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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Leben gehabt, nein, sie verfügte mittlerweile wohl auch über viele gute Kontakte in der Stadt. Und so war sie an eine wunderschöne Wohnung gekommen, von deren Balkon sie durch eine Lücke in der gegenüberliegenden Häuserzeile einen dezenten Blick auf die Havel werfen konnte. Ansonsten lag die Wohnung mitten in der Stadt, aber trotzdem gut abgeschirmt von jeglichem Lärm.
    Oben angekommen, führte sie ihn ins Wohnzimmer und schmiss die Handtasche auf einen cremefarbenen Sessel. »Setz dich doch. Möchtest du etwas trinken? Ich brauche erst einmal ein Bit Lemon.«
    Er musste nicht lange überlegen, denn angesichts der auch am Abend noch hochsommerlichen Temperaturen war ein Bit Lemon eine gute Idee.
    »Ja, ich nehme auch eins.« Er trat ans Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen und frische Luft einzulassen.
    »Bitte.« Sie hielt ihm eine beschlagene Flasche hin, riss ihre sofort hoch an die Lippen und trank sie in einem Zug halb leer. »Das habe ich jetzt gebraucht.«
    »Prost!«, sagte er und nahm erst einmal einen kleinen Schluck.
    »Was treibt dich denn nun hierher? Hast du Sehnsucht nach den ehemaligen Kollegen?«
    »Vielleicht.«
    Inka verdrehte die Augen. »Vielleicht?« Sie trank den Rest aus und rülpste kurz, aber heftig. »Werner, wenn ich dir alles glauben würde, aber nicht das. Und wenn doch, wärst du bestimmt nicht zu mir gekommen.«
    Er sah sich kurz um und setzte sich dann auf den mit Bast bespannten Schaukelstuhl. Hier war die Gefahr des Klebenbleibens geringer als in den Ledersesseln.
    »Warum nicht? Du bist nach wie vor eine attraktive Frau und du schreibst scharfe Artikel, wie ich lesen konnte.«
    Inka legte den Kopf leicht schief. Von nun an hielt sie es für geboten, höllisch aufzupassen, denn wenn Werner Michaelis in dieser Art und Weise formulierte, war kein Wort überflüssig und der Sinn seiner Rede selbst unter Aufbietung aller Konzentration nur schwer zwischen den Zeilen zu finden. Das hatte sie einige Male schmerzlich erleben müssen.
    »Da du nicht gekommen bist, um mit mir ins Bett zu springen, geht es dir also um meinen Artikel. Willst du mir gratulieren?«
    »Nein«, sagte er bestimmt. »Dazu sehe ich keinen Grund.«
    Inka zog die Augenbrauen zusammen. »Warum nicht? Er ist klasse und hat doch gut eingeschlagen, oder?«
    »Das hat er. Aber ist er deshalb wirklich klasse? Was hast du denn geschrieben? Nicht einen Fakt konntest du benennen. Du hast lediglich gefragt, ob Polizei und Staatsanwaltschaft überfordert sind und ob ein Mörder frei umherläuft. Genauso gut hättest du fragen können, ob nächste Woche die Aliens kommen.«
    »Meinst du?« Es klang, als sei sie beleidigt. »Ich habe aber gehört, dass einige Leute in der Stadt sehr nervös geworden sind.«
    »So? Wer denn zum Beispiel?«
    »Unser künftiger Justizminister etwa.«
    Er hob die Arme kurz hoch und ließ sie gleich wieder auf die Lehne fallen. Sein Blick fiel auf ihre nackten Beine. Hätte er doch ja sagen sollen, als sie sich an ihrem ersten Tag in der Redaktion mit hochgerutschtem Rock auf seinen Tisch gesetzt hatte?
    »Und das ist ja das Problem.«
    »Wieso Problem?«
    »Inka, ich möchte dich warnen.«
    Sie lächelte überlegen. »Wovor denn? Dass ich meine Geschichte zu Ende schreibe?«
    »Nun ja, so könnte man es bezeichnen. Vielleicht solltest du überlegen, was du wie und wann formulierst. Die Leser warten jetzt auf Antworten. Du kannst sie nicht länger vertrösten oder du musst eingestehen, dass du nur ins Blaue geschossen hast.«
    »Und warum sollte ich das tun? Wir sind ein freies Land mit einer freien Presse.«
    Michaelis überlegte kurz. Hatte sie denn überhaupt nichts bei ihm gelernt oder war sie wirklich noch so naiv? »Freiheit ist nicht alles, Inka. Offene Worte verschließen so manche Tür, und das kannst du in deinem Job auf Dauer nicht gebrauchen. Außerdem hat es der Leser nicht verdient, dass du ihm mit ein paar gepfefferten Worten Angst machst, wenn es dafür überhaupt keinen Grund gibt.«
    »Danke für den Rat«, erwiderte sie schnippisch. »Aber da bist du bei mir an der falschen Adresse. Ich bin nicht erpressbar, Werner.«
    »Tatsächlich?« Er griff in einen Stapel Zeitungen, die neben dem Schaukelstuhl lagen, faltete ein Exemplar zusammen und fächelte sich damit Luft zu. »Aber unter Umständen brauchst du vielleicht Hilfe.«
    »Wobei denn? Ich komme ganz gut selbst zurecht. Aber wenn ich doch einmal einen Anstoß benötige, dann melde ich mich bei dir.«
    Er sah sie nur an und

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