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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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vielmals für all Ihre Hilfe, Felipe«, betonte Emma noch einmal. »Vor allem für den Abstecher nach Cojímar.«
    »Es freut mich, dass es Ihnen gefallen hat«, antwortete er mit einem Lächeln.
    Emma machte Anstalten, ihm ein Trinkgeld zu geben, doch er lehnte ab.
    »Bitte«, bat sie. »Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann, wo Sie doch extra für mich einen Umweg gemacht haben.«
    »Das hat die Regierung bezahlt!«
    Und schnell wie der Blitz sprang Felipe in seinen Wagen.
    Emma winkte ihm von der obersten Treppenstufe nach. Er war ein guter Mensch, und sie genoss seine Gesellschaft. Er war auf gewisse Weise schüchtern und trotzdem sehr selbstsicher – ein echtes kubanisches Mysterium. Sie schnappte sich ihre Taschen und begab sich in die Empfangshalle. Der Portier eilte herbei, um ihnen die Taschen abzunehmen, und gab dem Personal ein Zeichen, die Europäerinnen anzumelden.
    Der Gepäckträger im Hotel Telégrafo unterschied sich sehr von dem blitzsauberen, frisch rasierten Jüngling, der ihnen in Varadero ihre Taschen abgenommen hatte. Dieser hier war schmuddeliger und nervöser. Als er sich vergewissert hatte, dass die Tür des Lifts geschlossen war, legte er los.
    »Sie wollen gute Zigarre in Havanna – Sie kommen zu mir – ich kann besorgen sehr billig. Echte Cohiba – wie Castro rauchen. Havana Club – sieben años – sehr gut.«
    »Vielen Dank«, sagte Sophie kurz angebunden. »Wir rauchen nicht, aber ich melde mich wegen des Rums bei Ihnen.«
    Die Flure waren dunkel und die Decken außergewöhnlich hoch. Als der Gepäckträger die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, fiel ein heller Lichtstrahl durch die Vorhänge. Der Mann eilte zum Fenster, zog die Gardinen zurück, und zum Vorschein kam eine Verandatür.
    »Parque Central! Kommen Sie und sehen Sie!«, drängte er die Frauen.
    Sie durchquerten den Raum und folgten ihm auf den kleinen, mit Geländer versehenen Balkon.
    Unten schwirrten die Einwohner Havannas vorbei, manche auf Mopeds, andere in fantastischen alten amerikanischen Wagen, die aus verschiedenen Autoteilen zusammengesetzt waren wie Patchworkdecken. Auf der angrenzenden Straße donnerte ein riesiges, merkwürdig aussehendes Fahrzeug mit ein paar Hundert Menschen darin vorbei. Die Schwestern sollten später erfahren, dass sie als Busse für die Allgemeinheit dienten und aufgrund des buckeligen Fahrgastraums camellos hießen.
    »Das ist mal ein geniales Transportmittel!«, rief Emma und deutete auf einen Mann, der auf einer von einem Fahrrad gezogenen Rikscha saß, die mit einer alten quadratischen Plane bedeckt war, die einst als Bierwerbung gedient hatte. Und mittendrin im Getümmel stand eine Reihe aus Renault-Taxis, wie Felipe eines fuhr, die das moderne Kuba repräsentierten.
    Für Emma fühlte es sich wie Schicksal an, dass Felipe sie am ersten Tag vom Flughafen abgeholt hatte, und sie wusste, dass er dazu vorbestimmt war, ihr alle Orte zu zeigen, die sie sehen wollte. Es war ein glücklicher Zufall, dass er am nächsten Tag frei hatte. Bis dahin hatte sie vierundzwanzig Stunden, um sich zu orientieren, und es gab einen Ort, den sie unbedingt sehen wollte, wenn sie zu Mittag gegessen hatte.
    Emma reichte dem Gepäckträger zwei CUC Trinkgeld, worauf er wie auf Wolken aus dem Raum schwebte.
    Sophie warf sich erschöpft aufs Bett.
    »Kannst du uns Wasser organisieren, Em?«, stöhnte sie.
    Emma lief zur Minibar, die diskret in einem kleinen Schrank verborgen war, öffnete die Tür und warf ihrer Schwester eine Flasche Wasser aufs Bett.
    Die Fahrt von Varadero war heiß und schweißtreibend gewesen. Emma duschte schnell und zog sich eine bequeme Bermudahose und ein T-Shirt an.
    »Wohin gehst du«, fragte Sophie.
    »Ich will die Altstadt erkunden. Das ist nur zehn Minuten zu Fuß von hier.«
    »Allein?«
    »Tja, du siehst nicht so aus, als wärst du fit genug, irgendwo hinzugehen.«
    »Gib mir zwanzig Minuten …«
    »Du wirst länger brauchen. Ruf mich an, wenn du wieder unter den Lebenden weilst.«
    Sophie war nicht in der Verfassung, sich mit ihr zu streiten. Ermattet zog sie das gestärkte Leinenbetttuch zurück und kroch darunter.
    Emma schob sich ihre Sonnenbrille ins Haar – die würde sie noch brauchen.
    Dann schnappte sie sich ihren kleinen Stadtplan und spazierte als Erstes über den Platz vor dem Hotel. Hier in der Stadt, wo die Häuser die Hitze speicherten, war es um einiges schwüler. Es war erstaunlich, wie die Einheimischen, genannt Habaneros , in großen Gruppen

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