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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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und dessen Hals sich ein letztes Mal nach oben reckte, ohne Chance, dem nahen Ende etwas entgegensetzen zu können. Es war sein Lieblingsbild, eine Kopie von Picassos sterbendem Pferd, und er hatte im Moment weniger Schwierigkeiten als jemals zuvor, sich in das Tier hineinzuversetzen.
    »Ich kann nicht mehr. Es ist mir alles zu viel.« Michaelis machte einen Schritt nach vorn und setzte sich wieder auf den Stuhl am Schreibtisch.
    »Und deshalb schreist du mich so an?«
    Er sah verwirrt zu Manzetti. »Entschuldige. Aber …«
    »Was?«
    »Karin. Sie hat behauptet, dass du nur zu mir hältst, um mich letztendlich doch davon zu überzeugen, dass Kurt sich selbst erschossen hat.«
    Manzetti ging an Michaelis vorbei, stützte sich auf der Lehne des Ohrensessels ab und ließ sich dann in das Möbel fallen. »Und das hast du geglaubt?«
    »Ja. Oder hältst du einen Mord tatsächlich für wahrscheinlich?« Seine Augen waren voller Hoffnung.
    »Das ist schwer zu sagen. Bislang weiß ich noch nicht genug. Ich kenne nur die Ermittlungen gegen deinen Kurt wegen der Kinderpornogeschichte und das, was wir in der Blockhütte gefunden haben. Nämlich, dass beide durch einen Kopfschuss ums Leben gekommen sind. Dagegen stehen lediglich Bremers Behauptung, dass es eine Folter gegeben haben könnte, und unsere Spekulationen. Aber es gibt nichts, was wir bereits ermittelt hätten.«
    Michaelis starrte wieder vor sich hin. Andrea hatte ja Recht. Sie hatten noch nichts Greifbares, und das was er bislang zusammengetragen hatte, waren Indizien, die auch in jede andere Richtung interpretiert werden konnten. Selbst die Geschichte mit dem Testament. Er hob seinen Blick. »Was hast du denn zu Karin gesagt?«
    »Nichts. Sie wollte wissen, wie es Kerstin und den Mädchen geht.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Irgendwie war sie in Eile. Sie sagte, dass sie mit dir verabredet sei.«
    »Mit mir?« Michaelis fühlte sich, als säße er mit einer leeren Popkorntüte im falschen Film.
    »War sie das nicht?«
    »Nein«, sagte er. »Aber das ist jetzt auch egal. Lass uns endlich anfangen zu agieren und nicht nur zu reagieren.« Er ließ sein Hemd, das er noch immer in der linken Hand hielt, auf den Boden fallen. »Was sollten wir als Nächstes tun?«
    Manzetti musste nicht lange überlegen. Er hatte sofort eine Antwort, und das tat Michaelis unwahrscheinlich gut. »Vielleicht sollten wir damit anfangen, die Blockhütte deines Freundes genauer unter die Lupe zu nehmen?«
    »Und wie sollen wir das machen? Willst du da einbrechen?«
    Manzetti schüttelte den Kopf. »Frag doch einfach Nina Becher, ob sie dir den Schlüssel gibt.«
    Das war genial, zumal er sowieso mit Nina reden musste. »Mache ich. Noch was?«
    »Nein. Und ich werde deiner ehemaligen Kollegin Inka Schneider etwas ausführlicher auf den Zahn fühlen. Ich glaube, sie weiß mehr, als sie zugibt.«

14
    Da Lotte zufrieden war, dass die beiden sich wieder vertragen hatten, rückte sie, ohne Fragen zu stellen, erneut den Autoschlüssel heraus. Eine Viertelstunde später parkte Michaelis schon in Klein Kreutz, am Biohof von Nina Becher.
    Er war dieses Mal dort nicht allein zu Gast. Fast mitten auf der Betonfläche stand eine Biertischgarnitur, an der zwei erwachsene Pärchen saßen und sich angeregt unterhielten. Die beiden Männer miteinander und die beiden Frauen miteinander. Rechts davon, in dem Unterstand für Traktor und Hänger, tobten vier Kinder, von denen eines blond war und im Rollstuhl saß. Tim kreischte wie seine kleinen Kameraden und konnte sich vor Freude kaum halten. Es war ein schönes Bild und es enthielt eine klare Aussage – seine Mutter hatte bislang geschwiegen.
    »Heute ist schon geschlossen«, rief ihm Nina zu, als sie von den Grillwürsten und den Steaks aufsah und gerade dabei war, mit schäumendem Bier die Flammen auszuspritzen. »Aber kommen Sie doch und essen Sie mit uns.«
    Die vier Erwachsenen reckten nur kurz die Köpfe und setzten dann ihre Gespräche fort. Die Frauen unterbrachen sich nur mit einem nicht ganz ernst gemeinten: »Kinder, nicht so wild.«
    »Danke«, sagte Michaelis, als er Nina die Hand gab. »Gibt es einen Anlass?«
    »Nein. Nur Nachbarschaftspflege.«
    Damit klärte sich auch, wer die Gäste waren. Er klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch, wie man es aus der Kneipe kennt, und erntete freundliches Kopfnicken.
    »Darf ich Ihnen etwas helfen?«, fragte er wieder an Nina gewandt.
    »Nein, danke. Die Würste sind fertig und das Fleisch

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