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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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bevor er sich auf den Hocker neben ihr setzte.
    »Deine Freundin, eh?«, neckte er den Barkeeper, der ihm über die Theke eine Flasche Bier zuschob.
    Emma fühlte sich in der ungewöhnlichen Umgebung mit zwei fremden Männern merkwürdig wohl. Unter normalen Umständen wäre es ihr unangenehm gewesen, doch im Moment hatte sie das Gefühl, genau dort zu sein, wo sie sein wollte.
    »Ich bin Emma«, stellte sie sich vor und reichte ihm die Hand. »Aus Irland.«
    »Tja, Emma aus Irland«, antwortete er und nahm ihre Hand. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Ich bin Greg aus Kanada, aber ich bin eine wilde Mischung, deshalb kann ich mich wohl als Weltbürger bezeichnen!«
    Emma fühlte sich von diesem gut aussehenden Mann angezogen wie eine Stecknadel von einem Magneten. Es war in Ordnung, ihn attraktiv zu finden; sie war in einer fremden Umgebung, Tausende von Meilen von der Heimat entfernt. Hier war sie weder Pauls Witwe noch Finns Mama. Stattdessen kam sie sich vor wie eine Figur aus einem ihrer Romane, und Mr Greg Adams war so verführerisch, dass sie auf die Idee kam, ihn neben Felipe in ihr Buch aufzunehmen.
    »Machen Sie hier Urlaub?«, fragte sie ihn in leichtem Flirtton.
    »Eigentlich bin ich auf Geschäftsreise, aber man kann nicht nach Kuba kommen, ohne auch Spaß zu haben. Meine Mutter ist Kubanerin und hat meinen Vater hier kennengelernt, aber er hat sie vor über vierzig Jahren mit nach Nova Scotia genommen, und seitdem war sie nicht wieder hier.«
    Emma war fasziniert. Sie spürte, wie ihre journalistische Neugier die Oberhand gewann. »Wow, was für eine tolle Geschichte! Sie haben also Verwandte hier?«
    Er nickte. »Cousinen und Tanten – ich treffe mich manchmal mit ihnen. Mein Großvater lebt auch noch, ob man’s glaubt oder nicht, aber er wohnt in Cárdenas, und da kommt man nur schwer hin. Meine Besuche sind normalerweise zu kurz, um durchs Land zu reisen.«
    Dieser Typ war so offen und ehrlich, dass sie ihn sofort mochte.
    »In welchem Geschäft sind Sie tätig, wenn ich fragen darf?«
    »Emma aus Irland, Sie dürfen mich alles fragen!«, grinste er frech. »Ich kaufe Kunstwerke und verkaufe sie in Kanada. Dort gibt es eine große Nachfrage nach kubanischen Künstlern. Haben Sie schon einen der Märkte hier besucht?«
    Emma schüttelte den Kopf. »Ich bin erst seit heute Morgen in Havanna.«
    Gregs Lächeln wurde breiter. »Tja, dann können Sie sich auf etwas ganz Besonderes freuen. Haben Sie schon zu Mittag gegessen?«
    Emma schüttelte den Kopf.
    »Ich esse nur ungern allein«, erklärte er. »Möchten Sie mir nicht im La Bodeguita del Medio Gesellschaft leisten? Ich bin ein Hemingway-Fan – deshalb quartiere ich mich auch immer hier ein.«
    Jetzt war Emma doch leicht verunsichert. Greg kam ihr zwar aufrichtig vor, aber für eine Frau war es nie eine gute Idee, mit einem Fremden zu gehen, egal in welcher Stadt. In der Beziehung war Havanna sicher keine Ausnahme.
    Greg spürte ihre Vorbehalte und gab dem Barkeeper ein Zeichen. »Marco, sag Emma aus Irland, dass ich nicht beiße, eh?«
    »Señor Adams wohnt hier oft – er sehr guter Kunde«, versicherte Marco ihr und hielt Greg scherzhaft die offene Hand für ein Trinkgeld hin.
    Greg lächelte und drückte ihm prompt fünf CUC in die Hand.
    Emmas Wunsch, mehr über diesen fantastischen Mann zu erfahren, bekam die Oberhand. Schließlich hatte sie nichts zu verlieren. Sophie schlief wahrscheinlich noch, und aus ihrem Reiseführer wusste sie, dass die Bar, von der er sprach, nur wenige Blocks entfernt war.
    »Okay – danke«, sagte sie deshalb und stand auf, um bei Marco ihr Wasser zu bezahlen.
    »Es ist okay, Sie nicht zahlen«, lächelte er. Greg würde ihm später ein Trinkgeld geben.
    Greg hielt ihr ritterlich den Arm hin, und Emma hakte sich bei ihm unter.
    Sie schlenderten über die Calle Mercaderes, bis sie zur Plaza de la Catedral kamen. Die Barockfassade von San Cristóbal leuchtete wie ein glanzvolles Paradestück kolonialer Architektur. Eine alte Frau in traditioneller kolonialer Tracht mit weißer Spitze und einer roten Rose saß eine Zigarre rauchend auf den Stufen. Sie war von fotografierenden Touristen umringt, und zu ihren Füßen kläffte ein Hündchen. Neben ihr verkaufte ein alter Mann Erdnüsse in weißen Papiertüten.
    »Es ist fantastisch hier!«, stieß Emma hervor.
    »Es ist eine Touristenattraktion, aber mir gefällt es. Ich kriege nie genug von der Atmosphäre in La Habana Vieja. Dort drüben ist ein schönes Restaurant,

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