Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
Vom Netzwerk:
ist an der Zeit, dass du sie mal ganz für dich allein hast.«
    Diese Bemerkung erschreckte Larry regelrecht. Er hatte noch nie erlebt, dass Emma so respektlos über ihre Mutter sprach.
    »Lass Emma ruhig fahren, Dad, sie hat viel um die Ohren«, beschwichtigte Louise ihn und zwinkerte Emma verschwörerisch zu, als diese wieder in den Wagen stieg, blinkte und langsam davonfuhr.
    Erschöpft fragte sich Louise, wie oft sie die Fehde zwischen ihren Schwestern noch vor ihren Eltern decken müsste.
    Emma hatte sich keine Vorstellung von den Formalitäten gemacht, die erforderlich waren, um an ein Visum für einen kubanischen Staatsbürger zu kommen. Aber es war eine Herausforderung für sie. Sie freute sich auf die E-Mails von Señor Miguel Estefan, die sie etwa jeden zweiten Tag bekam. Jedes Mal, wenn sie mit Felipe korrespondierte, hatte sie das Gefühl, ihrem Wiedersehen einen Schritt näher gekommen zu sein. Sie brauchte seinen Pass, um ihn abstempeln zu lassen, und da Dehannys das Päckchen für ihren Sohn noch nicht erhalten hatte, wusste Emma, dass die ganze Prozedur noch viel langsamer vonstattenginge als ursprünglich gedacht.
    Deshalb hatte Felipe seinen Pass einer Kanadierin anvertraut, die ihm hoch und heilig versprochen hatte, ihn auf der Post aufzugeben, sobald sie in Toronto war. Emma fand, dass er damit ein schreckliches Risiko einging, doch als der Pass bei ihr ankam, wurde ihr klar, dass sie durch diesen Trick bis zu zwei Wochen gewonnen hatten. Auch die Kosten erwiesen sich als viel höher als erwartet. Bislang waren über 180 Euro an Kosten und Gebühren zusammengekommen, und das allein in Irland. Auf kubanischer Seite musste Felipe 15 CUC hinblättern, was für die meisten Kubaner ein guter Monatslohn war. Ihren Anwalt hatte sie noch nicht konsultiert: Felipe benötigte ein Einladungsschreiben, um beweisen zu können, dass sie tatsächlich befreundet waren und dass ihre Beziehung nicht nur eine Finte war, die Felipe dabei helfen sollte, aus dem Land zu fliehen. Außerdem musste sie auch finanziell und juristisch für ihn bürgen, falls er während seines Besuches bei ihr in Schwierigkeiten geriet.
    Manchmal wünschte sie sich sehnlichst, Donal um Hilfe bitten zu können. Er käme wunderbar mit den vielen Formalitäten und Details zurecht, aber er sollte nichts von ihren Plänen erfahren. Louise hatte sie zu Stillschweigen verpflichtet. Falls etwas schieflief, sollte niemand davon wissen. Falls Felipe doch nicht käme, wenn sie das Visum endlich in den Händen hielten, wollte sie nicht dumm dastehen. Aber während die Wochen ins Land zogen, wuchs ihre Sehnsucht, Felipe zu sehen, immer mehr. Sie hatten jetzt schon vier Mal telefoniert, und wenn sie wollte, konnte sie seinen Akzent jederzeit aus ihrem Gedächtnis abrufen.
    Dehannys war sehr aufgeregt, als das große braune Paket aus Irland bei ihr eintrudelte. Ungeduldig entwirrte sie die Kordel und zog das Klebeband ab, das nur noch lose festgepappt war, weil sich schon jemand daran zu schaffen gemacht hatte.
    Ein weißer Laufschuh in Größe 34 war das Erste, was sie aus dem Karton hervorzauberte. Als sie auch den zweiten fand, atmete sie erleichtert auf. Shorts mit Blumenmuster, wie amerikanische Surfer sie trugen, kamen als Nächstes zum Vorschein. Die würde Fernando mit Begeisterung tragen. Es folgte ein Trikot des FC Barcelona für den großen Fußballfan. Nach dem Computerspiel suchte sie leider vergebens, aber ganz unten im Paket fanden sich noch Make-up und eine Schachtel mit Modeschmuck. Der MP3-Player war sicher im Schuh versteckt, und als Dehannys noch weitere Kleidungsstücke aus weichen Stoffen entdeckte, die Fernando hervorragend stehen würden, dankte sie ihrem Schöpfer. Das Spiel wäre zwar schön für ihren Jungen gewesen, doch stattdessen konnte nun der Sprössling eines Beamten oder eines Postboten seinen Spaß damit haben.
    Hoffentlich käme Felipe bald mal wieder vorbei. Sie wollte Emma von Herzen danken. Sie würde ihr ein paar Kunstgegenstände aus Kuba kaufen und sie ihm als Mitbringsel für sie mitgeben. Er hatte ein Riesenglück, diese Chance zu bekommen, in ein fremdes Land zu reisen und zu sehen, wie die Menschen dort lebten. Sie selbst konnte nur davon träumen.
    Die Atmosphäre im Hause Scott wurde mit jedem Tag angespannter, und Louise fürchtete, dass es bald zur Explosion käme. Jack hatte schon seit drei Wochen nicht mehr auf ihre Textnachrichten geantwortet. Sie verstand nicht, warum er sie so ignorierte, aber wenn

Weitere Kostenlose Bücher