Havelwasser (German Edition)
meiner Arbeit gefreut. Manch ein Kriminalist brennt förmlich auf meine Ergebnisse.“
„Ich auch“, beruhigte er. „Aber wenn doch sowieso dasselbe in den Berichten stehen wird. Außerdem kümmere ich mich im Augenblick erst mal um den Pfarrer.“
„Was für einen Pfarrer?“ Bremer fragte nach, weil er wohl im „Fonte“ doch zu betrunken gewesen war, um sich an die Einzelheiten ihres Gesprächs erinnern zu können.
Manzetti erzählte deshalb im Telegrammstil noch einmal von den Ergebnissen seiner Kollegen, bis der Assistent Bremers einen Metallwagen mit einer abgedeckten Leiche hereinbrachte.
„Danke, Achim. Und den Lehrer kannst du in die Kühlzelle schieben. Er wird hier im Augenblick nicht mehr gebraucht und soll ein bisschen verschnaufen.“
„Ist ja makaber“, sagte Manzetti und hielt die Luft an. Der süßliche Geruch trieb noch mehr Schweiß in sein Gesicht.
„Ist nur Schutz der eigenen Seele. Hört außerdem ja keiner.“
„Gut.“ Manzetti blies die angehaltene Luft aus. „Das, was jetzt folgt, sollte auch keiner hören. Also ohne Ihren Assistenten. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann werde ich die Ärmel hochkrempeln.“ Manzettis Augen traten allein bei der Formulierung dieses Gedankens etwas hervor.
„Nun bin ich gespannt, was Sie ….“ Noch bevor er aussprechen konnte, betrat der Assistent wieder den Raum, und er ließ sich widerspruchslos mit einer Handbewegung hinauswinken. Für Manzetti das sichere Zeichen, dass der alte Säufer trotz seines Lasters den Laden ganz gut im Griff hatte.
„So, Dottore. Wir entnehmen dem Körper jetzt ein bisschen Material und führen eine Isotopenanalyse durch.“
„Eine Isotopenanalyse? Manzetti, Sie überraschen mich wirklich. Alle Achtung.“
„Können Sie das in Ihrem Institut überhaupt?“
„Selbstverständlich. Aber was sagt der Staatsanwalt?“
„Ist gerade nicht zu erreichen!“, log Manzetti mit knappen Worten.
„Verstehe.“ Dr. Bremer nickte und murmelte mehr für sich selbst: „Ergo brauche ich Haare, Zähne und Nägel des Herrn Pfarrer. Wenn Sie so freundlich wären, euer Hochwürden? Sie bekommen alles wieder.“
Mit einer Zange und einer Schere entnahm der Mediziner alle Bausteine des menschlichen Körpers, die er zur Analyse benötigte. Da die Prozedur etwas rabiater als beim Zahnarzt ablief, betrachtete Manzetti währenddessen lieber durch das Fenster die Blumenrabatte auf dem Innenhof.
Die Handgriffe Bremers saßen, und er brauchte nicht lange. „Sie können wieder herkommen. Ich habe fertig.“ Dabei hielt er seine Proben, die mittlerweile in einem Glas deponiert waren, wie eine Trophäe in die Höhe und fragte dann: „Manzetti, was wollen Sie damit beweisen?“ In seiner Stimme klang eine gewisse Skepsis mit, aber seine wissenschaftliche Neugierde war geweckt.
Manzetti ging um den Tisch herum und befühlte die Hornhaut am rechten Knie des Toten, die ihn auf die Spur des Pfarrers gebracht hatte. Als ihm aber klar wurde, was er da gerade berührte, riss er seine Hand in die Höhe und bekam sofort Gänsehaut.
Bremer ließ ihm einige Sekunden, bevor er weitersprach. „Ich kann nach allen Isotopen suchen, die sich im Körper des Mannes abgelagert haben und die einen ungefähren Anhaltspunkt dafür geben, in welchen Regionen dieser Welt er sich aufgehalten hat. Wenn er mehr als ein paar Tage in Norditalien war, dann hat er durch Essen, Bodenkontakt und so weiter jede Menge Strontium aufgenommen, was ich im Übrigen sicherlich auch bei Ihnen finden würde. Aber das hilft Ihnen nicht besonders viel.“
„Genau das hoffe ich aber. Und Sie sind mir noch etwas schuldig, denken Sie daran.“
„Wenn es weiter nichts ist.“
„Ich bitte Sie aber noch um einiges mehr, mein Lieber“, sagte Manzetti und blickte den Arzt abwartend an.
„Okay. Mitgefangen, mitgehangen. Was machen wir noch an verbotenen Sachen?“ Bremer war voller neugieriger Erwartung und ließ das Skalpell zwischen seinen Fingern kreisen, wie Westernhelden ihren Colt.
„Suchen Sie nach Isotopen, die es nur an wenigen Orten dieser Welt gibt.“
„Und wie dann aber weiter?“
„Wenn Sie etwas gefunden haben, was nicht auf Deutschland schließen lässt, dann vergleichen Sie es mit Proben von Becker.“
„Verstehe. Was aber, wenn ich nichts finde oder nichts, was übereinstimmt, und die Opfer immer nur in dieser Gegend gelebt haben?“
„Bremer, zerbrechen Sie nicht schon jetzt meinen Strohhalm.“ Manzetti unterstützte seine Worte, indem er seine
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