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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Kosovo.«
    Wegmann pfiff durch die Zähne. »Könnte man über ihn auch den Codex Sinaiticus verkaufen?«
    »Was ist der Codex Sinaiticus?«
    »Eine uralte Bibelschrift von unschätzbarem Wert, die man vor ein paar Tagen aus dem Dom meiner Heimatstadt gestohlen hat.«
    Fatmire schwieg eine Weile. Dann drehte sie sich zu Wegmann und sah ihn mit ihren dunklen Mandelaugen an. »Du scheinst ein netter Junge zu sein, der sein Leben noch vor sich hat. Wenn du davon etwas genießen willst, solltest du Thaci aus dem Weg gehen. Das hier ist nicht Deutschland, und einige der UCK-Leute haben neben dem Kanun noch andere Regeln, die man in Deutschland auch nicht kennt. Reiz sie nicht.«
    Die letzten Worte hörte Wegmann schon nicht mehr. Seine Augen waren nach rechts gewandert, dorthin, wo sich gerade eine Traube von Diktiergeräte hochhaltenden Journalisten auflöste. Zurück blieb eine Frau mit hochhackigen Schuhen und einem dunklen, tadellos sitzenden Kostüm. In Wegmanns Fantasie trug sie schwarze Strapse an einem Strumpfhaltergürtel aus roter Spitze.
    Vor ihm stand Dr. Sabine von Alvensleben.

42
    Gegen neun Uhr war Sebastian mit seiner Recherche fertig und auch Bremer endlich aufgewacht. Manzetti baute sich in der Tür auf, wirkte verstört und berichtete schließlich, nachdem Bremer ihn drei Mal darauf angesprochen hatte, warum er so schlecht gelaunt war.
    Die bildhafte Schilderung von seinem morgendlichen Erlebnis auf der Jahrtausendbrücke ließ sie ratlos. Sebastian machte lediglich »Hm«, und Bremer zog die Schultern hoch. Erst als Manzetti in die Küche gehen wollte, stellte Bremer eine Frage: »Wer kann diese Chefin sein? Das waren doch Polizisten, oder?«
    »Davon gehe ich aus«, antwortete Manzetti. »Und sie wussten ganz genau, was sie wollten. Ihre Abgeklärtheit hat mir sogar ein Stück weit imponiert.«
    »Das mag ja sein«, sagte Bremer, der von dieser Art Professionalität wenig hielt. Er erhob sich vom Sofa und kratzte sich am Hintern. »Aber das erklärt noch lange nicht, wer diese Chefin ist und vor allen Dingen nicht, zu wem sie gehört. Arbeiten hier vielleicht zwei Abteilungen des LKA gegeneinander?«
    »Warum sollten sie das tun?«, fragte Manzetti, nachdem er Sebastian an sich vorbei in die Küche gelassen hatte.
    »Ich weiß es nicht. Aber ihr führt doch so etwas wie eine Reform der Polizei durch. Da wäre es denkbar, dass sich jemand für das eine oder andere Pöstchen schon mal in Stellung bringt oder die Stellung des Konkurrenten gezielt schwächen will.«
    »Aber nicht in einer Mordermittlung«, schloss Manzetti kategorisch aus. So wenig Berufsethos konnte aus seiner Sicht niemand haben. »Außerdem glaube ich nicht, dass die beiden auf der Brücke Brandenburger Polizisten waren. Als sich der Beifahrer über die Motorhaube schwang, habe ich ganz kurz seine Waffe im Holster aufblitzen sehen. Das war ein Revolver und den trägt in der Brandenburger Polizei niemand.«
    »Na, egal«, sagte Bremer und goss sich frischen Kaffee ein, mit dem Sebastian aus der Küche gekommen war. »Jedenfalls ist mir die Geschichte nach wie vor nicht geheuer. Hier scheinen tatsächlich zwei Mächte gegeneinanderzuarbeiten, und wir überblicken das nicht mehr. Wenn wir nicht aufpassen, sind wir ganz schnell im Eimer.«
    »Und was schlägst du vor, oder willst du lieber aussteigen?«, fragte Manzetti und hoffte, Bremer würde mit Nein antworten.
    Der aber schwieg zunächst. Er schob die Zunge im Mund hin und her, als gelte es, unzählige Essensreste aus den Zahnzwischenräumen zu pulen.
    »Nein, aussteigen will ich nicht. Schon gar nicht, nachdem sie mich ungerechtfertigt eingelocht haben. Aber wir sollten jeden Schritt drei Mal überlegen, bevor wir ihn ausführen. Wir sind nur zu dritt, die aber zählen mit Sicherheit mehrere hundert Leute und alle sind vom Fach.«
    Damit hatte Bremer nicht ganz unrecht. Aber Manzetti wusste auch, dass bei so halblegalen Sachen, und das war diese Ermittlung zweifellos – man musste nur an den gefälschten Obduktionsbericht denken –, der Kreis der Eingeweihten eher klein gehalten wird.
    Er nahm ein leeres Blatt Papier von Sebastians Schreibtisch und einen roten Faserstift. Dann malte er Kästchen in das obere Drittel des Blattes und schrieb etwas hinein.
    »Wir haben drei Ermittlungsrichtungen. Erstens den Codex Sinaiticus, an den ich persönlich nicht so recht glaube.«
    »Ich auch nicht«, unterstützte Sebastian die Einschätzung Manzettis.
    »Zweitens haben wir die

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