatte Jack regelrecht vergöttert. Das heute war viel schlimmer als damals im Quay West Café, als er ihr vorgeworfen hatte, ihm das Herz gebrochen zu haben. Jetzt hatte sie überhaupt keinen Platz mehr in seinem Leben, und in all den Jahren, in denen sie sich lieber auf ihre Ehe und ihre Beziehung zu Donal hätte konzentrieren sollen, hatte sie so viele Gefühle vergeudet. Sie hatte ihre Beziehungsprobleme so lange schleifen lassen, dass sie und Donal jetzt kurz vor der Trennung standen und sie Gefahr lief, allein zurückzubleiben, ohne jemanden, der sie liebte.
Als der Zug in Killester hielt, stieg sie aus. Ihr war klar geworden, dass sie noch nicht nach Hause wollte. Sie musste erst mit Emma reden.
Emma war frustriert. Die Prozedur, die erforderlich war, um an ein Visum zu kommen, war die reinste Schikane. Nach jedem Erfolg kam eine noch größere
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