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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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deiner Hausbank in seine Überlegungen einfließen ließ, dass ein Minister einiges mehr im Portemonnaie hat, als ein kleiner Provinzjurist.«
    Der Gesichtsausdruck des Freiherrn spiegelte sein gesamtes Entsetzen wider. »Woher wisst ihr … woher weiß der Generalsekretär einer Partei von meinen Bankgeschäften?«
    »Woher? … Siegward, du enttäuschst mich. Hast du noch nie etwas von Netzwerken gehört?«
    »Netzwerke? Im Strafrecht nennen wir das Geheimnisverrat.«
    Müller setzte ein hämisches Grinsen auf. »Bleiben wir lieber bei Netzwerken, mein Lieber. Denen solltest auch du beitreten und zwar schleunigst.« Er stand wieder auf, griff in die Innentasche seines Sakkos und warf dem Staatsanwalt eine zusammengefaltete Zeitung auf den Schoß. »Mit Netzwerken kannst du solche Artikel verhindern.« Er setzte sich und schlürfte mit einem widerlichen Geräusch den Kaffee aus. »Was weiß diese Journalistin von dir und was ist an der Geschichte dran?«, fragte er scharf.
    Siegward von Woltersbrück zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht? Habe ich das richtig verstanden? Diese Frau stellt eine nicht besonders vertrauensbildende Behauptung über den künftigen Justizminister auf, und der weiß nicht, worum es überhaupt geht?«
    »Nein«, sagte von Woltersbrück und das meinte er ehrlich. »Ich habe wirklich keine Ahnung.«
    »Dann will ich dir das mal erklären. Diese Inka Schneider ist gerade dabei, dir die Beine wegzuhauen. Sie steht in Verhandlungen mit großen Magazinen wie dem Spiegel und hat sogar beim Fernsehen nachgefragt. Nur weil die noch kein konkretes Angebot gemacht haben, hält sie sich zurück, um nicht schon das ganze Pulver zu verschießen. Du solltest also schleunigst herausfinden, was sie gegen dich in der Hand hat, oder wir sind alle am Arsch, und das werde ich zu verhindern wissen.« Benno Müller stand auf und ging bis zur großen Flügeltür, die ins Foyer führte. »Niemand glaubt, dass sie einfach nur annimmt, die Staatsanwaltschaft sei …« Er machte ein Pause und zeigte dann mit dem ausgestreckten Finger auf den Freiherrn. »Die Staatsanwaltschaft sei lediglich überfordert. Wer weiß, was in ihrem nächsten Artikel steht?«
    Müller sah, wie von Woltersbrück erstarrte. »Zeig mir«, forderte er, »dass du deines künftigen Amtes würdig bist. Wenn ich nicht morgen lese, dass alles nur ein fürchterlicher Irrtum war und nichts weiter hinter dem bedauerlichen Artikel steckt, als die Profilierungssucht einer Möchtegernjournalistin, dann nehme ich die Sache in die eigene Hand.«
    »Aber sie hat doch nichts weiter geschrieben. Und es gibt nun einmal keinen Mörder.«
    Dann fiel die Eingangstür ins Schloss.

7
    Michaelis war nervös in seinem Zimmer hin und her gelaufen, und hatte immer nur die eine Frage gewälzt. Was hatte Inka in der Hinterhand?
    Deshalb stand er irgendwann in der Packhofstraße und trat von einem Fuß auf den anderen. Endlich bog ihr roter Z4 von der Hammerstraße in den Packhof ein. Unnützerweise gab sie noch einmal Gas und der Wagen hoppelte über das Kopfsteinpflaster wie eine Segeljolle über kurze und spitze Wellen. Als sie an ihm vorbeifuhr, streckte sie den Arm aus dem Fenster und winkte. Dann hielt sie am Straßenrand, direkt neben einem Parkverbotsschild.
    »Ich darf das«, rief sie und drückte auf den Autoschlüssel, bis die Blinker zweimal aufleuchteten.
    »Und wer bezahlt die Strafzettel?«, fragte er, als er ihr die Hand reichte.
    »Niemand. Es gibt keine. Hierhin verirren sich nämlich die Politessen nicht. Die tigern lieber durch die Einkaufsstraßen und kontrollieren, ob man auch genügend Geld in die Parkautomaten geworfen hat.«
    »Und warum fährst du bei dem herrlichen Wetter mit geschlossenem Verdeck? Ich dachte, dein Auto sei ein Cabrio.«
    »Ist es ja auch«, bestätigte sie und ging auf den Eingang des Hauses zu, in dem ihre Wohnung lag. »Aber irgendwie hat das Ding eine Macke. Muss ich erst in die Werkstatt bringen …« An der Tür blieb sie stehen. »Willst du zu mir?«
    »Ja, was hast du denn gedacht? Oder meinst du vielleicht, ich will in den Kochklamottenladen einbrechen?« Er deutete mit dem Kinn auf das Ladenfenster im Nebenhaus, wo Arbeitsbekleidungen der unterschiedlichsten Art verkauft wurden.
    »Dann komm mit hoch.«
    Er war erst einmal hier gewesen. Damals, als sie ihre Einweihungsfeier gegeben hatte, und schon da hatte er mit der Zunge geschnalzt. Inka hatte nicht nur immer wieder Glück in ihrem

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