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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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berührte. Der Schweiß brannte in den wund geriebenen Stellen.
    Angestrengt lauschte er in die Stille. Horchen und nachdenken – mehr war im Augenblick nicht möglich. Und gegen den Durst ankämpfen, der seinen Mund seit Stunden zu einer Wüste werden ließ, als hätte er das letzte Mal vor mehreren Tagen getrunken.

28
    Manzetti lief die Robert-Koch-Straße hinunter. Er wollte zur Polizeidirektion. Er musste. Die Ermittler des LKA hatten ihn dorthin zitiert. Es geht um Ihre Tochter, Herr Kollege, hatte der einzige Satz gelautet, mit dem sie ihn bestellt hatten.
    Unten angelangt, schlenderte er an den Tischen des kleinen Straßencafés vorbei. Aus Richtung der Brücke des Zwanzigsten Jahrestages donnerte ein Krankenwagen heran, dich gefolgt vom rot-weiß gespritzten Audi mit dem Notarzt. Dass sie in Eile waren, konnte jeder unschwer erkennen. Das gleichmäßig nörgelnde Auf und Ab der Sirenen erzeugte auf Manzettis Unterarmen eine dicke Gänsehaut. So waren sie auch von der Mühle abgefahren. Langsam über den Feldweg hoppelnd, aber schon mit Blaulicht, zu dem sie an den ersten Häusern des Dorfes dann die Sirenen zugeschaltet hatten.
    Kein schöner Anblick für einen vor Angst erstarrten Vater. Die Erinnerung daran bescherte ihm ein flaues Gefühl im Magen.
    Er ging weiter, überquerte die Magdeburger Straße und betrat das Dienstgebäude der Polizei. Geh ruhig los, hatte ihm Bremer empfohlen. Ich bin sowieso gleich fertig und kann alles mit deiner Frau besprechen. Kerstin hatte ihm nur zugenickt. Sie würde an Laras Bett Wache halten, und wenn es bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag dauern sollte.
    Er stiefelte die Treppe hoch und verschwand in seinem Büro. Dort holte er sein Handy hervor und wählte Bremers Nummer aus dem Speicher.
    Bremer meldete sich mit den Worten: »Sie ist wach«, und zauberte damit ein breites Grinsen in Manzettis Gesicht.
    »Wann ist sie aufgewacht?«
    »Vor einer Minute etwa. Als ich mit der Untersuchung fertig war, haben wir uns entschlossen, sie aufzuwecken. Und es hat ohne Komplikationen schon beim ersten Versuch geklappt.«
    »Hat sie etwas gesagt?«
    »Manzetti«, bremste Bremer die Euphorie des besorgten Freundes. »Gib ihr doch die Möglichkeit, Luft zu holen. Es geht ihr gut, und deine Frau wird sich um alles kümmern. Mach dir also keine Sorgen.«
    Bremer hatte gut reden. Es war ja auch nicht seine Tochter.
    »Jetzt hör mir kurz zu. Ich bin auf der Toilette und habe nur wenig Zeit. Deine Kollegen vom LKA lauern schon wieder auf dem Flur und wollen meinen Bericht. Ich hätte dich jetzt sowieso angerufen.«
    »Dann los«, sagte Manzetti und war ganz Ohr.
    »Man hat Lara ein Stilett in den Bauch gerammt. Auf der einen Seite schmerzhaft, auf der anderen hat es ihr vielleicht das Leben gerettet. Ein größeres Messer hätte mehr Schaden angerichtet, als die lange, schlanke Klinge eines Stiletts. Bei dieser Stichwaffe tritt ja wenig Blut aus. Die Blutlache in der Mühle muss also von jemand anderem stammen. Vielleicht fragst du sie bei Gelegenheit danach. Aber zurück zu unserem Stilett. Es ist dafür konstruiert, beträchtlichen inneren Schaden anzurichten, der nicht selten und in andere Körperregionen gestoßen auch eine tödliche Wirkung erzielt. Es ist also die geeignete Waffe, um unauffällig zu töten, was das Entkommen des Täters begünstigt.«
    »Du meinst, sie ist nicht zufällig oder aus einem Streit heraus zum Opfer geworden?«
    »Ist doch möglich, oder? Vielleicht liegt da der Grund für das übergroße Interesse eures LKA an dem Tod eines Graffitisprayers.«
    Manzetti musste darüber nicht lange nachdenken. Bremer hatte Recht und er einen Zipfel für die eigenen Ermittlungen in der Hand. Hier ging es womöglich um mehr und um Zusammenhänge, die vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollten. »Was ist mit dem anderen Jungen?«, fragte er in sein Handy. »Kann das Blut in der Mühle von ihm stammen?«
    Im Hörer war nur ein Knacken zu vernehmen. Dann Bremers Flüstern. »Ich muss jetzt aufhören. Sie kommen und ich will nicht, dass sie mich verdächtigen, wenn sie plötzlich rechts überholt werden.«
    Dann war das Gespräch unterbrochen. Manzetti blickte noch eine Weile auf das Display seines Handys. Wen Bremer mit sie meinte, konnte er sich ja noch erklären. Aber was meinte er, als er sagte, er würde sie rechts überholen?

29
    Wegmann saß an seinem Schreibtisch und sah sich bei clipfish.de springende Möpse an. Er liebte es, wenn die prallen Bälle absichtlich

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